Wo endet die Erinnerung, wo beginnt die Selbsttäuschung?
Der Warschauer Bibliotheksangestellte Waclaw Konradius erhält überraschenden Besuch aus seiner Vergangenheit: Im Treppenhaus wartet eine junge Frau auf ihn, die einer Weggefährtin aus seiner Zeit im Widerstand gegen die deutsche Besatzung verblüffend ähnlich sieht. Sie übermittelt ihm einen Auftrag, den er zwanzig Jahre zuvor ausgeführt hat - mit tödlichen Konsequenzen für die übrigen Mitglieder der konspirativen Gruppe. Gewährt ihm das Schicksal eine zweite Chance? Konradius macht sich auf die Suche nach der Wahrheit, die vielleicht nur seine eigene ist.
Virtuos, fesselnd und subtil erzählt Wlodzimierz Odojewski von einem Mann, dessen eigenes Versagen ihn womöglich in tiefe Schuld gestürzt hat und der einen Weg sucht, sich seiner selbst zu vergewissern.
Der Warschauer Bibliotheksangestellte Waclaw Konradius erhält überraschenden Besuch aus seiner Vergangenheit: Im Treppenhaus wartet eine junge Frau auf ihn, die einer Weggefährtin aus seiner Zeit im Widerstand gegen die deutsche Besatzung verblüffend ähnlich sieht. Sie übermittelt ihm einen Auftrag, den er zwanzig Jahre zuvor ausgeführt hat - mit tödlichen Konsequenzen für die übrigen Mitglieder der konspirativen Gruppe. Gewährt ihm das Schicksal eine zweite Chance? Konradius macht sich auf die Suche nach der Wahrheit, die vielleicht nur seine eigene ist.
Virtuos, fesselnd und subtil erzählt Wlodzimierz Odojewski von einem Mann, dessen eigenes Versagen ihn womöglich in tiefe Schuld gestürzt hat und der einen Weg sucht, sich seiner selbst zu vergewissern.
buecher-magazin.deJust an dem Tag, als dieser neu ins Deutsche übersetzte Roman zur Rezension auf dem Schreibtisch bereitliegt, trifft die Nachricht vom Tod des Autors ein. Die traurige Nachricht ist gleichzeitig geradezu sinnbildlich für dieses Buch, durch das der verstorbene Schriftssteller fortlebt: Sein Protagonist Waclaw Konradius führt ein ruhiges Leben als Bibliotheksangestellter in Warschau. Bis zu dem Tag, an dem eine Frau im Treppenhaus auf ihn wartet, die ihm allzu bekannt vorkommt. Sie übergibt ihm einen Auftrag, der ihn scheinbar in seine Zeit im Untergrund während des Krieges zurückversetzt. Seinen eigenen Decknamen, Roman, hatte er beinahe vergessen - er scheint mit der Person, die er damals war, nichts mehr gemein zu haben. Dennoch macht er sich auf den Weg, dem Auftrag und gleichzeitig seinen Hintergründen nachzugehen. Doch anstatt Klarheit zu gewinnen, entstehen immer mehr Fragen: Vermeintliche Realität und trügerische Erinnerung gehen ineinander über. Was ist vor 20 Jahren geschehen und was passierte gestern? Odojewski lässt seinen Protagonisten die eigene Existenz hinterfragen und führt die Figur in eine paradoxe Situation des Seins und gleichzeitig Nichtseins. Ein sehr lesenswerter, nachdenklich stimmender Roman, dessen Protagonist keinen Frieden findet.
© BÜCHERmagazin, Melanie Schippling
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.07.2016Leben nach den Zeiten des Krieges
Wer hat Schuld? Was bleibt von der Zeit? Danach fragt der letzte Roman des jetzt gestorbenen polnischen Schriftstellers Wlodzimierz Odojewski
Leicht einzuordnen war er noch nie, und nicht zuletzt deswegen galt er von Beginn an als einer der interessantesten polnischen Schriftsteller der Kriegsgeneration. Dabei hatte er eine sehr hohe Hürde zu überwinden, denn zum einen brachte diese Generation viele literarische Talente hervor, und zum anderen gehörte er, der Prosaiker, Dichter, Dramatiker und Hörfunkautor Wlodzimierz Odojewski, einer literarischen Formation an, die besonders großen Erwartungen ausgesetzt war: der Gruppe "Gegenwart", die sich um die gleichnamige 1956 gegründete Zeitschrift scharte, mit ihren Büchern in deutlicher Opposition zu den eng-plumpen Mustern des Sozialistischen Realismus stand und die inhaltliche und künstlerische Freiheit, die ihnen das im selben Jahr begonnene politische "Tauwetter" bot, in vollen Zügen genoss. Die einen taten es, indem sie auf diese Gegenwart in kritischen oder, wie das Enfant terrible der Gruppe, Marek Hlasko, in zynisch-rebellischen Tönen reagierten, die anderen, indem sie sich von ihr abwandten und literarisch eine eigene Realität schufen.
Letzteres galt für den 1930 geborenen Odojewski, der schnell durch seinen Hang zu experimenteller und psychologischer Prosa auffiel, zu komplizierten Sprachkonstruktionen und dichten inneren Monologen, die auf extrem subjektiven Deutungen der Wirklichkeit basierten. Er schuf gern Bilder, in denen sich Halluzinationen und Träume mit realen Begebenheiten vermischten und die seine Nähe zu Bruno Schulz, Kafka, Joyce und vor allem zu Proust zeigten. Thematisch aber war er nie leicht einzustufen. Besonders viel Beachtung fand er als Chronist der vormals polnischen Ostgebiete, vor allem als Autor des sogenannten "Podolien-Zyklus", in dem er die Nationalitätenkonflikte in der Westukraine thematisierte. Dessen dritter und letzter Teil, der auf Deutsch unter dem Titel "Katharina oder Alles verwehen wird der Wind" erschien und in den Jahren 1943/44 spielt, gilt heute als Odojewskis wichtigstes Werk, nicht zuletzt, weil er darin als einer der Ersten offen den Massenmord von Katyn ansprach. Doch auch darin, genauso wie in seinen späteren Werken, in denen er auf einzelne Kapitel der volksrepublikanischen Geschichte zurückblickte oder seine Exilerfahrungen verarbeitete, verband er das Erzählen mit der Erörterung universeller Themen wie Vergänglichkeit der Zeit, Fragen der Schuld, Entfremdung oder Selbstprüfung.
Sein zweites künstlerisches Zuhause war der Rundfunk, zunächst in Warschau und dann in München, wohin er, als er infolge der Unruhen von 1968 seine Stellung verloren hatte, über Paris und Berlin gekommen war und von 1972 bis 1994 die Kulturabteilung der Polnischen Redaktion von "Radio Free Europe" leitete. Das Dasein eines Emigranten lag ihm allerdings nicht, was wohl mit ein Grund dafür war, dass er, anders als sein Redaktions- und Schriftstellerkollege Tadeusz Nowakowski, nie Kontakt zur deutschen Literaturszene suchte und folglich auch hier nie richtig bekannt wurde.
Erst mit Marek, dem kleinen Helden seiner vor wenigen Jahren im Schirmer-Graf Verlag erschienenen Erzählungen "Ein Sommer in Venedig" und "Als der Zirkus kam", hatte er Aufmerksamkeit und Sympathie bei deutschen Kritikern und Lesern gewonnen. Das waren zwei zauberhaft filigrane, mal traurige, mal amüsante Geschichten, in denen der Krieg eine zentrale Rolle spielte, ohne das eigentliche Thema zu sein. Es ging vielmehr um den Abschied von der sorglosen Kindheit, die Kraft der Phantasie, mit deren Hilfe man einen überschwemmten Keller in einen Venedig-Ersatz umwandeln kann, um die Illusion der Normalität, um die ersten Liebeserfahrungen. In einer dritten Erzählung, "In der Abenddämmerung", als der Junge weibliche Opfer eines Judenpogroms sieht und anschließend auf die Reize einer Cousine gleichgültig reagiert, weiß er dann wirklich, wie sich das Aufwachsen in Zeiten des Krieges anfühlen kann.
Wie der nun gerade auf Deutsch erschienene Kurzroman "Verdrehte Zeit" zeigt, kehrte Odojewski zur Kriegsthematik immer wieder zurück. Diesmal siedelte er die Handlung zwanzig Jahre danach an und gestaltete den Text als psychologisches Studium eines Mannes, der plötzlich mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird, um anschließend zu versuchen, die Grenze zwischen Erinnerung, Einbildung und Selbsttäuschung auszuloten.
Schon die Form, in der dieser Protagonist, der Warschauer Bibliothekar Waclaw Konradius, diese plötzliche Konfrontation erlebt, hat etwas Beklemmendes: Als er eines Tages nach Hause kommt, begegnet er im Treppenhaus einer jungen Frau, die einer Weggefährtin aus dem Widerstand während des Krieges verblüffend ähnlich sieht. Sie händigt ihm einen Brief aus, der jenen Auftrag enthält, den er zwanzig Jahre zuvor hätte ausführen sollen, stattdessen aber den Tod aller Teilnehmer einer Aktion verursacht hat. "Alles befand sich plötzlich gleichsam außerhalb von mir, hinter mir, mit nichts und niemandem vergleichbar, die Grenze menschlicher Erfahrung überschreitend."
Konradius versucht das Rätsel der ominösen Begegnung zu lösen, doch die Frage nach der Verlässlichkeit seines Gedächtnisses ist umso schwieriger, als sie der trist-traurigen Realität der sechziger Jahre, in der er lebt, gegenübergestellt wird. Die Menschen, denen er begegnet, wirken allesamt leicht gespenstisch, und die ständig wiederkehrenden Rückblenden bewirken, dass die Zeitgrenzen sich verwischen und die Erinnerung als ein unklares, phantasmagorisches Déjà-vu erscheint. "Es war ein halbschlafähnlicher Zustand, eine Art langsames Auftauchen aus einem nächtlichen Albtraum", beschreibt er die mit virtuoser Präzision protokollierte Suche nach der Wahrheit über sich selbst - die sich als schlimmer entpuppt, als er anfangs vermutet hat.
Der Roman spielt in einer Zeit, in der, wie wir heute wissen, Odojewski wohl selbst in einem Selbsterkenntnis-Dilemma steckte: als Informant des kommunistischen Sicherheitsdienstes, der er von Februar 1964 bis Dezember 1965 gewesen ist. Vielleicht war das der Grund dafür, dass er nach dem Sturz des Kommunismus nicht direkt nach Polen zurückkehrte, sondern erst vor wenigen Jahren das unliebsame Emigrantendasein beendete. Genau wissen werden wir es nie: Wlodzimierz Odojewski ist am vergangenen Donnerstag im Alter von 86 Jahren in Piaseczno gestorben.
MARTA KIJOWSKA
Wlodzimierz Odojewski: "Verdrehte Zeit". Roman.
Aus dem Polnischen von Barbara Schaefer. dtv, München 2016. 160 S., br., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wer hat Schuld? Was bleibt von der Zeit? Danach fragt der letzte Roman des jetzt gestorbenen polnischen Schriftstellers Wlodzimierz Odojewski
Leicht einzuordnen war er noch nie, und nicht zuletzt deswegen galt er von Beginn an als einer der interessantesten polnischen Schriftsteller der Kriegsgeneration. Dabei hatte er eine sehr hohe Hürde zu überwinden, denn zum einen brachte diese Generation viele literarische Talente hervor, und zum anderen gehörte er, der Prosaiker, Dichter, Dramatiker und Hörfunkautor Wlodzimierz Odojewski, einer literarischen Formation an, die besonders großen Erwartungen ausgesetzt war: der Gruppe "Gegenwart", die sich um die gleichnamige 1956 gegründete Zeitschrift scharte, mit ihren Büchern in deutlicher Opposition zu den eng-plumpen Mustern des Sozialistischen Realismus stand und die inhaltliche und künstlerische Freiheit, die ihnen das im selben Jahr begonnene politische "Tauwetter" bot, in vollen Zügen genoss. Die einen taten es, indem sie auf diese Gegenwart in kritischen oder, wie das Enfant terrible der Gruppe, Marek Hlasko, in zynisch-rebellischen Tönen reagierten, die anderen, indem sie sich von ihr abwandten und literarisch eine eigene Realität schufen.
Letzteres galt für den 1930 geborenen Odojewski, der schnell durch seinen Hang zu experimenteller und psychologischer Prosa auffiel, zu komplizierten Sprachkonstruktionen und dichten inneren Monologen, die auf extrem subjektiven Deutungen der Wirklichkeit basierten. Er schuf gern Bilder, in denen sich Halluzinationen und Träume mit realen Begebenheiten vermischten und die seine Nähe zu Bruno Schulz, Kafka, Joyce und vor allem zu Proust zeigten. Thematisch aber war er nie leicht einzustufen. Besonders viel Beachtung fand er als Chronist der vormals polnischen Ostgebiete, vor allem als Autor des sogenannten "Podolien-Zyklus", in dem er die Nationalitätenkonflikte in der Westukraine thematisierte. Dessen dritter und letzter Teil, der auf Deutsch unter dem Titel "Katharina oder Alles verwehen wird der Wind" erschien und in den Jahren 1943/44 spielt, gilt heute als Odojewskis wichtigstes Werk, nicht zuletzt, weil er darin als einer der Ersten offen den Massenmord von Katyn ansprach. Doch auch darin, genauso wie in seinen späteren Werken, in denen er auf einzelne Kapitel der volksrepublikanischen Geschichte zurückblickte oder seine Exilerfahrungen verarbeitete, verband er das Erzählen mit der Erörterung universeller Themen wie Vergänglichkeit der Zeit, Fragen der Schuld, Entfremdung oder Selbstprüfung.
Sein zweites künstlerisches Zuhause war der Rundfunk, zunächst in Warschau und dann in München, wohin er, als er infolge der Unruhen von 1968 seine Stellung verloren hatte, über Paris und Berlin gekommen war und von 1972 bis 1994 die Kulturabteilung der Polnischen Redaktion von "Radio Free Europe" leitete. Das Dasein eines Emigranten lag ihm allerdings nicht, was wohl mit ein Grund dafür war, dass er, anders als sein Redaktions- und Schriftstellerkollege Tadeusz Nowakowski, nie Kontakt zur deutschen Literaturszene suchte und folglich auch hier nie richtig bekannt wurde.
Erst mit Marek, dem kleinen Helden seiner vor wenigen Jahren im Schirmer-Graf Verlag erschienenen Erzählungen "Ein Sommer in Venedig" und "Als der Zirkus kam", hatte er Aufmerksamkeit und Sympathie bei deutschen Kritikern und Lesern gewonnen. Das waren zwei zauberhaft filigrane, mal traurige, mal amüsante Geschichten, in denen der Krieg eine zentrale Rolle spielte, ohne das eigentliche Thema zu sein. Es ging vielmehr um den Abschied von der sorglosen Kindheit, die Kraft der Phantasie, mit deren Hilfe man einen überschwemmten Keller in einen Venedig-Ersatz umwandeln kann, um die Illusion der Normalität, um die ersten Liebeserfahrungen. In einer dritten Erzählung, "In der Abenddämmerung", als der Junge weibliche Opfer eines Judenpogroms sieht und anschließend auf die Reize einer Cousine gleichgültig reagiert, weiß er dann wirklich, wie sich das Aufwachsen in Zeiten des Krieges anfühlen kann.
Wie der nun gerade auf Deutsch erschienene Kurzroman "Verdrehte Zeit" zeigt, kehrte Odojewski zur Kriegsthematik immer wieder zurück. Diesmal siedelte er die Handlung zwanzig Jahre danach an und gestaltete den Text als psychologisches Studium eines Mannes, der plötzlich mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird, um anschließend zu versuchen, die Grenze zwischen Erinnerung, Einbildung und Selbsttäuschung auszuloten.
Schon die Form, in der dieser Protagonist, der Warschauer Bibliothekar Waclaw Konradius, diese plötzliche Konfrontation erlebt, hat etwas Beklemmendes: Als er eines Tages nach Hause kommt, begegnet er im Treppenhaus einer jungen Frau, die einer Weggefährtin aus dem Widerstand während des Krieges verblüffend ähnlich sieht. Sie händigt ihm einen Brief aus, der jenen Auftrag enthält, den er zwanzig Jahre zuvor hätte ausführen sollen, stattdessen aber den Tod aller Teilnehmer einer Aktion verursacht hat. "Alles befand sich plötzlich gleichsam außerhalb von mir, hinter mir, mit nichts und niemandem vergleichbar, die Grenze menschlicher Erfahrung überschreitend."
Konradius versucht das Rätsel der ominösen Begegnung zu lösen, doch die Frage nach der Verlässlichkeit seines Gedächtnisses ist umso schwieriger, als sie der trist-traurigen Realität der sechziger Jahre, in der er lebt, gegenübergestellt wird. Die Menschen, denen er begegnet, wirken allesamt leicht gespenstisch, und die ständig wiederkehrenden Rückblenden bewirken, dass die Zeitgrenzen sich verwischen und die Erinnerung als ein unklares, phantasmagorisches Déjà-vu erscheint. "Es war ein halbschlafähnlicher Zustand, eine Art langsames Auftauchen aus einem nächtlichen Albtraum", beschreibt er die mit virtuoser Präzision protokollierte Suche nach der Wahrheit über sich selbst - die sich als schlimmer entpuppt, als er anfangs vermutet hat.
Der Roman spielt in einer Zeit, in der, wie wir heute wissen, Odojewski wohl selbst in einem Selbsterkenntnis-Dilemma steckte: als Informant des kommunistischen Sicherheitsdienstes, der er von Februar 1964 bis Dezember 1965 gewesen ist. Vielleicht war das der Grund dafür, dass er nach dem Sturz des Kommunismus nicht direkt nach Polen zurückkehrte, sondern erst vor wenigen Jahren das unliebsame Emigrantendasein beendete. Genau wissen werden wir es nie: Wlodzimierz Odojewski ist am vergangenen Donnerstag im Alter von 86 Jahren in Piaseczno gestorben.
MARTA KIJOWSKA
Wlodzimierz Odojewski: "Verdrehte Zeit". Roman.
Aus dem Polnischen von Barbara Schaefer. dtv, München 2016. 160 S., br., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Marta Kijowska freut sich, dass Wlodzimierz Odojewskis Kurzroman "Verdrehte Zeit" nun auch auf Deutsch erschienen ist. Die Kritikerin schätzt den kürzlich verstorbenen polnischen Autor insbesondere für seine experimentellen und psychologischen Werke, die komplexe Sprachkonstruktionen mit "dichten", sehr subjektiven inneren Monologen verbinden und in ihren halluzinatorisch-realistischen Bildern an Proust oder Joyce erinnern. Entsprechend angetan liest Kijowska diese Erzählung des Prosaikers, Dichters, Dramatikers und Hörfunkautors, die in Erinnerungen und Einbildungen die Seele eines Mannes ausleuchtet, der in den sechziger Jahren mit seiner Kriegsvergangenheit konfrontiert wird. Wie präzise Odojewski die Suche ihres Helden nach der Wahrheit schildert, ringt der Kritikerin größte Anerkennung ab.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Eine aufwühlende Prosa über Schuld und Wahrheit."
Annerose Kirchner, Ostthüringer Zeitung 20. August 2016
Annerose Kirchner, Ostthüringer Zeitung 20. August 2016