Utopie Gesamtkunstwerk nähert sich einem Begriff, der seit über 100 Jahren heiß umstritten ist. Die Kunst der Avantgarde, in der die Idee des Gesamtkunstwerks ihre Blüte erlebte, hat eine erste Bedeutungsverschiebung des Begriffs als Einheit von Kunst und Leben behauptet. Der Wunsch, die Gesellschaft sozial lebenswerter zu machen und die Frage, welche Lebensmodelle heute noch oder wieder möglich sind, stehen seit Anbeginn der Moderne im Brennpunkt künstlerischen Schaffens. Mit gebotener Skepsis unternimmt die zeitgenössische Kunst wie auch ihre Theorie nun verstärkt eine Relektüre der Moderne, greift die Denkfigur Gesamtkunstwerk wieder auf und definiert dabei das Projekt neu. Gerade die jüngere Künstlergeneration hinterfragt das eigene Künstlerdasein unter ethischen Gesichtspunkten und diskutiert ein neues Verantwortungsbewusstsein in der Kunst. Die Frage nach dem Gesamtkunstwerk, der Neu- und Uminterpretation, ist dabei kunsthistorisch wie gesellschaftlich eine Frage, die neue Impulse setzen kann. Diese Publikation zur Ausstellung Utopie Gesamtkunstwerk fängt an, wo Der Hang zum Gesamtkunstwerk aufgehört hat und präsentiert anhand von über 50 Künstlern von den 50er Jahren bis heute einen aus zeitgenössischen Positionen gewonnenen neuen Blick auf die Idee des Gesamtkunstwerks wie auch ihrer Genese in den letzten 60 Jahren.