Für eine Kultur der Verantwortung. Jeder hält den Schlüssel für sein Lebensglück in der Hand.
Niedergang, Werteverlust, Orientierungslosigkeit, Zukunftsangst – die Zustandsszenarios in Deutschland zu Beginn des 21. Jahrhunderts schwelgen in Molltönen. Doch der Ruf nach anderen Politikern, besseren Gesetzen, noch mehr staatlicher Fürsorge wird weder das Lebensgefühl noch die Lebensqualität verbessern – davon ist der Publizist und Bestsellerautor Christoph Keese überzeugt. Jeder Einzelne hält den Schlüssel für Veränderung in der Hand. Das Zauberwort heißt Verantwortung. Wenn wir selbstbewusst wagen, wieder für uns und andere einzustehen, selbst bestimmen, wie wir leben und wie wir mit anderen die Gesellschaft gestalten wollen, werden wir Lösungen für unsere Probleme finden. Christoph Keese macht deutlich, welche höchst befriedigende, ja beglückende Erfahrung es ist, Verantwortung zu übernehmen, selbst entscheiden zu können. Die Befreiung aus staatlich organisierter Unmündigkeit ist überfällig und setzt ungeahnte Kräfte frei. Wie Sport den Körper, so erfrischt Verantwortung den Geist. Ob in Familie oder Gemeinde, ob als Arbeitnehmer im Unternehmen oder gegenüber Natur und Umwelt, überall ist es hohe Zeit, Verantwortung von Staat und Institutionen zurückzugewinnen. Kommt dieser mitreißende Prozess, Verantwortung zu wagen, erst in Gang, wird er sein überwältigendes Potential an Veränderung entfalten – zum Wohle jedes einzelnen und der Gemeinschaft. Denn das Glück, selbst entscheiden zu dürfen, ist unwiderstehlich.
Es liegt an uns. Die Grenzen staatlicher Fürsorge werden sichtbar, die Unmündigkeit der Bürger wird zur gefährlichen Last. Christoph Keese ermutigt dazu, endlich Verantwortung für sich und die Gesellschaft zu übernehmen. Fordern wir die Selbstbestimmung über unser Leben zurück. Und voller Freude werden wir erkennen, welche Kräfte in uns stecken.
Niedergang, Werteverlust, Orientierungslosigkeit, Zukunftsangst – die Zustandsszenarios in Deutschland zu Beginn des 21. Jahrhunderts schwelgen in Molltönen. Doch der Ruf nach anderen Politikern, besseren Gesetzen, noch mehr staatlicher Fürsorge wird weder das Lebensgefühl noch die Lebensqualität verbessern – davon ist der Publizist und Bestsellerautor Christoph Keese überzeugt. Jeder Einzelne hält den Schlüssel für Veränderung in der Hand. Das Zauberwort heißt Verantwortung. Wenn wir selbstbewusst wagen, wieder für uns und andere einzustehen, selbst bestimmen, wie wir leben und wie wir mit anderen die Gesellschaft gestalten wollen, werden wir Lösungen für unsere Probleme finden. Christoph Keese macht deutlich, welche höchst befriedigende, ja beglückende Erfahrung es ist, Verantwortung zu übernehmen, selbst entscheiden zu können. Die Befreiung aus staatlich organisierter Unmündigkeit ist überfällig und setzt ungeahnte Kräfte frei. Wie Sport den Körper, so erfrischt Verantwortung den Geist. Ob in Familie oder Gemeinde, ob als Arbeitnehmer im Unternehmen oder gegenüber Natur und Umwelt, überall ist es hohe Zeit, Verantwortung von Staat und Institutionen zurückzugewinnen. Kommt dieser mitreißende Prozess, Verantwortung zu wagen, erst in Gang, wird er sein überwältigendes Potential an Veränderung entfalten – zum Wohle jedes einzelnen und der Gemeinschaft. Denn das Glück, selbst entscheiden zu dürfen, ist unwiderstehlich.
Es liegt an uns. Die Grenzen staatlicher Fürsorge werden sichtbar, die Unmündigkeit der Bürger wird zur gefährlichen Last. Christoph Keese ermutigt dazu, endlich Verantwortung für sich und die Gesellschaft zu übernehmen. Fordern wir die Selbstbestimmung über unser Leben zurück. Und voller Freude werden wir erkennen, welche Kräfte in uns stecken.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Edel sei der Mensch, hilfreich und gut". Mit diesem Goethe-Wort fasst Ernst Horst die Botschaft dieses Buches von Christoph Keese zusammen. Ob die Welt dieses Werk, das uns lehren möchte, "wie wir uns und anderen helfen und nebenbei unser Land in Ordnung bringen", wirklich braucht, darf nach Horsts Besprechung bezweifelt werden. Er sieht darin vor allem ein weiteres "Manifest aus der Abteilung 'Schluss mit lustig'". Nicht, dass er Keeses Plädoyer für mehr Verantwortung in Beruf, Familie und Freizeit von Grund auf falsch hielte. Im Gegenteil: den meisten Thesen kann er ohne Zweifel zustimmen. Aber es handelt sich ja auch um "Binsenweisheiten" und die sind "in der Regel nicht falsch". Problematisch findet Horst indes das monokausale Denken Keeses, wonach alle Probleme gelöst werde, wenn wir nur mehr Verantwortung übernehmen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.03.2006Geben wir unser Bestes in Beruf, Familie und Freizeit - jetzt!
Ein neues Manifest aus der Abteilung "Schluß mit lustig": Christoph Keese läßt an unser aller Verantwortung die Welt genesen
Calvin Paragon ist Unternehmensberater. Die Chance, in einer anderen Stadt Referatsleiter zu werden, schlug er aus. Dann hätte er von seiner Familie getrennt wohnen müssen. Mit seiner Frau versteht er sich gut, sein Sohn ist leider zeitweilig Alkoholiker geworden. Papa Paragon hat ihn in seinem eigenen Interesse zu einer Entziehungskur gezwungen. Im Beruf gibt Paragon sein Bestes. Privat bietet er kostenlose Kurse in der Volkshochschule an. Seine Frau ist arbeitslos, nimmt aber kein Arbeitslosengeld, weil sie der Solidargemeinschaft nicht auf der Tasche liegen will. Sie pflegt ihre Mutter zu Hause. Paragon verzichtet auf Dauerfernsehen und Kneipen, übt statt dessen auf seinem neuen Klavier Sonaten. Beim Rauchen und Trinken hält er maß, den Geist durch Gespräche und Lektüre in Bewegung.
Paragon gibt es nicht. Er ist eine Chimäre, zusammengesetzt aus Beispielen in dem Buch "Verantwortung jetzt" von Christoph Keese. Keese lehrt uns, wie "wir uns und anderen helfen und nebenbei unser Land in Ordnung bringen", indem wir mehr Verantwortung übernehmen. Das Buch ist ein Weisheitsbuch. Wenn man seine Botschaft zusammenfassen sollte, dann wäre es diese: Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.
Die beiden Teile "Was ist Verantwortung?" und "Wie können wir Verantwortung tragen?" machen ziemlich genau jeweils die Hälfte des Werks aus. Im ersten Teil beschreibt Keese anhand von Beispielen, was Verantwortung ist. Etwa so: Am 13. März 1964 wurde Kitty Genovese in New York das Opfer eines nächtlichen Lustmords. Es gab 38 Zeugen im Häuserblock. Wenn auch nur einer rechtzeitig die Polizei gerufen hätte, wäre sie am Leben geblieben. Nun wird niemand bestreiten, daß hier viele schuldig wurden, allerdings muß man auch kein Buch lesen, um das zu begreifen. Ob diese Neigung zur Drückebergerei wirklich ein Grundübel unserer Zeit ist und ob sich die Situation stetig verschlimmert, dafür bleibt uns Keese den Beweis schuldig. Er spricht etwas vage von einem "gefährlichen Trend zur Passivität", aber solche Aussagen findet man vermutlich bereits bei Plato und bei Shakespeare. Moralisten reden immer so. Manchmal haben sie sogar recht damit.
Im zweiten Teil des Buchs erhalten wir konkrete Ratschläge, wie wir mit guten Ergebnissen mehr Verantwortung übernehmen können. Hier verfährt der Autor nach dem Prinzip der konzentrischen Sphären. Von innen nach außen fortschreitend, betrachtet er das Individuum (sein eigenes Leben in die Hand nehmen!), die Familie (den Kindern Zeit schenken!), den Beruf (sein Bestes geben!), Staat und Gesellschaft (viele Aufgaben übernehmen!) sowie die globalisierte Welt (den Armen Aufträge erteilen!).
Das meiste kann man bedenkenlos unterschreiben. Binsenweisheiten sind ja in der Regel nicht falsch, Spinat ist gesünder als Nutella. Das Problem liegt bei dem, was Keese nicht sagt. Er denkt monokausal. Mehr Verantwortung zu übernehmen ist die Arznei, mit der er alle Gebresten heilen will. Das läßt sich mit einem simplen Beispiel in Zweifel ziehen: Saddam Hussein war alles, nur nicht verantwortungsscheu. Entscheidend ist eben nicht die Verantwortung an sich, sondern ihr Kontext. Nicht jeder Zeitgenosse hat das Talent für und die Neigung zu Verantwortung. Der eine kann nur als General glücklich werden, der andere nur als Grenadier. In Konzernen und Parteien wird an der Spitze viel Energie durch Hahnenkämpfe um die Verantwortung verschwendet. Und jemand, der im Beruf wie verlangt sein Bestes gibt, wird vielleicht als nützlicher Idiot schamlos ausgebeutet.
Keese ist Experte darin, aus allem und jedem den Honig zu saugen, den er gerade braucht. Ein Beispiel ist die Religion. "Alle . . . Religionen kommen und gehen mit der Zeit." So reden Atheisten und Agnostiker. Kaum hundert Seiten danach plädiert er dafür, nicht aus der Kirche auszutreten. Wer sich mit der gleichen Begeisterung auf Schweitzer, Sartre und Gates beruft, gibt zwangsläufig Anlaß zum Mißtrauen. Noch ein Beispiel: Einerseits kritisiert Keese schale Genüsse wie Videospiele, Funsport und Kurztrips nach Mallorca. Andererseits preist er die Klingeltonindustrie allein deshalb, weil sie Arbeitsplätze schafft. Da würde man zu gerne wissen, ob er ein etwas älteres Gewerbe mit noch mehr Arbeitsplätzen ähnlich sieht.
Die Grundfrage, an die natürlich auch Keeses Buch rührt, lautet: In welches Verhältnis soll man sich als geneigter Leser zu der Fülle zeitdiagnostischer Manifeste aus der Abteilung "Schluß mit lustig!" setzen? Dem Körnchen Wahrheit, das diese gut gemeinten Manifeste alle enthalten, möchte man guten Gewissens nicht widersprechen. Die großartige Erika Fuchs hat einmal einer herzensguten Protagonistin des Genres den schönen Satz "Sittenloses Treiben lehne ich ab" in den Mund gelegt. Sittenloses Treiben lehnen wir alle ab. Wenigstens darin sind wir uns einig.
ERNST HORST
Christoph Keese: "Verantwortung jetzt". Wie wir uns und anderen helfen und nebenbei unser Land in Ordnung bringen. C. Bertelsmann Verlag, München 2006. 272 S., geb., 16,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein neues Manifest aus der Abteilung "Schluß mit lustig": Christoph Keese läßt an unser aller Verantwortung die Welt genesen
Calvin Paragon ist Unternehmensberater. Die Chance, in einer anderen Stadt Referatsleiter zu werden, schlug er aus. Dann hätte er von seiner Familie getrennt wohnen müssen. Mit seiner Frau versteht er sich gut, sein Sohn ist leider zeitweilig Alkoholiker geworden. Papa Paragon hat ihn in seinem eigenen Interesse zu einer Entziehungskur gezwungen. Im Beruf gibt Paragon sein Bestes. Privat bietet er kostenlose Kurse in der Volkshochschule an. Seine Frau ist arbeitslos, nimmt aber kein Arbeitslosengeld, weil sie der Solidargemeinschaft nicht auf der Tasche liegen will. Sie pflegt ihre Mutter zu Hause. Paragon verzichtet auf Dauerfernsehen und Kneipen, übt statt dessen auf seinem neuen Klavier Sonaten. Beim Rauchen und Trinken hält er maß, den Geist durch Gespräche und Lektüre in Bewegung.
Paragon gibt es nicht. Er ist eine Chimäre, zusammengesetzt aus Beispielen in dem Buch "Verantwortung jetzt" von Christoph Keese. Keese lehrt uns, wie "wir uns und anderen helfen und nebenbei unser Land in Ordnung bringen", indem wir mehr Verantwortung übernehmen. Das Buch ist ein Weisheitsbuch. Wenn man seine Botschaft zusammenfassen sollte, dann wäre es diese: Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.
Die beiden Teile "Was ist Verantwortung?" und "Wie können wir Verantwortung tragen?" machen ziemlich genau jeweils die Hälfte des Werks aus. Im ersten Teil beschreibt Keese anhand von Beispielen, was Verantwortung ist. Etwa so: Am 13. März 1964 wurde Kitty Genovese in New York das Opfer eines nächtlichen Lustmords. Es gab 38 Zeugen im Häuserblock. Wenn auch nur einer rechtzeitig die Polizei gerufen hätte, wäre sie am Leben geblieben. Nun wird niemand bestreiten, daß hier viele schuldig wurden, allerdings muß man auch kein Buch lesen, um das zu begreifen. Ob diese Neigung zur Drückebergerei wirklich ein Grundübel unserer Zeit ist und ob sich die Situation stetig verschlimmert, dafür bleibt uns Keese den Beweis schuldig. Er spricht etwas vage von einem "gefährlichen Trend zur Passivität", aber solche Aussagen findet man vermutlich bereits bei Plato und bei Shakespeare. Moralisten reden immer so. Manchmal haben sie sogar recht damit.
Im zweiten Teil des Buchs erhalten wir konkrete Ratschläge, wie wir mit guten Ergebnissen mehr Verantwortung übernehmen können. Hier verfährt der Autor nach dem Prinzip der konzentrischen Sphären. Von innen nach außen fortschreitend, betrachtet er das Individuum (sein eigenes Leben in die Hand nehmen!), die Familie (den Kindern Zeit schenken!), den Beruf (sein Bestes geben!), Staat und Gesellschaft (viele Aufgaben übernehmen!) sowie die globalisierte Welt (den Armen Aufträge erteilen!).
Das meiste kann man bedenkenlos unterschreiben. Binsenweisheiten sind ja in der Regel nicht falsch, Spinat ist gesünder als Nutella. Das Problem liegt bei dem, was Keese nicht sagt. Er denkt monokausal. Mehr Verantwortung zu übernehmen ist die Arznei, mit der er alle Gebresten heilen will. Das läßt sich mit einem simplen Beispiel in Zweifel ziehen: Saddam Hussein war alles, nur nicht verantwortungsscheu. Entscheidend ist eben nicht die Verantwortung an sich, sondern ihr Kontext. Nicht jeder Zeitgenosse hat das Talent für und die Neigung zu Verantwortung. Der eine kann nur als General glücklich werden, der andere nur als Grenadier. In Konzernen und Parteien wird an der Spitze viel Energie durch Hahnenkämpfe um die Verantwortung verschwendet. Und jemand, der im Beruf wie verlangt sein Bestes gibt, wird vielleicht als nützlicher Idiot schamlos ausgebeutet.
Keese ist Experte darin, aus allem und jedem den Honig zu saugen, den er gerade braucht. Ein Beispiel ist die Religion. "Alle . . . Religionen kommen und gehen mit der Zeit." So reden Atheisten und Agnostiker. Kaum hundert Seiten danach plädiert er dafür, nicht aus der Kirche auszutreten. Wer sich mit der gleichen Begeisterung auf Schweitzer, Sartre und Gates beruft, gibt zwangsläufig Anlaß zum Mißtrauen. Noch ein Beispiel: Einerseits kritisiert Keese schale Genüsse wie Videospiele, Funsport und Kurztrips nach Mallorca. Andererseits preist er die Klingeltonindustrie allein deshalb, weil sie Arbeitsplätze schafft. Da würde man zu gerne wissen, ob er ein etwas älteres Gewerbe mit noch mehr Arbeitsplätzen ähnlich sieht.
Die Grundfrage, an die natürlich auch Keeses Buch rührt, lautet: In welches Verhältnis soll man sich als geneigter Leser zu der Fülle zeitdiagnostischer Manifeste aus der Abteilung "Schluß mit lustig!" setzen? Dem Körnchen Wahrheit, das diese gut gemeinten Manifeste alle enthalten, möchte man guten Gewissens nicht widersprechen. Die großartige Erika Fuchs hat einmal einer herzensguten Protagonistin des Genres den schönen Satz "Sittenloses Treiben lehne ich ab" in den Mund gelegt. Sittenloses Treiben lehnen wir alle ab. Wenigstens darin sind wir uns einig.
ERNST HORST
Christoph Keese: "Verantwortung jetzt". Wie wir uns und anderen helfen und nebenbei unser Land in Ordnung bringen. C. Bertelsmann Verlag, München 2006. 272 S., geb., 16,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main