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In der Gegenwartsliteratur wird Schriftgestaltung zur Basis für poetische Verfahren: Verfremdung wird typographisch, Typographie wird verfremdet.In der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur trifft man seit der Jahrtausendwende immer häufiger auf typographisch auffällige Romane: Die Schrift wird vergrößert oder verkleinert, Zeilen verlaufen kreuz und quer über die Seiten, einzelne Wörter oder ganze Passagen werden getilgt oder durchgestrichen, es tauchen Wörter in anderen Schriftarten und Schriftzeichen anderer Schriftsysteme oder Alphabete auf. In diesen Fällen können die Schrift und ihre…mehr

Produktbeschreibung
In der Gegenwartsliteratur wird Schriftgestaltung zur Basis für poetische Verfahren: Verfremdung wird typographisch, Typographie wird verfremdet.In der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur trifft man seit der Jahrtausendwende immer häufiger auf typographisch auffällige Romane: Die Schrift wird vergrößert oder verkleinert, Zeilen verlaufen kreuz und quer über die Seiten, einzelne Wörter oder ganze Passagen werden getilgt oder durchgestrichen, es tauchen Wörter in anderen Schriftarten und Schriftzeichen anderer Schriftsysteme oder Alphabete auf. In diesen Fällen können die Schrift und ihre Materialität nicht länger übersehen werden, die Typographie wird zu einem integralen Bestandteil der Erzählung und ihrer ästhetischen Strategien.Judith Niehaus entwickelt eine Terminologie und Systematik, um derlei typographische Verfahren aus einer genuin literaturwissenschaftlichen Perspektive in den Blick zu nehmen. Ausgehend von differenzierten Lektüren deutschsprachiger Erzähltexte, von Wolf Haas, Jan Brandt, Terézia Mora, María Cecilia Barbetta, Walter Moers, Michael Lentz und zahlreichen weiteren Autor_innen, entwirft sie Antworten auf die Frage, wie literarische Texte mittels typographischer Verfahren das, was geschrieben wird, die Art, wie geschrieben wird, oder sogar die Schrift selbst `fremd` machen - verfremden.
Autorenporträt
Judith Niehaus, geboren 1990, studierte Germanistik, Philosophie und Mathematik und wurde 2022 in Hamburg promoviert. Sie ist als Literaturwissenschaftlerin im DFG-Graduiertenkolleg 'Gegenwart / Literatur' an der Universität Bonn tätig und forscht zu (Ko-) Präsenz, (Leser*innen-)Adressierung, Materialität, Narratologie und Filmtheorie. Die diesem Buch zugrunde liegende Dissertation wurde 2022 mit dem Elise-Reimarus-Preis der Akademie der Wissenschaften in Hamburg ausgezeichnet. Veröffentlichungen u. a.: 'Flatternde Seiten statt ratternder Kinematographen' in: Intermediale Reflexivität zwischen Literatur und Film (2023); 'Auktoriale Spuren im Text' in: Vexierbilder (2021); 'Verfremdete und verfremdende Schrift bei Gisela Elsner und Bertolt Brecht' in: Brecht Yearbook (2018).