Im abruzzischen Kloster San Clemente a Casauria fand von 1172 bis etwa 1200 eine umfassende Text- und Bildproduktion statt. Sie zeigt, dass Geschichtsüberlieferung und damit die Erinnerung an die Vergangenheit im Hochmittelalter nicht ausschließlich Angelegenheit von Chroniken war. Sämtliche auf die Vergangenheit der eigenen Institution bezogenen Textgattungen, wie Klosterchronik, Viten oder Translationsberichte des Klosterpatrons, originale Urkunden ebenso wie imitative Fälschungen und eine umfassende Kopialüberlieferung, stehen dort in unmittelbarem Zusammenhang mit einer enormen Bildproduktion, in der die wichtigsten Gattungen der mittel- und süditalienischen Kunst des 12. Jahrhunderts vertreten sind. Während vergleichbare Zeugnisse vereinzelt aus vielen Klöstern und Bischofssitzen Mittelitaliens erhalten geblieben sind, ist der unter dem Reformabt Leonas (1155-1182) und seinem Nachfolger Johel (1182-nach 1191) geschaffene Bestand Casaurias in seiner heutigen Überlieferungsdichte sowohl quantitativ als auch qualitativ einmalig. Weder die kunstgeschichtliche noch die historische Forschung haben bislang diese Vielfalt von Bildern und Texten in einer monographischen Gesamtbetrachtung genutzt. Markus Späth begreift dagegen die differenzierte Überlieferungslage in Casauria als Chance, jenseits von Fach- und Gattungsgrenzen die Strukturen historischer Erinnerung und deren vielfältiger Verflechtung in fast zeitgleich entstandenen Zeugnissen eines hochmittelalterlichen Klosters transdisziplinär zu untersuchen.
"l'ouvrage, grâce à ses analyses fines, apporte des éléments nouveaux pour l'étude des grands cartulaires du XIIe siècle et de l'art monumental de cette époque et permet de mieux comprendre le sens de la mémoire et de l'histoire développé dans les monastères bénédictins." Jean-Marie Martin, in: Le Moyen Age, 118 (2012) 3-4, S. 684f. "Die Untersuchung ist aufgrund der Verknüpfung von historischer und kunsthistorischer Analyse und ihrer De¿tailgenauigkeit mit großem Gewinn zu lesen." Markus Krumm, in: Mediävistik, 24 (2011), S. 556-558 "Die gelungene Verflechtung von historischer und kunsthistorischer Analyse ist es auch, die die Arbeit von Markus Späth auszeichnet. [...] Die Studie [...] zeigt deutlich, wie fruchtbar sich die unterschiedlichen historischen Disziplinen ergänzen können, ohne das dabei fachspezifische methodische Zugriffsweisen unkenntlich werden." Sabine Reichert in: H-Soz-u-Kult, 12.11.2008 "[S]cholars will learn much from Späth's impeccable scholarship." in: International Review of Biblical Studies, 54 (2008) 8 "C'est précisément l'union des particularités des moyens de l'écrit et du non verbal et de leur interaction, dans un cadre social, idéologique, typologique et spatial, qui comble une lacune dans notre connaissance de la création et de la transmission de mémoires e d'identités monastiques au Moyen Âge central et offre un point de départ à des études régionales et comparatives." Nicolas Mazeure in: Francia-Recensio, 04/2009 "Markus Späth ist [...] ein grundlegender Beitrag zur monastischen Bild- und Gedächtniskultur und ein beispielhafter Brückenschlag zwischen Kunst- und Geschichtswissenschaft gelungen. Ein [...] großer Glücksfall ist [...] die so engagierte und facettenreiche Untersuchung von Markus Späth, die ihrerseits der Forschung zu mittelalterlichen Gedächtniskulturen neue Perspektiven eröffnet." Carsten Juwig in: H-Arthist, 20.07.2009