Kultkrimis in edler Sonderausstattung
Zwei Bestseller der Kultautorin in einem Band
im Sonderformat mit Hochglanzprägung in Bronzeoptik mit Lesebändchen Venezianisches Finale: Skandal im Opernhaus La Fenice - in der Pause zu "La Traviata" wird der Stardirigent Helmut Wellauer vergiftet aufgefunden. Commissario Brunetti muss bald erkennen, dass mehrere Menschen aus Wellauers Umfeld ein Motiv gehabt hätten, den Künstler zu ermorden.
Endstation Venedig: Die aufgedunsene Leiche eines jungen Mannes schwimmt in einem Kanal Venedigs. Brunetti hat einen harten und gefährlichen Fall vor sich, da scheinbar die Mafia, amerikanisches Militär und der italienische Machtapparat in den Mord verwickelt sind.
Zwei Bestseller der Kultautorin in einem Band
Endstation Venedig: Die aufgedunsene Leiche eines jungen Mannes schwimmt in einem Kanal Venedigs. Brunetti hat einen harten und gefährlichen Fall vor sich, da scheinbar die Mafia, amerikanisches Militär und der italienische Machtapparat in den Mord verwickelt sind.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.08.2006Band 33
Der letzte Vorhang fällt
Donna Leons „Venezianisches Finale”
Im berühmten venezianischen Opernhaus „La Fenice” herrscht angespannte Stille. Der Pausengong ist verklungen, die Lichter sind gelöscht. Alles ist bereit für den dritten Akt von Verdis „La Traviata”. Es ist der Moment vor dem ersten Ton, der Moment, in dem das Publikum den Atem anhält, in dem sein Herzschlag vor Anspannung einen Moment auszusetzen scheint. Doch wo sonst die ersten Takte erklingen, da setzt in „Venezianisches Finale” tatsächlich ein Herzschlag aus. Denn in dem Moment, da endlich die unerträglich lang gedehnte Stille einem verwunderten Tuscheln weicht, da der Intendant Fasini vor den Vorhang tritt, um dem unruhig gewordenen Publikum mitzuteilen, dass der Meisterdirigent Wellauer für den Rest der Vorstellung von einem Kollegen vertreten werde, weiß der Intendant bereits, dass Wellauer tot in seiner Garderobe liegt. Noch während die Vorstellung unter dem Ersatzdirigenten läuft, stellen eine Ärztin und der hinzugerufene Kommissar Brunetti fest, dass Wellauer offensichtlich mit Zyankali vergiftet worden ist.
In Donna Leons erstem Krimi geht es um große Kunst, Eifersucht, versteckte Liebschaften und düstere Geheimnisse aus der Vergangenheit. Das altehrwürdige Opernhaus, die vielgesichtige Stadt Venedig als Schauplatz eines Giftmords zu den Klängen von „La Traviata”: Alles ist hier große Bühne, großes Gefühl. Schnell wird dem Leser klar, dass es hier um mehr geht als nur einen bestimmten Mordfall. Es geht hier nicht allein um Helmut Wellauer, der vergiftet worden ist. Es geht um einen großen deutschen Künstler, dessen maskenhaftes Leben wie einst das von Thomas Manns Novellenfigur Aschenbach sein Ende ausgerechnet in der Stadt der Verkleidungen findet, es geht um einen weiteren Tod in Venedig.
Je länger man dem sympathisch durchschnittlichen Kommissar Brunetti auf seiner Suche nach Verdächtigen folgt - könnte die Ehefrau ein Motiv haben, die gekränkte Sängerin, die ehemalige Geliebte? -, desto deutlicher spürt man, dass Leon hier zwei unterschiedliche Lebensentwürfe gegenüberstellt. Der Stardirigent und der trottelige Ermittler, sie könnten kaum unterschiedlicher sein: Der Perfektionist Wellauer lebte allein für seine Kunst, war so sehr vergeistigt, dass er kaum noch Mensch war. Brunetti dagegen steht mit beiden Beinen in seinem chaotischen Leben voller Kindergenörgel und Ehekrisen. Es mag kein Zufall sein, dass in Leons Krimi der kühle Künstler ausgerechnet Deutscher ist und der unorthodoxe, lebenslustige Ermittler Italiener - mit diesen beiden unterschiedlichen Charakteren stellt Leon auch unterschiedliche Typen gegenüber. Dieser Tod in Venedig ist ein symbolischer: Er ist das Scheitern des perfektionistischen Künstlers angesichts des chaotischen Lebens. Ein Künstler, der seine Kunst kontrolliert wie Wellauer und sich nicht hin und wieder dem Zufall, der Intuition überlässt wie Brunetti, der muss schließlich scheitern.
Leon scheint diese Weisheit in ihrem Debüt selbst zu berücksichtigen. Ihr Krimi ist alles andere als kühl berechnete Literatur: Er führt manch überflüssiges Detail ein und schreckt auch nicht vor Klischees zurück. Zugleich aber präsentiert er keine Typen, sondern Menschen, die bei aller symbolischen Bedeutung aus Fleisch und Blut sind, die uns nahe gehen, abstoßen, anrühren und eine literarische Welt bevölkern, die pathetisch, emotional und manchmal einfach chaotisch ist wie eine Verdi-Oper - oder das Leben selbst.
HANNELORE ELSNER
Donna Leon
Foto: Jerry Bauer
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Der letzte Vorhang fällt
Donna Leons „Venezianisches Finale”
Im berühmten venezianischen Opernhaus „La Fenice” herrscht angespannte Stille. Der Pausengong ist verklungen, die Lichter sind gelöscht. Alles ist bereit für den dritten Akt von Verdis „La Traviata”. Es ist der Moment vor dem ersten Ton, der Moment, in dem das Publikum den Atem anhält, in dem sein Herzschlag vor Anspannung einen Moment auszusetzen scheint. Doch wo sonst die ersten Takte erklingen, da setzt in „Venezianisches Finale” tatsächlich ein Herzschlag aus. Denn in dem Moment, da endlich die unerträglich lang gedehnte Stille einem verwunderten Tuscheln weicht, da der Intendant Fasini vor den Vorhang tritt, um dem unruhig gewordenen Publikum mitzuteilen, dass der Meisterdirigent Wellauer für den Rest der Vorstellung von einem Kollegen vertreten werde, weiß der Intendant bereits, dass Wellauer tot in seiner Garderobe liegt. Noch während die Vorstellung unter dem Ersatzdirigenten läuft, stellen eine Ärztin und der hinzugerufene Kommissar Brunetti fest, dass Wellauer offensichtlich mit Zyankali vergiftet worden ist.
In Donna Leons erstem Krimi geht es um große Kunst, Eifersucht, versteckte Liebschaften und düstere Geheimnisse aus der Vergangenheit. Das altehrwürdige Opernhaus, die vielgesichtige Stadt Venedig als Schauplatz eines Giftmords zu den Klängen von „La Traviata”: Alles ist hier große Bühne, großes Gefühl. Schnell wird dem Leser klar, dass es hier um mehr geht als nur einen bestimmten Mordfall. Es geht hier nicht allein um Helmut Wellauer, der vergiftet worden ist. Es geht um einen großen deutschen Künstler, dessen maskenhaftes Leben wie einst das von Thomas Manns Novellenfigur Aschenbach sein Ende ausgerechnet in der Stadt der Verkleidungen findet, es geht um einen weiteren Tod in Venedig.
Je länger man dem sympathisch durchschnittlichen Kommissar Brunetti auf seiner Suche nach Verdächtigen folgt - könnte die Ehefrau ein Motiv haben, die gekränkte Sängerin, die ehemalige Geliebte? -, desto deutlicher spürt man, dass Leon hier zwei unterschiedliche Lebensentwürfe gegenüberstellt. Der Stardirigent und der trottelige Ermittler, sie könnten kaum unterschiedlicher sein: Der Perfektionist Wellauer lebte allein für seine Kunst, war so sehr vergeistigt, dass er kaum noch Mensch war. Brunetti dagegen steht mit beiden Beinen in seinem chaotischen Leben voller Kindergenörgel und Ehekrisen. Es mag kein Zufall sein, dass in Leons Krimi der kühle Künstler ausgerechnet Deutscher ist und der unorthodoxe, lebenslustige Ermittler Italiener - mit diesen beiden unterschiedlichen Charakteren stellt Leon auch unterschiedliche Typen gegenüber. Dieser Tod in Venedig ist ein symbolischer: Er ist das Scheitern des perfektionistischen Künstlers angesichts des chaotischen Lebens. Ein Künstler, der seine Kunst kontrolliert wie Wellauer und sich nicht hin und wieder dem Zufall, der Intuition überlässt wie Brunetti, der muss schließlich scheitern.
Leon scheint diese Weisheit in ihrem Debüt selbst zu berücksichtigen. Ihr Krimi ist alles andere als kühl berechnete Literatur: Er führt manch überflüssiges Detail ein und schreckt auch nicht vor Klischees zurück. Zugleich aber präsentiert er keine Typen, sondern Menschen, die bei aller symbolischen Bedeutung aus Fleisch und Blut sind, die uns nahe gehen, abstoßen, anrühren und eine literarische Welt bevölkern, die pathetisch, emotional und manchmal einfach chaotisch ist wie eine Verdi-Oper - oder das Leben selbst.
HANNELORE ELSNER
Donna Leon
Foto: Jerry Bauer
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