Weit davon entfernt, plötzliche Launen widerzuspiegeln, reagieren breitere intellektuelle Bewegungen gewöhnlich auf empfundene soziale Bedürfnisse oder Provokationen. Dies trifft sicherlich auf die vergleichende politische Reflexion zu, die in der akademischen Welt heute als "vergleichende politische Theorie" bezeichnet wird. Zur Zeit ihrer Entstehung (vor etwa 25 Jahren) reagierte das Unternehmen hauptsächlich auf zwei Stimuli oder Faktoren. Der erste Faktor war der "Kalte Krieg", der nicht enden wollende Kampf um die Vorherrschaft zwischen Weltmächten und kleineren nationalen Akteuren. Das gefühlte Bedürfnis war in diesem Fall der Wunsch nach einer Art "Kosmopolitismus", nach einem aufmerksameren und gerechteren Umgang mit verschiedenen Ländern und Kulturen. Der zweite Faktor war die fortschreitende Schwächung oder Erosion des modernen Paradigmas eines stabilen Selbst oder einer stabilen Identität, eine Erosion aufgrund des Einflusses solcher aufkommender Perspektiven wie der Phänomenologie, der Dekonstruktion und der Postmoderne. Die Hinwendung zum Vergleich signalisierte hier die Öffnung des Selbst für wachsende Interaktionen mit dem Nicht-Selbst oder dem "Anderen". Diese doppelte Simulation ist nicht abgeklungen. Insbesondere die zweite Provokation hat in unserer Zeit eine neue und unerwartete Relevanz erlangt.