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Erfüllt von den Geräuschen und Gerüchen Afrikas, dem Lärm einer aus allen Nähten platzenden Großstadt, erzählt dieser fesselnde Roman die Geschichte Omovos, eines jungen Mannes in den Slums von Lagos. Omovo ist Maler und liebt Ifeyiwa, die gegen ihren Willen mit einem älteren Mann verheiratet ist ... Eine wahrhaft bewegende Liebesgeschichte und zugleich, in Szenen voller Tragik und Komik, ein Bild von der Zerrissenheit Nigerias. Eine wunderbare Lovestory im Labyrinth der Slums.

Produktbeschreibung
Erfüllt von den Geräuschen und Gerüchen Afrikas, dem Lärm einer aus allen Nähten platzenden Großstadt, erzählt dieser fesselnde Roman die Geschichte Omovos, eines jungen Mannes in den Slums von Lagos. Omovo ist Maler und liebt Ifeyiwa, die gegen ihren Willen mit einem älteren Mann verheiratet ist ... Eine wahrhaft bewegende Liebesgeschichte und zugleich, in Szenen voller Tragik und Komik, ein Bild von der Zerrissenheit Nigerias. Eine wunderbare Lovestory im Labyrinth der Slums.
Autorenporträt
Ben Okri, 1959 in Nigeria geboren, verbrachte seine Kindheit dort und in England. Er studierte vergleichende Literaturwissenschaften und veröffentlichte Lyrik, Erzählungen und Romane. Ben Okri lebt und arbeitet in London.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.10.1996

Dann sah er sie
Ben Okris nigerianische Königskinder / Von Walter Klier

Sie schwanken zwischen der Wut auf den weißen Mann, der ihnen angeblich das ganze gegenwärtige Elend eingebrockt hat, und einer kaum noch erträglichen Sehnsucht nach Amerika, nach westlicher Zivilisation, nach allem, was ihr Land, das Nigeria der frühen achtziger Jahre, ihnen nicht bieten kann, jetzt nicht und auch in der absehbaren Zukunft nicht: ein wenig Freiheit, ein wenig Wohlstand und die Möglichkeit, sich selber zu verheiraten und nicht von den Eltern einen Partner fürs Leben vorgesetzt zu bekommen. Endlich weggehen und das alles hinter sich lassen zu können, den Schmutz, den Gestank, die zermürbenden Lebensbedingungen im "Compound", wie die dorfähnliche Unterabteilung des großen Slums am Rande von Lagos genannt wird, oder aber "zu Hause bleiben und Zeugnis ablegen", für die Zukunft arbeiten, für die Demokratie, eine eigenständige und wertvolle Kultur, ein neues Afrika: Davon redet "die traurige Jugend von Nigeria" in Ben Okris "Verfängliche Liebe" immer wieder, doch meistens geht es ihr wie allen jungen Leuten auf der Welt um den im Titel angesprochenen Seelenzustand.

Für den Helden, den vielversprechenden "Malerknirps" Omovo, der in einer Chemiefirma arbeitet, ist diese Liebe nicht nur "verfänglich", wie der deutsche Titel uns sagt, sondern tatsächlich "gefährlich" (dangerous), wie das Adjektiv im Originaltitel lautet: Ifeyiwa, seine Angebetete, ist mit einem alten, häßlichen und sehr eifersüchtigen Mann verheiratet, und so können die beiden nur ein einziges Mal wirklich zueinanderkommen, und das geht, wie man sich denken kann, nicht gut aus. Ganz so, als wäre Klaus Theweleits im "Buch der Könige" breit ausgemaltes Motiv vom Tod der Künstlerfrauen, aus denen sich die Kunst der jeweiligen Herren nähre, wirklich ein in allen Kulturen verbreiteter Archetyp, muß Ifeyiwa sterben, damit Omovo, Jahre später erst und im Roman nur angedeutet, zu seiner Berufung finden kann, "die afrikanische Wirklichkeit wiederzugeben".

Wie nicht nur Ben Okris Biographie und eine Episode im Buch selber nahelegen, dürfte die Emigration in ein westliches Land, vorzugsweise Großbritannien oder die Vereinigten Staaten, eine weitere Vorbedingung dazu sein. Die in der "Verfänglichen Liebe" eindringlich geschilderte Desolatheit der nigerianischen Verhältnisse hat sich nach allem, was man hört, seither nicht gerade gebessert.

Die Gelassenheit, mit der die deutsche Version des Romans ohne Glossar, ohne die geringste Erklärung von ogogoro, agbada, eba, garri, akara und dodo spricht und überhaupt eine gute Kenntnis des heutigen Westafrika voraussetzt, zeugt von jenem heute verbreiteten Bewußtsein, das sich mit der ganzen Welt (insbesondere deren armen Regionen) verschwistert fühlt, ohne dem faktischen Wissen über die jeweilige Kultur allzuviel Bedeutung beizumessen.

Ben Okri hat einen großen nigerianischen Roman geschrieben, wenigstens dem Umfang nach. Die stilistische Machart allerdings widerstrebt einem innereuropäischen Leser ein bißchen, dessen multikulturelles Bewußtsein leider noch nicht so weit gediehen ist, als daß ihm Passagen wie die folgende ganz ohne Widerstreben durch die literaturkritische Kehle rutschen würden: "Dann sah er sie. Und als er sie sah, durchliefen ihn Wellen der Schwäche und der Sehnsucht. Blut rötete ihm die Ohren, und Hitze stieg ihm ins Gesicht . . . Sie wirkte melancholisch, hübsch und zurückhaltend. Als sie ihn voll ansah, kam ein wundervolles und gefährliches Gefühl in ihm auf. Ihr Gesicht verdunkelte sich in glückliche Trauer . . . Kaum hatte er die niedrige Zementmauer vor seiner Wohnung erreicht, da trat ihr Mann aus Tuwos Zimmer. Er war klein und wirkte bedrohlich. Er hieß Takpo. Omovo fühlte, wie etwas anderes in ihm erwachte: ein ungeahnter Schmerz der Einsamkeit."

Die große Fülle interessanter Dinge, die Okri zu berichten weiß, wird von der Last solcher konsequent ironiefreien Seelenschilderungen leider ganz und gar erdrückt.

Ben Okri: "Verfängliche Liebe". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Uli Wittmann. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1996. 416 S., geb., 45,- DM.

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