Ist es möglich, einen Berg zu denken, zu dem das Tal fehlt? Wenn man sich Gott und die Welt vorstellen kann, kann man sich z. B. nicht Gott ohne die Welt vorstellen: Was einem vorschwebt, von A bis Z, erscheint oft realer als das, was vor Augen bloß irritiert.
Einmal waren Berge Berge, die Täler waren Täler. Nachdem es mehr Dinge zwischen Grund und Grat gibt, als wir träumen können, sind Berge weder Berge noch Abgründe Abgründe: Was einem blüht, mag zugleich auch blühendes Tal sein. In aller Stille rufen Laute einander auf und zu, kaum wahrnehmbar noch, tief von innen und unten. Nachtwach, in Sprache, schwellen die Intervalle an, stets fügt sich eine zweite Stimme zur ersten, dann noch eine, und dann noch und noch: wie ein Echo das Offene durch Wiederholung der Beschränkung auskostet, aber auf immer weniger Wirklichkeit trifft.
In Oswald Eggers Val di Non wird man fabelhaft wandern oder einfach nur spazieren gehen. Ein Buch, reich bebildert und illustriert mit zig Einstiegen und auch Verstiegenheiten, mit stillen Verstolperungen hinein in eine unfassbare Fundlandschaft aus Wunderbarem: Wie das wohl sein wird - gelebt zu haben, ohne gewesen zu sein.
Einmal waren Berge Berge, die Täler waren Täler. Nachdem es mehr Dinge zwischen Grund und Grat gibt, als wir träumen können, sind Berge weder Berge noch Abgründe Abgründe: Was einem blüht, mag zugleich auch blühendes Tal sein. In aller Stille rufen Laute einander auf und zu, kaum wahrnehmbar noch, tief von innen und unten. Nachtwach, in Sprache, schwellen die Intervalle an, stets fügt sich eine zweite Stimme zur ersten, dann noch eine, und dann noch und noch: wie ein Echo das Offene durch Wiederholung der Beschränkung auskostet, aber auf immer weniger Wirklichkeit trifft.
In Oswald Eggers Val di Non wird man fabelhaft wandern oder einfach nur spazieren gehen. Ein Buch, reich bebildert und illustriert mit zig Einstiegen und auch Verstiegenheiten, mit stillen Verstolperungen hinein in eine unfassbare Fundlandschaft aus Wunderbarem: Wie das wohl sein wird - gelebt zu haben, ohne gewesen zu sein.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Oswald Eggers neuer Prosaband "Val di non" könnte auch als Bildband durchgehen, informiert Rezensent Tobias Lehmuhl: Finden sich doch auf den oberen zwei Dritteln jeder Seite der hier versammelten knapp zweihundert Prosastücke geometrische Zeichnungen, die Wurzelgeflechten, Quallen oder Zellstrukturen ähneln, fährt der Kritiker fort. Mit Eggers Sprachspielereien hat Lehmkuhl ebenfalls seine Freude, auch verdankt er diesem Band neue Wörter aus Alpendialekten oder alpinen Spezialsprachen. Zugleich muss der Rezensent allerdings gestehen, dass bei all dem Bild-, Klang- und Erfindungsreichtum von Eggers Sprache "Anschaulichkeit" und Botschaft auf der Strecke bleiben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Oswald Egger ist ein Grenzgänger zwischen Literatur und Wissenschaft, zwischen bildender Kunst und Klangkunst.« Tobias Lehmkuhl Süddeutsche Zeitung 20180227