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Die dritte, überarbeitete und erweiterte Ausgabe des Vademekum DDR-Forschung verzeichnet über 700 Archive, Bibliotheken, Forschungseinrichtungen, Institutionen der politischen Bildungsarbeit, Museen und Gedenkstätten sowie Zeitschriften und nicht zuletzt eine Vielzahl von Vereinen, Verbänden und Initiativen, die sich alle im weiteren Sinne mit der DDR-Geschichte beschäftigen oder wichtige Materialien, Bücher, Dokumente, Daten etc. bereitstellen. Das Vademekum ist längst zu einem unverzichtbaren Handbuch für die Wissenschaft, die politische Bildung, die Medien sowie für zeithistorisch…mehr

Produktbeschreibung
Die dritte, überarbeitete und erweiterte Ausgabe des Vademekum DDR-Forschung verzeichnet über 700 Archive, Bibliotheken, Forschungseinrichtungen, Institutionen der politischen Bildungsarbeit, Museen und Gedenkstätten sowie Zeitschriften und nicht zuletzt eine Vielzahl von Vereinen, Verbänden und Initiativen, die sich alle im weiteren Sinne mit der DDR-Geschichte beschäftigen oder wichtige Materialien, Bücher, Dokumente, Daten etc. bereitstellen. Das Vademekum ist längst zu einem unverzichtbaren Handbuch für die Wissenschaft, die politische Bildung, die Medien sowie für zeithistorisch Interessierte geworden. Wer wissen möchte, wo über die politische Geschichte der DDR, die SED, die DDR-Kultur, das Grenzregime, die Staatssicherheit, die Landwirtschaft oder die Jugendkultur geforscht bzw. informiert wird, findet im Vademekum erschöpfend Auskunft.Mit seinen knappen, standardisierten Beschreibungen der Institutionen, ihrer Arbeits- oder Sammelschwerpunkte sowie Angaben zu den dort tätige n Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trägt das Vademekum zur Vernetzung und zum Austausch bei. Hilfreich ist es auch bei der Suche nach Kooperationspartnern in Wissenschaft, Publizistik und Bildung. Die Angaben gehen inzwischen auch über Deutschland hinaus und enthalten wichtige Informationen zu ausländischen Institutionen.
Autorenporträt
Ulrich Mählert: Jahrgang 1968, Studium der Politischen Wissenschaften, Anglistik und Germanistik an der Universität Mannheim, 1994 Promotion, bis 1998 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Mannheimer Arbeitsbereich DDR-Geschichte, seit 1999 Referent für Wissenschafts- und Archivförderung sowie internationale Zusammenarbeit in der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. 1998/99 Organisation des Geschichtsforums 1949/89/99 "Getrennte Vergangenheit - Gemeinsame Geschichte" in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.09.1998

Unter einem Deckel
DDR-Forschung, Menschenrechte und Bürgerwürden

Ulrich Mählert (Herausgeber): Vademekum DDR-Forschung. Ein Leitfaden zu Archiven, Forschungseinrichtungen, Bibliotheken, Einrichtungen der politischen Bildung, Vereinen, Museen und Gedenkstätten. Leske+Budrich, Opladen 1997. 352 Seiten, 48,- Mark.

Vademekum, zu deutsch: geh mit mir, ist gemeinhin als Gurgelmittel bekannt geworden, das bei schlechtem Mundgeruch für frischen Atem sorgt. Dem Wandel der Zeit gemäß wird jüngeren Menschen das Mittel inzwischen auch in Kaugummiform angeboten. Welche Winde heutzutage in der DDR-Forschung wehen und was dort mitunter auch wiedergekäut wird, ist dem Ratgeber "Vademekum DDR-Forschung" zu entnehmen, einem Adreßbuch, das nahezu komplett alle Einrichtungen auflistet, die sich mit dem Erbe der zweiten deutschen Diktatur herumschlagen: Archive und Forschungseinrichtungen, so ziemlich alle ganz- oder halboffiziellen, offiziösen, seriösen, parteilichen und überparteilichen Stifungen, Vereine, Vereinigungskriminalitätsverfolger, Aufarbeitungs- und Schlußstrichgruppen, Gedenkorte, Staats- und Selbsthelfer, Versöhnungs- und Wahrheitssucher. Dem Herausgeber und seinem Computer ist es gelungen, alles unter einen Deckel zu bringen, was im wirklichen Leben, außerhalb des Vademekums, kaum zusammen geht.

Zu Diensten

So steht auf einem Blatt - dem Alphabet sei Dank oder Fluch - der philokommunistische "Kautsky-Bernstein-Kreis e.V." mit dem antikommunistischen "Kurt-Schumacher-Kreis". Als Ansprechpartner des ersten wird Dr. rer. pol. Manfred Uschner genannt, früher Referent des SED-Politbüromitgliedes Hermann Axen; als Ansprechpartner des zweiten Hermann Kreutzer, ehedem Mitarbeiter des SPD-Ostbüros und Staatssekretär im gesamtdeutschen Ministerium. Beide reagierten gegensätzlich auf Wandel durch Annäherung. Hermann Kreutzer trat wegen des Wandels aus der SPD aus, Manfred Uschner dagegen wegen der Annäherung ein.

Das Vademekum bietet zu jeder Einrichtung: Namen, Postanschrift, Bundesland, Telefon, Leiter/in, Ansprechpartner/in, Mitarbeiter/innen, Finanzierung, Arbeitsschwerpunkte, Öffnungszeiten, vorhandene Archiv- und Bibliotheksbestände, Finanzierung sowie ab und zu "Sonstiges", was keine obligatorische Rubrik, aber zuweilen die interessanteste ist.

Zum Beispiel erhält man über das "Insiderkomitee zur Förderung der kritischen Aufarbeitung der Geschichte des MfS e.V." - einer Männergruppe, in der sich ehemalige Staatssicherheits-Offiziere ihrer Selbstfindung hingeben - unter "Sonstiges" die Auskunft: "Das Insiderkomitee hat sich mit rechtsgültigem Beschluß der Mitgliederversammlung vom 12. 04. 1997 von einem eingetragenen Verein umgebildet in eine Arbeitsgemeinschaft im Rahmen der ,Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrechten und Menschenwürde e.V. (GBM)'." Wer genauer wissen will, wie sich MfS-Offiziere im Ruhestand nach "rechtsgültigem Beschluß" dem Schutz von Bürgerrechten und Menschenwürde widmen, kann dem Vademekum Fax- und Telefonnummer entnehmen, unter der als Ansprechpartner ein vormaliger Aufklärer der MfS-Spionageabteilung zu Diensten steht.

Alles Erforderliche

Eine bedeutende Institution, deren Archiv vielfach den Nachweis von Vergehen gegen Bürgerrechte und Menschenwürde überhaupt erst möglich gemacht hat, ist im Vademekum leider nicht auffindbar: die Zentrale Erfassungsstelle der Landesjustizverwaltungen, früher Salzgitter, heute Braunschweig. Sie wurde auf Initiative des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Willy Brandt, 1961 in absichtsvoller Parallele zur Ludwigsburger Erfassungsstelle für NS-Verbrechen eingerichtet. Brandt hielt es damals für notwendig, "schon jetzt alles Erforderliche zu tun, um zu gegebener Zeit diejenigen Organe und Beauftragten des Pankower Regimes, die sich im Zuge der jüngsten Gewaltmaßnahmen zu Straftaten haben hinreißen lassen oder dies künftig tun, zur Verantwortung zu ziehen." So geschah es, in Salzgitter wurden die Straftaten an der innerdeutschen Grenze sowie staatliche Unrechtshandlungen in der DDR erfaßt und archiviert. Der SED war die von Bund und Ländern unterhaltene Dienststelle stets ein Dorn im Auge, seit 1985 auch der SPD. Bis 1989 stellten alle SPD-regierten Bundesländer die Finanzierung der Erfassungsstelle ein. Sie hat dennoch die DDR überlebt und mit rund 42 000 dokumentierten Unrechtshandlungen ihren Teil dazu beigetragen, daß am Ende doch noch zahlreiche Täter und Hintermänner ermittelt, beim Namen genannt und zur Verantwortung gezogen werden konnten. Auch das ist DDR-Forschung.

Jochen Staadt

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