Interdisziplinäre Forschung ist anspruchsvoll, aber oft der erfolgversprechendste Weg zur Lösung wissenschaftlicher Probleme. Diese Überzeugung setzte sich in den 1920er- und 1930er-Jahren zunehmend durch. Wie kamen Forscher_innen dazu, über die eigenen Fachgrenzen hinaus zu denken und zu arbeiten? Wie fanden sie geeignete Kooperationspartner_innen und wie koordinierten sie ihre unterschiedlichen Ressourcen, Fähigkeiten und Ziele? Diesen Fragen geht Caterina Schürch in vier Fallstudien nach. Wir begegnen Chemiker_innen, die gespannt verfolgten, ob sich Haferkeimlinge krümmen oder Dahlienkreuzungen violette Blüten ausbilden, und Biologen, die Klaffmuscheln mit Fotoplatten verglichen oder an Wasserflöhen elektrohistologische Färbemethoden entwickelten. Schürch analysiert das Vorgehen dieser Forscher_innen vor dem Hintergrund neuerer philosophischer Thesen zur Aufklärung biologischer Mechanismen. Ihre Aufarbeitung der konzeptionellen, materiellen und methodologischen Grundlagen der Projekte ermöglicht ein besseres Verständnis der Attraktivitat und der Herausforderungen der Forschung an der Schnittstelle von Biologie, Physik und Chemie in der ersten Halfte des 20. Jahrhunderts.