"Ich bin gern in Berlin. Ich bin aber auch gern wieder weg." Tommy Heuss Eine fulminante und längst überfällige Abrechnung mit Boulette und Bannmeile, preußischer Überheblichkeit und neupreußischen Wichtigtuern, Sprachverhunzung und vermeintlichem Mutterwitz. Berlin ist arm, aber sexy, Berlin ist die Hauptstadt, Berlin ist großartig, Berlin ist Deutschlands Metropole. Berlin ist Tummelplatz der Reichen, Schönen und Mächtigen. Internationale Stars, Politiker und Alfred Biolek - alle wollen nach Berlin. Nur unsere Autoren nicht. Sie fordern: Vergiss Berlin! Und sie haben allen Grund dazu. Aus dem Inhalt: Berliner Geschichte: Die ständige Selbstüberschätzung Berliner Architektur: Barock und Barack Land & Leute: Der unfreundliche Berliner Essen & Trinken: Döner, Currywurst & Komasaufen Kultur & Freizeit: Wo das Promipack sich trifft Berlin bei Nacht:...
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.10.2011NEUE REISEBÜCHER
Für die Tasche Anfang des Jahres versuchte die Berlin Marketing GmbH verzweifelt darüber hinwegzulächeln, dass man in Kreuzberg gegen Touristen demonstrierte. Kann es nun Zufall sein, dass der Eichborn-Verlag wenige Monate später ein Buch herausbringt, das "Vergiss Berlin! Eine Reisewarnung" heißt?
Die These des Anti-Reiseführers ist einfach und wird konsequent auf 171 Seiten durchgehalten: Der Hype auf die Großstadt sei nicht nachvollziehbar, Berlin sei nur eine merkwürdige Großsiedlung, im Sumpfland erbaut und ausschließlich von seinem Mythos lebend, schmutzig, laut, sibirisch kalt im Winter, die höchste Erhebung der Schuldenberg, und so weiter. Kurz: "Von nicht notwendigen Reisen nach Berlin wird abgeraten".
Interessanterweise fehlen im Buch biographische Angaben zu den Autoren Tommy Heuss und Christian Weiss. Und so liegt die Vermutung nahe, dass hinter den Namen einfach zwei Kreuzberger stecken, die nun hoffen, dass möglichst viele potentielle Berlin-Touristen ihre Reisewarnung ernst nehmen mögen - und wegbleiben.
Pikanterweise wollte ausgerechnet der Eichborn-Verlag dieses Jahr auch nach Berlin ziehen. Vielleicht scheiterte das, wie es offiziell heißt, an den Finanzen. Oder aber der Verlag hat seinen Reiseführer sehr, sehr ernst genommen und eine Reise nach Berlin als doch "nicht notwendig" betrachtet.
akro.
Tommy Heuss, Christian Weiss: "Vergiss Berlin! Eine Reisewarnung". Eichborn-Verlag, 173 Seiten, 9,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Für die Tasche Anfang des Jahres versuchte die Berlin Marketing GmbH verzweifelt darüber hinwegzulächeln, dass man in Kreuzberg gegen Touristen demonstrierte. Kann es nun Zufall sein, dass der Eichborn-Verlag wenige Monate später ein Buch herausbringt, das "Vergiss Berlin! Eine Reisewarnung" heißt?
Die These des Anti-Reiseführers ist einfach und wird konsequent auf 171 Seiten durchgehalten: Der Hype auf die Großstadt sei nicht nachvollziehbar, Berlin sei nur eine merkwürdige Großsiedlung, im Sumpfland erbaut und ausschließlich von seinem Mythos lebend, schmutzig, laut, sibirisch kalt im Winter, die höchste Erhebung der Schuldenberg, und so weiter. Kurz: "Von nicht notwendigen Reisen nach Berlin wird abgeraten".
Interessanterweise fehlen im Buch biographische Angaben zu den Autoren Tommy Heuss und Christian Weiss. Und so liegt die Vermutung nahe, dass hinter den Namen einfach zwei Kreuzberger stecken, die nun hoffen, dass möglichst viele potentielle Berlin-Touristen ihre Reisewarnung ernst nehmen mögen - und wegbleiben.
Pikanterweise wollte ausgerechnet der Eichborn-Verlag dieses Jahr auch nach Berlin ziehen. Vielleicht scheiterte das, wie es offiziell heißt, an den Finanzen. Oder aber der Verlag hat seinen Reiseführer sehr, sehr ernst genommen und eine Reise nach Berlin als doch "nicht notwendig" betrachtet.
akro.
Tommy Heuss, Christian Weiss: "Vergiss Berlin! Eine Reisewarnung". Eichborn-Verlag, 173 Seiten, 9,95 Euro
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