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Den Glutkern des Buches bildet ein Paar, das allein auf der Welt ist: Zwei Männer, die sich miteinander unterhalten. Ein paar Worte nur, dann zieht der eine seine Pistole und feuert einen Schuß ab. Der andere fällt in eine Hecke, doch als er wieder auf den Füßen steht, ist der Angreifer verschwunden. Der Überlebende hätte allen Grund, um den Schützen einen Bogen zu machen. Doch dieser ist sein Schwiegervater, besser: sein ehemaliger Schwiegervater.

Produktbeschreibung
Den Glutkern des Buches bildet ein Paar, das allein auf der Welt ist: Zwei Männer, die sich miteinander unterhalten. Ein paar Worte nur, dann zieht der eine seine Pistole und feuert einen Schuß ab. Der andere fällt in eine Hecke, doch als er wieder auf den Füßen steht, ist der Angreifer verschwunden. Der Überlebende hätte allen Grund, um den Schützen einen Bogen zu machen. Doch dieser ist sein Schwiegervater, besser: sein ehemaliger Schwiegervater.
Autorenporträt
Patricia Highsmith, geboren 1921 in Fort Worth/Texas, wuchs in Texas und New York auf und studierte Literatur und Zoologie. Erste Kurzgeschichten schrieb sie an der Highschool, den ersten Lebensunterhalt verdiente sie als Comictexterin, und den ersten Welterfolg erlangte sie 1950 mit ihrem Romanerstling ¿Zwei Fremde im Zug¿, dessen Verfilmung von Alfred Hitchcock sie über Nacht weltberühmt machte. Patricia Highsmith starb 1995 in Locarno.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.01.2006

Band 3
Ein Atemhauch am Markusplatz
Patricia Highsmiths „Venedig kann sehr kalt sein”
„Er betrat das riesige Rechteck des Platzes. In seinen Ohren hallte der weite Raum wie ein ,Aaahh’, wie das endlose Ausatmen eines Geistes.” Wer in Highsmiths Roman Atmosphärisches sucht, gar venezianisches Flair, muss sich mit dieser einzigartigen Schilderung des Platzes vor San Marco begnügen. Zwar wird der Leser überreich durch die Nennung der berühmtesten Hotels und Schauplätze aus der touristischen Requisitenkammer versorgt, aber das sind obligatorische Nachweise für die Forschungen der Autorin vor Ort. Die Topografie der Stadt erscheint, im Kontrast zu ihrem beflügelnden oder schmalzigen Image, rigoros als das, was Patricia Highsmith an ihr interessiert: ein verbürgtes, objektiv stabiles System, in dem sich zwei zur wechselseitigen Ermordung entschlossene Männer nach den Gesetzen einer wahnhaften Choreografie bespitzeln.
Dabei funktionieren die Betätigungen der handelnden Personen und ihrer Freunde wie das lokale Namedropping. Die Automatik von Ausgehen und Einkehren dieser Bessergestellten, ihr Mantelan- und Bademantelausziehen, ihr Bloody-Mary-Ordern, das ganze L’art pour l’art der gesellschaftlichen Verrichtung von Müßiggängern spendet, da es keinen weiteren Sinn zu geben scheint, auch dem Leser mondäne Gemütlichkeit, außerhalb derer das schiere Nichts droht. Selbst die freiwillig aus dem Leben geschiedene Peggy, Tochter von Coleman, Ehefrau von Ray und Grund für die Fixiertheit der beiden, einerseits von Rach-, andererseits von Rechtfertigungssucht getriebenen Männer, bleibt lange Zeit geheimnisvoll zentrale Leerzone des Romans. So weit zum Unklassischen - alles andere jedoch ist überaus klassisch. Etwa die exakt abgestimmte Gegenpoligkeit im Temperament der Männer - stark, unbeherrscht der Schwiegervater, schwach, zögernd der Ehemann - und konterkarierend die Parallelität ihrer Schicksale, beider Abstieg aus dem Areal verwöhnter Amerikaner in die Anonymität und Armut der Einheimischen.
Doch es ist Peggy, die die höchst wirksame Hintergrundgestalt des Buches und seines verbissenen Lauerns ist, seine, nun also doch, „Seele”, nach der Coleman wütend verlangt. Und um die Ray sich nie bemüht hat - nur langsam dämmert dem jungen Ehemann der Zusammenhang zwischen Peggys sexueller Unersättlichkeit und ihrer Unzufriedenheit mit der Sexualität, mit den Angeboten der Welt generell. Und sehr unterschwellig hält die Metaphysik, halten Begriffe wie „Minne” und „mea culpa” Einzug in die harmlose Dinglichkeit seiner Weltvorstellung. Das zum Schluss noch einmal - und jetzt wohl verständiger - gehörte „Aaahh” des Markusplatzes gibt Ray „kurz das Gefühl, kleiner zu sein, dann aber irgendwie neue Energie.”
Mit nichts hätte uns Highsmith im Regelwerk der so elegant geschilderten Lebensvollzüge pointierter, kühner überraschen können als mit jenem „Ausatmen eines Geistes”, das wir eventuell Seele nennen.
BRIGITTE KRONAUER
Patricia Highsmith
Foto: S. Sassen, Diogenes
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"Mehr und mehr schreibt Patricia Highsmith, eine Künstlerin hohen Grades, ihr Universum Schritt um Schritt auf Grundkonstellationen reduzierend. Von Anfang an hat sie nur eine Frage bewegt: Welche besonderen Umstände, Ereignisse, Antriebe können einen Durchschnittsmenschen dazu bringen, einen Mord zu begehen? Patricia Highsmiths ganze, nicht zu unterschätzende Kunst besteht darin, singuläre Verbrechen psychologisch plausibel zu machen: aus reinem Hass, aus verzweifeltem Rachedurst, archaisch, für unsere Zweckjustiz kaum zu begreifen." (Die Weltwoche)

"In ihrem Psycho-Thriller, inszeniert mit amerikanischen Europabummlern vor gespenstisch verschwommenen Kulissen, bedarf die Schuld-und-Sühne-Virtuosin Patricia Highsmith wahrhaft keiner Leichen, um Hochspannung zu erzeugen und ihren Lesern glaubhaft zu versichern: In der italienischen Atmosphäre dieses Abends war ... nichts unmöglich.
Unmöglich, von so viel krimi-kunstvoller Seelenzerfaserung nicht gefesselt zu sein." (DerSpiegel)

"P atricia Highsmiths Roman Venedig kann sehr kalt sein gehört zu den Klassikern des Genres. Eine beklemmende psychologische Studie." (Salzburger Nachrichten)