Nach ihrer Heirat mit Daniel Spoerri war Vera Mercer Teil der Pariser Künstleravantgarde der frühen 1960er Jahre; sie porträtierte Marcel Duchamp und Robert Filliou, Niki de Saint-Phalle, Jean Tinguely und immer wieder Spoerri. Parallel zu diesen Porträts fotografierte sie auch die alten Pariser Markthallen kurz vor deren Abriss. Hier begegnete sie erstmals einem Thema, das sie seitdem beschäftigt: Nahrung wie Früchte und Gemüse, Fleisch und Fisch im ganzen Stück oder in Teilen und das spätere Arrangement im heimischen Studio. Vera Mercer stellt sich mit ihren Blumen-, Früchte- und Tierstillleben jenseits zeitgenössischer Kunstmoden, eher lassen sich Bezüge zur Kunstgeschichte herstellen. Klassische Vanitasmotive wie Schädel oder halb heruntergebrannte Kerzen gemahnen - als memento mori - symbolhaft an die eigene Sterblichkeit.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.04.2010Aus dem Küchenstudio
Das Stillleben war immer das Genre, das dem Tod ein ewiges Leben schenkt. Da mögen Fliegen über das Wildbret krabbeln, mag Obst verwesen und mögen Blumen verblühen, im letzten Moment aber ist die Schönheit noch gebannt, und das memento mori blickt nur scheu zwischen den Zutaten hervor. Zutaten? Die Stillleben von heute erzählen vor allem vom Genuss - und von der Küche. Das ist auch bei der Fotografin Vera Mercer so. Als Frau des Künstlers Daniel Spoerri hat sie in den sechziger Jahren in Paris vor allem dessen Werke und Kollegen aufgenommen, war aber auch in den alten Markthallen unterwegs, kurz bevor sie abgerissen wurden. Dort entdeckte sie ihre Leidenschaft für Tierkörper und gutes Essen, was wiederum zur Eröffnung mehrerer Restaurants führte - in Amerika, wo sie mit ihrem zweiten Ehemann wohnt. Ein wunderschöner Bildband folgt nun ihrem Leben zwischen alten Marktauslagen, barocker Kunst und gehobener Küche. Im Zentrum stehen überfrachtete Arrangements - kurz vor der Speisenzubereitung. (F.L.)
"Vera Mercer" herausgegeben von Matthias Harder. Kehrer Verlag, Heidelberg 2010. 108 Seiten, 61 Abbildungen. Gebunden, 25 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Stillleben war immer das Genre, das dem Tod ein ewiges Leben schenkt. Da mögen Fliegen über das Wildbret krabbeln, mag Obst verwesen und mögen Blumen verblühen, im letzten Moment aber ist die Schönheit noch gebannt, und das memento mori blickt nur scheu zwischen den Zutaten hervor. Zutaten? Die Stillleben von heute erzählen vor allem vom Genuss - und von der Küche. Das ist auch bei der Fotografin Vera Mercer so. Als Frau des Künstlers Daniel Spoerri hat sie in den sechziger Jahren in Paris vor allem dessen Werke und Kollegen aufgenommen, war aber auch in den alten Markthallen unterwegs, kurz bevor sie abgerissen wurden. Dort entdeckte sie ihre Leidenschaft für Tierkörper und gutes Essen, was wiederum zur Eröffnung mehrerer Restaurants führte - in Amerika, wo sie mit ihrem zweiten Ehemann wohnt. Ein wunderschöner Bildband folgt nun ihrem Leben zwischen alten Marktauslagen, barocker Kunst und gehobener Küche. Im Zentrum stehen überfrachtete Arrangements - kurz vor der Speisenzubereitung. (F.L.)
"Vera Mercer" herausgegeben von Matthias Harder. Kehrer Verlag, Heidelberg 2010. 108 Seiten, 61 Abbildungen. Gebunden, 25 Euro.
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