Seit ein paar Jahren erfreut sich eine ganz bestimmte Art von Jugendthriller zunehmender Beliebtheit: Jugendliche als Spione, Jugendliche als Profikiller, Jugendliche als versteckte Ermittler... Hier sind es Jugendliche mit außergewöhnlichen Begabungen, die vom FBI zu hoch spezialisierten Agenten
ausgebildet werden. So originell ist die Grundidee also nicht! Aber Jennifer Lynn Barnes macht daraus…mehrSeit ein paar Jahren erfreut sich eine ganz bestimmte Art von Jugendthriller zunehmender Beliebtheit: Jugendliche als Spione, Jugendliche als Profikiller, Jugendliche als versteckte Ermittler... Hier sind es Jugendliche mit außergewöhnlichen Begabungen, die vom FBI zu hoch spezialisierten Agenten ausgebildet werden. So originell ist die Grundidee also nicht! Aber Jennifer Lynn Barnes macht daraus ein spannendes Buch, das keineswegs in der Flut solcher Bücher untergeht, sondern sich durch interessante Charaktere, einen angenehmen Schreibstil und viele unerwartete Wendungen hervortut.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen fünf Jugendliche mit ganz unterschiedlichen Begabungen - Cassie, Dean, Michael, Lia und Sloane, Naturtalente der Verbrechensbekämpfung. Sie sind Profiler, menschliche Lügendetektoren, Empathen und mathematische Wunderkinder; sie wissen und können instinktiv, wofür Agenten normalerweise über Jahre hinweg ausgebildet werden.
Alle fünf sind starke Charaktere mit ausgeprägten Eigenheiten, so dass man als Leser direkt ein gutes Gespür für sie bekommt. Und alle fünf haben sozusagen ihre Leichen im Keller, die sie im Prinzip zu dem gemacht haben, was sie sind. Ich habe sie wirklich ins Herz geschlossen (die Jugendlichen, nicht die Leichen) und gerne über sie gelesen, und ich fand besonders die Szenen faszinierend, in denen wir sie bei der Anwendung ihrer Talente beobachten. So unterschiedlich sie sind, merkt man doch schnell, dass sie das Potential haben, zusammen ein unschlagbares Team zu bilden - wenn sie sich nicht vorher an die Gurgel gehen! Denn natürlich gibt es Spannungen, wenn man einen Haufen Teenager in einem Haus zusammenpfercht, vor allem Teenager wie diese, die sich zum Teil benehmen wie jugendliche Versionen von Sherlock Holmes.
Meiner Meinung hat die Autorin genau das richtige Tempo für die Geschichte gewählt. Man wird erstmal mitten reingeschmissen, ja, aber dann entwickeln sich die Dinge doch langsam genug, dass man in Ruhe die Charaktere kennenlernen und das Wichtigste über die Grundsituation erfahren kann, bevor es dann richtig losgeht. Danach bleibt es spannend bis zum fulminanten Ende! Sehr interessant fand ich die Idee, zwischen den Kapiteln immer wieder den Mörder zu Wort kommen zu lassen - gruselig... Erst ganz kurz vor Schluss hatte ich so eine gewisse Ahnung, wer der Täter sein könnte, aber vorhersehbar würde ich das auf keinen Fall nennen!
Der Schreibstil hat mir gut gefallen, obwohl er eher einfach ist. Mal witzig und dann wieder beklemmend, oft bildreich und gelegentlich nüchtern... Aber immer in lockerer Umgangssprache, als würde Cassie die Geschichte einer Freundin erzählen. Das liest sich flüssig, ist für mich aber nicht sonderlich herausragend.
Die Mischung aus Thriller, Jugendroman und ein bisschen Liebesgeschichte hat mir gut gefallen, nur eine Sache hat mich zur Verzweiflung gebracht: die unvermeidliche Dreiecksgeschichte. Liebe Autorinnen, muss das sein? Muss die junge Heldin denn immer zwischen zwei Jungs stehen, wovon der eine grundsätzlich der Mr. Nice Guy ist und der andere der Bad Boy? Ehrlich, das ist für mich inzwischen ein solches Klischee... Aber wenigstens hält es sich hier noch in erträglichen Grenzen, und eigentlich mag ich ja auch sowohl Michael als auch Dean - nur habe ich mir oft gewünscht, Cassie würde sich ein für allemal entscheiden, vielen Dank.
Fazit:
Junge Wunderkinder werden vom FBI zu Agenten ausgebildet und geraten früher als erwartet in ihren ersten echten Fall. Das ist richtig spannend, und besonders die Charaktere haben mir wunderbar gefallen! Die sind nämlich nicht nur sympathisch, sondern auch außergewöhnlich und trotz aller herausragenden Begabungen glaubhaft. Der Schreibstil liest sich gut runter, auch wenn für mich nichts wirklich Besonderes war. Ich hätte gerne auf die Liebesgeschichte verzichtet (oder zumindest darauf, dass Cassie sich nicht entscheiden kann), das Buch ist aber für mich dennoch eine klare Leseempfehlung!