Frauen haben Flugblätter hergestellt, Geld gesammelt und illegale "Treffs" organisiert - und damit Freiheit, Gesundheit und Leben riskiert. Aber in den meisten Büchern über den Widerstand gegen das Naziregime stehen sie noch immer im Schatten der Männer. So finden auch in allen bisherigen Veröffentlichungen über den Widerstand und die Verfolgung in Dortmund nur wenige Frauen Erwähnung. Lore Junge hat in ihrem Buch mehr als 100 Dortmunder Frauen aus diesem Schatten herausgeholt: Mitglieder von KPD und SPD, Arbeitersamariterbund und Freidenkerverband, Jüdinnen und Zeugen Jehovas. Über die meisten von ihnen wird zum ersten Mal berichtet. Insofern stellt dieses Buch eine einmalige Fundgrube für die Geschichte der Dortmunder Frauen im Widerstand dar. Die Biographien machen deutlich, wie Frauen allein wegen ihrer Gesinnung, Parteizugehörigkeit, Rasse oder Religion verhaftet, in der Steinwache - der berüchtigten Folterstätte der Nationalsozialisten ("Hölle Westdeutschlands") und heutigen Gedenkstätte - eingekerkert und wegen Hochverrats zu Gefängnis verurteilt oder ins Konzentrationslager verschleppt wurden. Über ein Jahrzehnt hat die Autorin Archive gesichtet, Überlebende und Hinterbliebene befragt. Am Anfang stand meist nur ein Name im Haftbuch der Steinwache, herausgekommen ist oft das packende Porträt einer mutigen Frau. Das gut verständliche und mutmachende Buch richtet sich nicht nur an die ältere Generation, sondern insbesondere an die junge; denn aller Fortschritt ist das Ergebnis langer Kämpfe. Wenn die junge Generation ohne Faschismus und Krieg leben will, muß sie sich engagieren. Gefördert wurde das Buch vom Stadtarchiv und dem Frauenbüro der Stadt Dortmund sowie der Stadtsparkasse Dortmund; das Geleitwort verfaßte Frau Marianne Wendzinski, 1. Bürgermeisterin von Dortmund. 1923 geboren, hat Lore Junge als Tochter der Antifaschisten Wilhelmine und Wilhelm Kröger die Verfolgungen des Naziregimes hautnah erfahren. So sind die hier genannten Frauen für sie keine Forschungsobjekte, sondern gute Bekannte - auch wenn sie von manchen erst 50 Jahre nach dem Krieg erfahren hat. Verheiratet mit Heinz Junge, ebenfalls Widerstandskämpfer und KZ-Häftling, lebt die ehemalige städtische Angestellte seit ihrer Geburt in Dortmund. Lore Junge ist Mitbegründerin der Jugendbewegung Groß-Dortmund - heute Dortmunder Jugendring - und Mitglied im Demokratischen Frauenbund. Außerdem war sie 1947 an der Gründung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) beteiligt und arbeitete 20 Jahre lang im geschäftsführenden Vorstand.