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Die fünf 1912 geschriebenen Erzählungen Iwan Bunins sind Preziosen, die schon bei Zeitgenossen starke Resonanz fanden. Die ungewöhnlichen Schicksale stehen für Bunins Bild vom ländlichen russischen Leben, ein scheinbar zeitloses Leben im Schatten der Moderne, weitab der großen Städte. Doch spiegelt sich in den kleinen und großen Schicksalen das innere Leben dieser Welt: in der tödlich endenden Trinkwette des Bauern Worobjow ebenso wie im Schicksal der als Kind missbrauchten Ljubka oder demjenigen von Andrej und Vera, die beim letzten Wiedersehen das Scheitern ihrer Träume erkennen.

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Produktbeschreibung
Die fünf 1912 geschriebenen Erzählungen Iwan Bunins sind Preziosen, die schon bei Zeitgenossen starke Resonanz fanden. Die ungewöhnlichen Schicksale stehen für Bunins Bild vom ländlichen russischen Leben, ein scheinbar zeitloses Leben im Schatten der Moderne, weitab der großen Städte. Doch spiegelt sich in den kleinen und großen Schicksalen das innere Leben dieser Welt: in der tödlich endenden Trinkwette des Bauern Worobjow ebenso wie im Schicksal der als Kind missbrauchten Ljubka oder demjenigen von Andrej und Vera, die beim letzten Wiedersehen das Scheitern ihrer Träume erkennen.
Autorenporträt
Iwan Bunin, geboren 1870 in Woronesch, emigrierte 1920 nach Paris. Am 10.12.1933 erhielt er als erster russischer Schriftsteller den Nobelpreis für Literatur. Er starb am 8. November 1953 im französischen Exil. 2003 erschien der kleine Band Ein unbekannter Freund in der Übersetzung von Swetlana Geier. Bislang erschienen in der Auswahlwerkausgabe: Verfluchte Tage. Revolutionstagebuch (Band 1). Der Sonnentempel. Literarische Reisebilder (Band 2). Am Ursprung der Tage. Frühe Erzählungen 1890-1909 (Band 3). Das Dorf / Suchodol. Erzählungen (Band 4). Gespräch in der Nacht. Erzählungen 1911 (Band 5). Vera. Erzählungen 1912 (Band 6). Frühling. Erzählungen 1913 (Band 7). Ein Herr aus San Francisco. Erzählungen 1914/1915 (Band 8) und Leichter Atem. Erzählungen 1916-1919 (Band 9). Alle Bände deutsch von Dorothea Trottenberg.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Großen Dank an den Herausgeber Thomas Grob und die Übersetzerin Dorothea Trottenberg empfindet Birgit Veit. Iwan Bunins hier als siebter Teil der Werkausgabe versammelte Erzählungen liest sie mit Begeisterung. Den Rang eines Klassikers hat Bunin für sie verdient. Wenn der Autor hier die südrussische Steppe und seine Bewohner, Bauern, Adlige, Hirten, Stubenmädchen und Pferde (in der Tat, Pferde) in Schicksalsgeschichten vereint, die in ihrer Traurigkeit der Landschaft zu entsprechen scheinen, wie die Rezensentin nahelegt, weiß Veit nicht, ob sie mit den vielen scheiternden Figuren fühlen oder sich den Naturbeschreibungen hingeben soll. An letzteren erprobt der Autor laut Rezensentin sein enormes Gespür für Farben, Gerüche und Töne, sodass die Texte, langsam gelesen, eine zusätzliche, impressionistische Ebene erhalten. Die sollte sich der Leser nicht entgehen lassen, findet Veit.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.11.2014

Fünfzehn Jahre Leben für ein Stelldichein
Iwan Bunins großartige Erzählungen über Russland und die Liebe

Iwan Bunin ist ein Meistererzähler, der legitime Erbe Tschechows, den der 1870 geborene Schriftsteller noch persönlich gekannt hat (darüber hat er in dem grandiosen Band "Tschechow - Erinnerungen eines Zeitgenossen", der 2004 bei der Friedenauer Presse erschienen ist, erzählt). 1933 erhielt Bunin als erster russischsprachiger Autor den Literaturnobelpreis, wobei er da längst im französischen Exil lebte, wo er 1953 sterben sollte. Doch zeit seines Lebens blieb er der Heimat literarisch treu, zumal er damit die Erwartungen eines Weltpublikums erfüllte, das er mit den Geschichten fand, die er schon vor der Oktoberrevolution geschrieben hatte.

In der Sowjetunion durfte er nach seinem Tod wieder gedruckt werden, doch nun vergaß man ihn hierzulande. Erst vor einem Jahrzehnt brachten ihn zwei Publikationen wieder ins deutsche Gespräch: das Tschechow-Buch und noch etwas früher das Bändchen "Ein unbekannter Freund" mit der Übersetzung der gleichnamigen Erzählung von 1923 und einer Schilderung seiner Reise zur Nobelpreisverleihung. Die große alte Dame der literarischen Russophilie, Svetlana Geier, war für dieses Büchlein verantwortlich; es erschien beim Dörlemann Verlag. Der legte in den Folgejahren noch zwei weitere Bücher mit Tagebüchern und Reiseprosa nach, doch deshalb schien es, als sollte Bunins neu übersetztes erzählerisches Werk auf "Ein unbekannter Freund" beschränkt bleiben.

Weit gefehlt! Dörlemann nahm nur gemeinsam mit dem Baseler Slawisten Thomas Groß als Herausgeber und Dorothea Trottenberg als Übersetzerin umständlich Anlauf zum ganz großen Wurf: 2010 wurde eine Bunin-Werkausgabe in Einzelbänden proklamiert, die sich seitdem in chronologischer Folge der Prosa annimmt. Jetzt ist der vierte Teil erschienen: die Erzählungssammlung "Vera" mit fünf Texten, die alle 1912 geschrieben wurden.

Es sind Preziosen, und dass sie in dieser Zusammenstellung nie zuvor gedruckt wurden, lag nicht am fehlenden inneren Zusammenhang. Wird in "Sachar Worobjow" ein einziger Tag erzählt, an dem der Titelheld - "rotblond, bärtig und so viel größer und massiger als gewöhnliche Menschen, daß man ihn hätte ausstellen können", eine Verkörperung der Vitalität des russischen Landlebens - stirbt, so verfolgt die Erzählung "Ignat" ihre Titelfigur über vier Jahre. Gemeinsam ist beiden aber eine durch nahtlose Perspektivwechsel forcierte Ästhetik der Plötzlichkeit, des Einbruchs von Schicksal, dessen Ursache jedoch immer der Mensch in seiner Selbstgerechtigkeit ist. Bunin verurteilt das nicht; er führt es nur vor, in einer Sprache, die das Russland der Zarenzeit quicklebendig heraufbeschwört, nie mit Blick auf Kaiserhof oder große Städte, sondern auf die Provinz, deren Schönheiten Bunin so anschaulich zu schildern versteht, als malte er mit dem Federhalter.

Er ist dabei sowohl Realist, dessen Virtuosenstück einem elenden Schusterladen (in "Ein Verbrechen") gilt, als auch Psychologe, der in der Abschlusserzählung "Vera" eine erfrierende Liebe porträtiert. "Wie sicher ich mir vor fünfzehn Jahren war", spricht da ein Gutsbesitzerssohn zu sich selbst, "daß ich ohne eine Minute zu zögern fünfzehn Jahre meines Lebens für ein einziges Stelldichein mit ihr geben würde!" Die bittere Pointe Bunins ist, dass sein Protagonist genau das getan hat, denn die bevorstehende Begegnung wird die letzte zwischen ihm und Vera, der Tochter vom Nachbargut, sein. Ein Liebespaar waren sie anderthalb Jahrzehnte lang, ohne aber ein Ehepaar zu werden. "Wir Russen verstehen es nicht zu lieben", sagt der Mann zur Frau. Iwan Bunin versteht es jedoch wie wenige, über die Liebe zu schreiben.

ANDREAS PLATTHAUS

Iwan Bunin: "Vera". Erzählungen 1912.

Aus dem Russischen von Dorothea Trottenberg. Hrsg. von Thomas Groß. Dörlemann Verlag, Zürich 2014. 160 S., geb., 21,90 [Euro].

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»Seit einigen Jahren macht der Dörlemann Verlag mit der sukzessiven Herausgabe einer Werkausgabe des russischen Schriftstellers Iwan Bunin (1870-1953) auf sich aufmerksam. Die sorgfältig aufbereiteten Ausgaben überzeugen nicht zuletzt durch die gelungenen Übersetzungen von Dorothea Trottenberg, einen bekömmlichen Anmerkungsapparat sowie ihre kundigen Nachworte.«
Volker Strebel, Stimmen der Zeit

»Großartige Erzählungen über Russland und die Liebe«
Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Die vor Anschaulichkeit und Detailliertheit strotzenden Beschreibungen entstehen oft genug aus der souveränen Neuinterpretation stilistischer Selbstverständlichkeiten: Bunin, den nicht nur Maxim Gorki für den besten Stilisten seines Landes hielt, reiht bei Blicken auf Wald, Wiese, Garten und See Adjektiv auf Adjektiv aneinander - jedoch sorgsam ausgewählt und aufeinander abgestimmt in Klang und Rhythmus.«
Jörg Plath, Deutschlandradio Kultur
»Den noch immer zu sehr auf die Romanciers Dostojewski und Tolstoi fixierten deutschsprachigen Lesern wird hier mit Bunin einer der ... herausragenden russischen Erzähler gegenübergestellt. Für diesen liebevoll gestalteten und mit einem Bild von Malewitsch geschmückten Band kann man dem Dörlemann Verlag, dem Herausgeber Thomas Grob und der Übersetzerin Dorothea Trottenberg nicht genug danken.«
Birgit Veit, Neue Zürcher Zeitung