36,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in 3-5 Tagen
payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

Ein Kabinett kunstvoller Klaustrophobien Die Lektüre von Susanne Röckels Romanen und Erzählungen ist immer eine Wanderung zwischen zwei Wirklichkeiten: die des Wachens und die des Traumes - und wir können niemals ganz sicher sein, in welcher wir uns gerade auf halten. Sechs fragwürdige Helden, sechs Geschichten in Susanne Röckels Vergessene Museen, und in jeder einzelnen gelingt der Autorin ein grandioses Kunststück. Mit einer rhythmisierten, präzisen, aber von aller Beengung befreiten Sprache fängt sie den Moment der Entrückung, die Irritationen, die Spiegelungen und Verrätselungen des…mehr

Produktbeschreibung
Ein Kabinett kunstvoller Klaustrophobien Die Lektüre von Susanne Röckels Romanen und Erzählungen ist immer eine Wanderung zwischen zwei Wirklichkeiten: die des Wachens und die des Traumes - und wir können niemals ganz sicher sein, in welcher wir uns gerade auf halten. Sechs fragwürdige Helden, sechs Geschichten in Susanne Röckels Vergessene Museen, und in jeder einzelnen gelingt der Autorin ein grandioses Kunststück. Mit einer rhythmisierten, präzisen, aber von aller Beengung befreiten Sprache fängt sie den Moment der Entrückung, die Irritationen, die Spiegelungen und Verrätselungen des Rausches ein, in dem zuletzt nur noch die Leuchtkraft der Sprache trägt. In den 'Vergessenen Museen" tauchen wir in irreale Welten ein, die in vieler Hinsicht wirklicher sind als die Tagwirklichkeiten in ihren anderen Geschichten, offener, freier, luftiger, von sanften, manchmal von harten Winden durchweht - wie in der ersten Geschichte von einer hypnotisierend leeren und dennoch heimlich belebtenArktis - und genießen die Freiheit der Traumwirklichkeit, in der sich die kunstvollen Klaustrophobien aufheben, mit denen sie die Leser behexen kann, wie es wenige seit Kafkas epischen Fieberschüben vermochten. Die Virtuosität ihrer Sprache hat sich in diesen Geschichten in eine Musikalität übersetzt, von der wir manchmal fürchteten, sie könne aus dem Deutschen geflohen sein. In Susanne Röckels Prosa ist sie präsent.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Susanne Röckel, geb. 1953 in Darmstadt, lebt in München. Sie hat Erzählungen und Romane veröffentlicht und wurde mit zahlreichen Literaturpreisen, darunter em Tukan-Preis der Stadt München, ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.01.2009

Mit der Heugabel die Welt umgraben

Steckt ein Lied in allen Dingen: In ihrem bemerkenswerten Erzählungsband "Vergessene Museen" entwirft Susanne Röckel eine elegante Poetik des Alltags.

Von Kolja Mensing

Loon Bay besteht aus baufälligen Häusern und einer Bucht mit ein paar Felsbrocken, in deren Schatten das ganze Jahr über Schnee liegt. Niemand bleibt lange an diesem Ort "weit nördlich des Polarkreises", und auch die Rucksacktouristen, die gerade erst angekommen sind, warten bereits sehnsüchtig auf die Ankunft des nächsten Postbusses. Um die Zeit zu überbrücken, besuchen sie das sogenannte Museum, eine fensterlose Holzhütte, in der im Schein einer Neonröhre schartige Messer und stumpfe Harpunen ausgestellt sind. Erst die letzte Vitrine weckt "ein wenig Interesse". Sie enthält die persönlichen Besitztümer eines Forschungsreisenden, den es im neunzehnten Jahrhundert nach einem Schiffsunglück nach Loon Bay verschlagen hat und der nach seinem Tod unter anderem einen Stapel Aufzeichnungen hinterlassen hat, in denen er das tragische Ende seiner Expedition beschreibt.

"Vergessene Museen" hat Susanne Röckel ihren Band mit sechs längeren Erzählungen überschrieben, die ausnahmslos an ungastliche Orte führen. Ein Gefängniswärter folgt einem entlaufenen Insassen bis in dessen "verheerte" Heimat auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens, die Tochter eines reichen Unternehmers stürzt sich in eine Amour fou mit einem jungen Einwanderer, der in einer heruntergekommenen Flüchtlingsunterkunft am Rand einer französischen Großstadt wohnt, und ein Abgesandter der UN möchte im Süden Asiens zwischen "kahlen Bergen" und "trockenen Flussbetten" ausgerechnet in einem militärischen Sperrgebiet ein "Museum der Menschheit" errichten: "Als die Jeeps aus seinem Blickfeld verschwunden waren, der Staub in der Luft sich legte, hatte er sich einen Moment lang vorgestellt, wie das Ganze auf die Touristen wirken würde, die in Scharen kämen, womöglich schon in ein paar Jahren, wenn die dringend notwendigen konservatorischen Maßnahmen abgeschlossen wären."

Susanne Röckels Erzählungen sind sorgfältig gemacht. Die 1953 geborene Schriftstellerin und Übersetzerin hat sich für eine ruhige, rhythmisierte Sprache entschieden - und sie hat darüber hinaus mit dem Museum als Ort einer unerfüllten Sehnsucht ein Leitmotiv entwickelt, das sie elegant und scheinbar mühelos durch den gesamten Band führt. Der Gefängniswärter, dem es nicht gelingt, dem Dasein eines kleinen Beamten zu entfliehen, betreut im Keller der Justizvollzugsanstalt eine Ausstellung mit kuriosen Fluchtwerkzeugen, von der unglücklichen Liebe zwischen der Bürgertochter und dem Migranten bleiben nur ein paar welke Blumen, die wie "kostbare Exponate" für alle Ewigkeit unter Glas gelegt werden, und der Forschungsreisende, der an den Polarkreis aufgebrochen war, um Zeugnisse einer fremden Kultur für die ethnologischen Sammlungen in London oder Paris zu sammeln, wird schließlich in der Heimatstube von Loon Bay selbst zum Objekt musealen Interesses.

In seinem Nachlass finden sich die besagten Notizen, die sich nach und nach zu einer Erzählung verdichten. Außerdem liegen in der Vitrine Rasierzeug, Essbesteck, eine Kleiderbürste, ein "edler Brieföffner" und "ein verrosteter Kompass", und das ist es, worum es eigentlich geht. Es gibt einige solcher Aufzählungen von Gebrauchsgegenständen in "Vergessene Museen", und manche von ihnen benötigen mehrere Zeilen oder einen ganzen Absatz. Man müsse sich nun einmal an die "konkreten Dinge" halten, wenn man etwas über die Welt erfahren wolle, heißt es an einer Stelle dieses ungewöhnlichen Erzählbands, in dem sich eine kleine Poetik des Alltags verbirgt. Es sind die Dinge, die bleiben, und nicht die Menschen, das ist der Kern der literarischen Verstehenslehre, die Susanne Röckels Geschichten zugrunde liegt.

In diesem Sinne kann für sie zuletzt jeder Ort zu einem "vergessenen Museum" werden, eine armselige Fernfahrerkneipe mit ein paar Spielautomaten und Billardtischen, ein Abstellraum, in dem Taschenlampen, Bleistifte und "alte Handys" liegen, oder die Diele eines verlassenen Bauernhofs in den Bergen: "Am Haken hängen Rechen und Heugabeln, eine geflickte Jacke. In der Ecke ein Kinderstuhl. Eine Nähmaschine. Stille."

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Atemlos und gebannt hat Tanya Lieske diese Erzählungen gelesen, deren Hauptkapital für sie Sprachkraft, zwingende Poesie und erzählerische Magie sind. Auch möchte die Kritikerin diese sechs Texte lieber als "Romane in nuce" und nicht als Erzählungen verstanden wissen. Denn aus ihrer Sicht sind sie so dicht, so makellos, asketisch und schön, dass das verkleinernde Label "Short Story" hier nicht reicht. Die Geschichten führten an Orte jenseits der gewohnten Landkarten, lesen wir. Orte, die manchmal von Geschichte heimgesucht wurden, oder über die die Zivilisation schlicht hinweg geschritten ist. Diese geografische und historische Leere oder ein kollektives Vergessen machen stets den essentiellen Kern der Texte aus, von denen jeder in ein Museum und zu einem Exponat führt. Und in neue Dimensionen der Freiheit.

© Perlentaucher Medien GmbH
'Dieser Erzählband hat es in sich ... Dieses Buch ist eine Entdeckung ... Röckels Museen der Angst sind ein literarisches Ereignis.“ (Wolfgang Schneider, Deutschlandradio Kultur, 2. Februar 2009) 'Susanne Röckels Erfindungsgabe ist außergewöhnlich, ihre Erzählsprache verbindet m++helos Epochen und Erdteile, Reportage-Elemente und den hohen Ton von Mysterienlehren.“ (Kristina Maidt-Zinke, S++ddeutsche Zeitung, 4. Juli 2009) 'In ihrem bemerkenswerten Erzählband -éVergessene Museen-Æ entwirft Susanne Röckel eine elegante Poetik des Alltags.“ (Kolja Mensing, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. Januar 2009) 'In einer klaren und doch spannungsreichen Sprache erzählt die deutsche Autorin Susanne Röckel von Momenten, in denen Biografien einen Wendepunkt erfahren.“ (Christoph Schröder, kultur-Spiegel, 2/2009) 'Da Röckel durch ihr Erzählen selbst Erinnerungen sammelt und tradiert, ist ihr Buch gewissermaßen als siebtes Museum zu verstehen, kein vergessenes allerdings, sondern ein unvergessliches, tief beeindruckendes und verstörendes. Es zieht die Leser ebenso in den Bann wie die fremden Orte die Protagonisten der Geschichten und beschäftigt sie noch weit ++ber das Ende der Lekt++re hinaus. Röckels Schilderungen sind von bezwingender Intensität, die ebenso schlichte wie klare Sprache von hoher Musikalität erzeugt Spannung und eine enorme Sogwirkung, sodass man der Erzählerin bedenken- und bedingungslos aus der Wirklichkeit in tiefere, schwer ergr++ndliche Schichten des Denkens, Imaginierens und Erinnerns folgt.“ (Isa Schikorsky, Lesart, Sommer 2009) 'Frei von jeder +£berfrachtung entwickelt der Stil eine eigene, ganz besondere Musikalität.“ (Schweizer Illustrierte, 1. März 2009)…mehr