Täglich nehmen wir als Gesprächspartner teil an den verschiedensten Kommunikationssituationen. Unser Verhalten passen wir der jeweiligen Situation an, wie steht es jedoch mit unserer Sprechweise? Gibt es charakteristische Merkmale, nach denen Sprache einzelner Kommunikationssituationen gegeneinander abgegrenzt werden kann? Möglicherweise ist unsere Sprechweise aber auch stets unverändert. Sind wir dabei in der Lage, bei uns selbst oder bei unserem Gesprächspartner Unterschiede wahrzunehmen? Auch für die Sprachtechnologie ist diese Fragestellung von großer Bedeutung. Sprache soll maschinell übersetzt werden und muss somit "verstanden" werden; synthetische Sprache soll "echt" klingen. Die Studie analysiert 4 verschiedene Dialogformen, die von jeweils 7 Sprecherpaaren aufgezeichnet wurden. Spontansprache in freier Form und unter kontrollierten Bedingungen wird mit Lesesprache verglichen. Die Dialogäußerungen werden in ihrer Grobstruktur nach Sprechtempo und Pausensetzung untersucht. Die phonetische Feinanalyse beobachtet und beschreibt artikulatorische Reduktionen, differenziert nach Lkategorien. Auch die Stimmqualität wird analysiert. Hörerurteile sollen zeigen, inwieweit es möglich ist, Spontansprache und Lesesprache gegeneinander abzugrenzen. Theoretisch befasst sich die Studie mit der Problematik, Sprache als kontinuierlichen Ablauf in Le zu zerlegen und zu messen. Der Beschreibung artikulatorischer Variabilität geht eine Diskussion normativer Aussprache voraus. Des weiteren werden Vorzüge und Grenzen der Datenerhebung diskutiert und die Frage nach einer Definition von Sprechstilen behandelt. Die in der Sprachtechnologie anzutreffende Dichotomie zwischen spontaner und gelesener Sprache wird kritisch beleuchtet.