Die Silvesternacht 2015/16. Zu Tode misshandelte Frauen in Indien. Kachelmann, Polanski, Assange, Strauss-Kahn ... Am Thema Vergewaltigung entzünden sich immer wieder erbitterte Debatten. Vergewaltigung hat nicht nur Auswirkungen auf die Betroffenen, sondern daran manifestiert sich die Haltung der gesamten Gesellschaft gegenüber Geschlecht, Sexualität und Verletzbarkeit. Doch trotz breiter medialer Berichterstattung gibt es bis zum heutigen Tag keine umfassende Auseinandersetzung mit diesen Zusammenhängen. Diese Lücke füllt die Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal.
Sie zeichnet nach, wie wir als Gesellschaft über Vergewaltigung reden und wie sich das wiederum auf die Realität auswirkt. Vergewaltigung ist der dunkle Doppelgänger der Geschlechterverhältnisse. In keinem anderen Bereich halten sich die Vorstellungen von aktiver, aggressiver Männlichkeit und passiver, bedrohter Weiblichkeit so hartnäckig wie in dem der sexuellen und sexualisierten Gewalt. Sanyal betrachtet die Rolle, die Rassismus bei diesen Auseinandersetzungen spielt, was sexuelle Selbstbestimmung und Konsens wirklich bedeuten, und wie über die Jahrhunderte nicht nur Sexualität, sondern auch Gewalt gegendert wurde.
Ausgehend von Sexualitätstheorien von Aristoteles bis Foucault, über die feministischen Kämpfe um die Anerkennung von Vergewaltigung, popfeministische Entwürfe und Social-Media-Aktionen wie hashtag aufschrei und hashtag ausnahmslos bis hin zu den Problemen, die im Laufe einer echten Reform des
177 StGB gelöst werden müssten, geht Sanyal der Frage nach, wie Vergewaltigung gesellschaftlich verhindert werden kann.
Sie zeichnet nach, wie wir als Gesellschaft über Vergewaltigung reden und wie sich das wiederum auf die Realität auswirkt. Vergewaltigung ist der dunkle Doppelgänger der Geschlechterverhältnisse. In keinem anderen Bereich halten sich die Vorstellungen von aktiver, aggressiver Männlichkeit und passiver, bedrohter Weiblichkeit so hartnäckig wie in dem der sexuellen und sexualisierten Gewalt. Sanyal betrachtet die Rolle, die Rassismus bei diesen Auseinandersetzungen spielt, was sexuelle Selbstbestimmung und Konsens wirklich bedeuten, und wie über die Jahrhunderte nicht nur Sexualität, sondern auch Gewalt gegendert wurde.
Ausgehend von Sexualitätstheorien von Aristoteles bis Foucault, über die feministischen Kämpfe um die Anerkennung von Vergewaltigung, popfeministische Entwürfe und Social-Media-Aktionen wie hashtag aufschrei und hashtag ausnahmslos bis hin zu den Problemen, die im Laufe einer echten Reform des
177 StGB gelöst werden müssten, geht Sanyal der Frage nach, wie Vergewaltigung gesellschaftlich verhindert werden kann.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Mit ihrer Studie zu Vergewaltigungen hat Mithu Sanyal eine "kulturhistorische Analyse" vorgelegt, die sie "auf eine politische Brennweite einstellt", meint Petra Gehring. Wichtig sei dieses Buch, weil zu diesem Thema noch immer dieselben Klischees, Irrtümer und Vorurteile kursieren wie in den Fünfzigern: die Vorstellung einer verletzten Ehre des Opfers etwa, dass Opfer die Täter unwillentlich zu ihrer Tat verleiteten oder dass ausschließlich Mädchen und Frauen Opfer von sexuellen Gewaltverbrechen werden können. Doch auch wohlmeinende feministische Kritik an patriarchaler Dominanz schlägt leicht in eine "Kulturgeschichte der Frau als Beute" um, lernt Gehring.
© Perlentaucher Medien GmbH
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