In ihrer Heimat wird Jelena, eine Kosovo-Serbin, wiederholt Opfer von Gewalt, die nicht vom Staat selbst ausgeht, sondern von der Mehrheitsbevölkerung. Schwer traumatisiert und nach zwei Selbstmordversuchen hofft sie auf einen Neuanfang in Österreich. Doch sie hat nicht damit gerechnet, in die
Mühlen des undurchsichtigen Asylrechts zu geraten...
Der Autor Ludwig Laher ist dafür bekannt,…mehrIn ihrer Heimat wird Jelena, eine Kosovo-Serbin, wiederholt Opfer von Gewalt, die nicht vom Staat selbst ausgeht, sondern von der Mehrheitsbevölkerung. Schwer traumatisiert und nach zwei Selbstmordversuchen hofft sie auf einen Neuanfang in Österreich. Doch sie hat nicht damit gerechnet, in die Mühlen des undurchsichtigen Asylrechts zu geraten...
Der Autor Ludwig Laher ist dafür bekannt, aktuelle Themen in seinen Romanen zu verarbeiten. So geschieht dies auch hier mit dem Thema "Asyl", das wohl nie an Aktualität verlieren dürfte. Nach gründlichen Recherchen erzählt er die Geschichte von Jelena, die sich wie ein roter Faden über den aufwühlenden Roman zieht, und gewährt zugleich Einblick in das (österreichische) Justizwesen, das von Paragraphen beherrscht wird und nichts Humanes an sich hat.
Das Asylrecht spaltet die Menschen. Die einen finden es in Ordnung, so wie es ist, die anderen zu lasch, zu streng oder gar zu einladend für irgendwelches "Gesindel". Wenn man sich von Lahers Roman rasche und aufklärende Antworten erhofft, so dürfte der Leser enttäuscht werden. Denn es gibt keine einfachen Antworten oder Ausführungen zu einem derart komplexen Thema. Der Autor legt anhand von Beispielen die Sachlage dar, wobei der Leser zum Nachdenken angeregt wird und sich seine eigene Meinung bilden kann/soll.
Dabei erzählt der Autor die Geschichten von Jelena und Kurt Lippmann, wie sie in ein fremdes Land gingen und über deren Aufenthalt entschieden wurde. Dies schafft einen guten Ausgleich zum Rest des Romans, in dem der Autor auf die Beamtensprache zurückgreift und den Leser in die Welt des Justizwesens, Asylrechts und den Dschungel der Paragraphen begleitet.
Man mag vielleicht bemängeln, dass das Beamtendeutsch sehr nüchtern, sachlich und unverständlich daherkommt und es dem Leser dadurch schwer fällt, einen Bezug zum Thema zu erhalten. Persönlich werte ich dies jedoch als Geniestreich des Autors. Denn wenn bereits jemand, der der deutschen Sprache mächtig ist, seine Mühe mit dem Beamtendeutsch hat, wie dürfte es da wohl z.B. einem Asyl-Antragsteller gehen, der noch nicht einmal die deutsche Sprache richtig beherrscht? Wenn er nicht gerade einen Top-Anwalt an seiner Seite hat, der sich in diesem Dschungel auskennt; wie kann er auf seine Not hinweisen, ohne über irgendwelche juristische Spitzfindigkeiten zu stolpern, die sich vielleicht sogar ungünstig auf sein Begehren auswirken?
Es ist in der Tat kein Buch, das man in einem Rutsch liest und mit der Zeit in Vergessenheit gerät. Wer sich die Zeit nimmt und sich auf den komplexen Inhalt einlässt, wird mit einem aufrüttelnden, aufwühlenden und dramatischen Inhalt belohnt, im dem mehr als nur ein Körnchen Wahrheit steckt und den Leser auch danach nicht kalt lässt.