Das kleine Dorf Near am Rande des Moores ist eine eingeschworene Gemeinschaft. Fremde sind hier nicht gern gesehen und so ist es auch nicht besonders verwunderlich, das man mit Misstrauen auf den unbekannten jungen Mann reagiert, den man des nachts gesichtet haben will. Als dann plötzlich die Kinder
verschwinden, reagieren die Bewohner ungehalten und sehen in dem Fremden den Täter. Doch die…mehrDas kleine Dorf Near am Rande des Moores ist eine eingeschworene Gemeinschaft. Fremde sind hier nicht gern gesehen und so ist es auch nicht besonders verwunderlich, das man mit Misstrauen auf den unbekannten jungen Mann reagiert, den man des nachts gesichtet haben will. Als dann plötzlich die Kinder verschwinden, reagieren die Bewohner ungehalten und sehen in dem Fremden den Täter. Doch die 16-jährige Lexi glaubt nicht an solch einen Zufall. Sie macht sich, gegen den Willen ihres Onkels und der Dorfältesten, auf die Suche nach des Rätsels Lösung und kommt dabei eines schon lange verdrängten Geheimnisses auf die Spur....
Schon beim ersten Blick war mir klar das ich das Buch lesen muss und auch wenn ich nach Lesen des vielversprechenden Klappentextes mit einer etwas anderen Geschichte gerechnet habe, muss ich sagen, das mich Victoria Schwab mit ihrem Debütroman regelrecht verzaubert hat.
Die Autorin schafft eine sehr detailreiche, gut vorstellbare Kulisse und erzeugt gleich zu Beginn einen nie abreißenden soliden Spannungsbogen, der sich, begleitet von einer stets düsteren, mystischen und beklemmenden Atmosphäre,durch die Geschichte zieht und mich komplett gefesselt hat.
Immer wieder streut sie kleine Schreckmomente ein, die mich beim Lesen hinterrücks überfallen und dafür sorgen, das sich die Härchen an meinen Armen aufstellen.
Es gab einige Szenen die mich gefühlsmäßig an Filme wie The Village oder Sleepy Hollow erinnerten.
Nicht ganz klar ist mir, in welcher Zeit die Geschichte nun eigentlich spielt. Ist Near ein hinterwäldlerisches Dorf im Hier und Jetzt, abgeschottet von der Außenwelt ( wie bei "The Village" ) oder befinden wir uns irgendwo zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert, als man die Hexen verfolgt, verbannt oder verbrannt hat ? Es gibt für beide Möglichkeiten einiges an Für und Wider, deshalb habe ich es im weiteren Verlauf einfach aufgegeben mir die Frage über die "Zeit" zu stellen und die Geschichte so hingenommen, wie Victoria Schwab sie mir erzählt hat.
Ich-Erzählerin Lexi ist eine sympathische Protagonistin, zu der man schnell einen guten Draht herstellen kann. Sie ist mutig, hat einen starken Willen und sie sieht immer das "Grau" zwischen all den Schwarz- und Weiß-Denkern von Near, die in ihrer Meinung so schrecklich eingefahren sind und sich gegen alles Neue vehement zu wehren wissen.
Als die Kinder so plötzlich verschwinden und man den Fremden dafür verantwortlich macht, beschleichen Lexi Zweifel und sie begibt sich, gegen den Willen ihres Onkels, selbst auf die Suche nach den Kindern, bei der sie, wenn auch eher mehr schlecht als recht, von den beiden "Hexen"-Schwestern Magda und Dreska unterstützt wird, die am Rande des Moores und somit ein Stück außerhalb des Dorfes leben. Ich mag die beiden, von den Dorfbewohnern geduldeten, steinalten schrulligen Damen, die in Rätseln sprechen, Verse rezitieren und die dem fremden jungen Mann, Cole, genug vertrauen um ihm Obdach zu gewähren. Dieser wirkt geisterhaft und sehr in sich gekehrt, versucht aber trotz seiner zurückhaltenden Art sich Lexi gegenüber zu öffnen.
Die zarte Liebesgeschichte die sich zwischen den beiden entspinnt war irgendwie abzusehen. Gut finde ich hierbei, das sie nicht allzu sehr in den Vordergrund tritt, sondern sich, bis auf die ein oder andere Szene, sehr dezent am Rand der Geschichte bewegt. Im Mittelpunkt steht hier die Sage um die Hexe von Near, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht.
Das Ende ist in sich stimmig, hat mich aber im Gegensatz zum Rest der Geschichte nicht wirklich überzeugt, da sich alles viel zu schnell und ohne weitere Erläuterungen aufgeklärt hat. Da es sich hier um einen Einzelband handelt hätte ich mir einen kurzen Epilog gewünscht, mit dem man die vielleicht noch offenen Fragen hätte ausräumen und den Leser zufrieden zurücklassen können.