Diese einzigartige Dokumentation stellt Biographien und wissenschaftliche Profile von mehr als 300 Sprachforscherinnen und Sprachforschern vor, die im Nationalsozialismus aus rassistischen oder politischen Gründen verfolgt wurden. Bei vielen führte dies zur Emigration oder zum Leben im Untergrund, für einen Großteil der Betroffenen bedeutete es jedoch Tod im Konzentrationslager oder Suizid.Die Biographien spiegeln diese unterschiedlichen Konstellationen wider, denen sich die Verfolgten ausgesetzt sahen. In der Dokumentation sind so bekannte Namen wie Walter Benjamin, Leo Spitzer, Käte Hamburger u. a. verzeichnet. Mit ihr soll aber auch denjenigen ein Denkmal gesetzt werden, die nicht aufgrund ihrer Prominenz schon an anderen Stellen dokumentiert sind. Darüber hinaus versteht sie sich auch als ein Beitrag zur Fachgeschichte, indem in Band 2 Auswertungen in verschiedene Richtungen vorgenommen werden, nach Immigrationsländern, nach fachlichen Disziplinen, mit Statistiken zur Professionalisierung der Sprachwissenschaft. Register und eine umfangreiche Forschungsbibliographie schließen das Werk ab. Die mitgelieferte CD soll zusätzlich die Weiterarbeit an dem aufbereiteten Material unterstützen und fördern. Somit präsentieren die beiden Bände ein zeitgeschichtliches Zeugnis und zugleich ein wichtiges Stück Wissensgeschichte.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Voll des Lobes für das in bemerkenswerter Einzelleistung geschaffene Nachschlagewerk des Sprachwissenschaftlers Utz Maas, setzt uns Frank-Rutger Hausmann die Vorteile des Doppelbandes auseinander: 700 Sekundärtitel hat der Autor ausgewertet, Zeitzeugen befragt und Archive durchkämmt, um sagenhafte 310 Porträts verfolgter beziehungsweise emigrierter Sprachforscher von Benjamin über Vossler bis zu bisher nicht erfassten Persönlichkeiten zusammenzustellen. Dass diese sich nicht auf bio-bibliografisches Daten beschränken, sondern die wissenschaftliche Bedeutung der jeweiligen Person herausarbeiten, hält Hausmann für wichtig. Mit dem Befund, dass die deutsche Wissenschaft durch die Verfolgung nicht "enthauptet" wurde und die Verfolgten eine enorme Integrationsleistung im Exil vollbrachten, freut sich der Rezensent, können so auch Allgemeinhistoriker etwas anfangen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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