Produktdetails
- Verlag: Collection Rolf Heyne
- ISBN-13: 9783899103731
- Artikelnr.: 23380011
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.09.2008Der Koch grüßt seine Fans
Haben Köche Fans? Nicht Verehrer oder Bewunderer, sondern Fans so wie Brat Pitt und Tokio Hotel? Kolja Kleeberg, der Chef des Berliner Gourmetrestaurants "Vau" und Dauergast in Fernsehkochsendungen, muss sie haben; sonst gäbe es dieses Buch nicht. Seine Fans werden es großartig finden. Alle anderen haben es schwerer. Es ist eine opulente Selbstinszenierung auf vierhundert wunderbar fotografierten Seiten, das Selbstporträt eines Küchenstars, der leichtfüßig die Balance zwischen Selbstbewusstsein und Selbstironie, Offenheit und Eitelkeit, Manierismus und Enthusiasmus hält. Er plaudert so freizügig über sich, als sitze er in einer Talkshow, lässt uns wissen, dass er eigentlich Nikolaus heißt, ein fauler Schüler, eifriger Gitarrist, leidenschaftlicher Pfadfinder und frustrierter Theaterinspizient war und nur deswegen Koch geworden ist, weil sein Talent für die Schauspielerei nicht reichte. Jetzt steht er - vielleicht aus Trotz - wie Fred Astaire im weißen Dandy-Anzug vor dem Charlottenburger Schloss und verdeckt mit einem Hut kokett sein Gesicht. Das macht aber nichts, denn sein sympathisches Lächeln sieht man in dem Buch sehr, sehr oft. Als bescheidener Amateurkoch wünschte man sich, lieber öfter ein Foto des einen oder anderen Gerichtes zu sehen als schon wieder eines von dessen Schöpfer. Noch viel schmerzlicher vermisst man ein Rezeptverzeichnis. Warum fehlt es? Soll man Kleeberg nicht nachkochen? Das wäre ein Jammer, denn sein Stil ist verblüffend - keine große Oper, eher Kammermusik, wenige Zutaten, doch diese exakt aufeinander abgestimmt. Er mag den spielerischen Umgang mit den kulinarischen Traditionen, kennt keine Ehrfurchtsstarre vor der Haute Cuisine, sondern benutzt sie als willkommenes Requisit. Kleeberg verfeinert Berliner Imbissbudenklassiker genauso, wie er die heiligen Kühe der französischen Hochküche variiert, geliert Hummer lauwarm in Borschtsch und serviert den Kalbskopf als Stulle mit sautierten Langostinos. Und er verrät so großzügig Tipps aus der hohlen Hand, wie es nur jemand kann, der mit Haut und Haaren und dem ganzen Herzen Koch ist - und kein telegener Kochselbstdarsteller, auch wenn man manchmal genau diesen Eindruck hat.
str.
"Kolja Kleeberg - das Kochbuch" von Kolja Kleeberg, mit Texten von Ingo Swoboda und Fotografien von Luzia Ellert. Collection Heyne, München 2008. 414 Seiten, zahlreiche Fotografien. Gebunden, 58 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Haben Köche Fans? Nicht Verehrer oder Bewunderer, sondern Fans so wie Brat Pitt und Tokio Hotel? Kolja Kleeberg, der Chef des Berliner Gourmetrestaurants "Vau" und Dauergast in Fernsehkochsendungen, muss sie haben; sonst gäbe es dieses Buch nicht. Seine Fans werden es großartig finden. Alle anderen haben es schwerer. Es ist eine opulente Selbstinszenierung auf vierhundert wunderbar fotografierten Seiten, das Selbstporträt eines Küchenstars, der leichtfüßig die Balance zwischen Selbstbewusstsein und Selbstironie, Offenheit und Eitelkeit, Manierismus und Enthusiasmus hält. Er plaudert so freizügig über sich, als sitze er in einer Talkshow, lässt uns wissen, dass er eigentlich Nikolaus heißt, ein fauler Schüler, eifriger Gitarrist, leidenschaftlicher Pfadfinder und frustrierter Theaterinspizient war und nur deswegen Koch geworden ist, weil sein Talent für die Schauspielerei nicht reichte. Jetzt steht er - vielleicht aus Trotz - wie Fred Astaire im weißen Dandy-Anzug vor dem Charlottenburger Schloss und verdeckt mit einem Hut kokett sein Gesicht. Das macht aber nichts, denn sein sympathisches Lächeln sieht man in dem Buch sehr, sehr oft. Als bescheidener Amateurkoch wünschte man sich, lieber öfter ein Foto des einen oder anderen Gerichtes zu sehen als schon wieder eines von dessen Schöpfer. Noch viel schmerzlicher vermisst man ein Rezeptverzeichnis. Warum fehlt es? Soll man Kleeberg nicht nachkochen? Das wäre ein Jammer, denn sein Stil ist verblüffend - keine große Oper, eher Kammermusik, wenige Zutaten, doch diese exakt aufeinander abgestimmt. Er mag den spielerischen Umgang mit den kulinarischen Traditionen, kennt keine Ehrfurchtsstarre vor der Haute Cuisine, sondern benutzt sie als willkommenes Requisit. Kleeberg verfeinert Berliner Imbissbudenklassiker genauso, wie er die heiligen Kühe der französischen Hochküche variiert, geliert Hummer lauwarm in Borschtsch und serviert den Kalbskopf als Stulle mit sautierten Langostinos. Und er verrät so großzügig Tipps aus der hohlen Hand, wie es nur jemand kann, der mit Haut und Haaren und dem ganzen Herzen Koch ist - und kein telegener Kochselbstdarsteller, auch wenn man manchmal genau diesen Eindruck hat.
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"Kolja Kleeberg - das Kochbuch" von Kolja Kleeberg, mit Texten von Ingo Swoboda und Fotografien von Luzia Ellert. Collection Heyne, München 2008. 414 Seiten, zahlreiche Fotografien. Gebunden, 58 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main