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In diesem interdisziplinärem Band versammelt sich ein Teil der derzeitigen europäischen Forschung zur Prostitution. Diese Forschung bemüht sich nicht länger um die Erkundung sexueller Devianzen, vielmehr geht sie davon aus, dass Prostitution in die jeweilige Gesellschaft und Kultur eingebettet ist. In den Beiträgen wird deutlich, wie das historisch gewachsene und geschlechtlich kodierte Wissen über Sexualität, aber auch über Geld, Handel, Raum oder Visualität auf die Prostitution und ihre jeweiligen Repräsentationen einwirkt und durch sie reproduziert wird.Mit Beiträgen u.a. von Christina von Braun, Martina Löw und Bettina Mathes.…mehr

Produktbeschreibung
In diesem interdisziplinärem Band versammelt sich ein Teil der derzeitigen europäischen Forschung zur Prostitution. Diese Forschung bemüht sich nicht länger um die Erkundung sexueller Devianzen, vielmehr geht sie davon aus, dass Prostitution in die jeweilige Gesellschaft und Kultur eingebettet ist. In den Beiträgen wird deutlich, wie das historisch gewachsene und geschlechtlich kodierte Wissen über Sexualität, aber auch über Geld, Handel, Raum oder Visualität auf die Prostitution und ihre jeweiligen Repräsentationen einwirkt und durch sie reproduziert wird.Mit Beiträgen u.a. von Christina von Braun, Martina Löw und Bettina Mathes.
Autorenporträt
Sabine Grenz (Dr. phil.) ist Postdoktorandin im Graduiertenkolleg »Geschlecht als Wissenskategorie« an der Humboldt-Universität zu Berlin.Martin Lücke (Dr. phil.) ist Historiker und Geschichtsdidaktiker. Seit 2010 ist er Professor für Didaktik der Geschichte an der Freien Universität Berlin und u.a. Teilprojektleiter in der DFG-Forschungsgruppe »Recht - Geschlecht - Kollektivität«. Er promovierte 2008 an der Universität Bielefeld mit einer Arbeit zur Geschichte der männlichen Prostitution.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.11.2007

EIN AUFSATZ
Bei Freundinnen
Von Klischees verstellt: Fußball und Prostitution
In den Monaten vor der Fußball-WM 2006 in Deutschland waren in großen Printmedien immer mal wieder Artikel zu lesen, die in reißerischem Tonfall von der bevorstehenden Zureise Zehntausender Prostituierter aus Osteuropa berichteten. Die Sexarbeiterinnen, so der Tenor, würden in den Horden testosterongesteuerter Fußballfans eine zahlungswillige Kundschaft vorfinden.
Im Verlauf der WM schrumpfte die ausladende Berichterstattung dann jedoch zur Marginalie – aus gutem Grund: Die Zahl der zugereisten Prostituierten hielt sich stark in Grenzen, genauso blieb auch die Menge von Fußball-Anhängern, die die Rotlichtbezirke aufsuchten, überschaubar.
Die Phantomberichte sollen aber zumindest für die Wissenschaft nicht umsonst gewesen sein: Die Psychologin Loretta Ihmke nimmt sie zum Anlass, um in einem Aufsatz stereotypisierende Beschreibungen von ausländischen Sexarbeiterinnen und Freiern sowie pauschale Kurzschlüsse zwischen Fußball, Männlichkeitskult und Prostitution aufzudecken. Ihr Aufsatz ist Teil des von Sabine Grenz und Martin Lücke herausgegebenen Sammelbands „Verhandlungen im Zwielicht – Momente der Prostitution in Geschichte und Gegenwart” (Transcript Verlag, Bielefeld 2007, 29,80 Euro).
Der Titel des Essays gibt sich zunächst dezent ironisch – „Zu Gast bei Freundinnen”: Dies war auch die Aufschrift eines Banners, das die Betreiber des Kölner Großbordells „Pascha” vor der WM in freudiger Erwartung der Fußballfans ausgerollt hatten. Loretta Ihmke entlarvt dann schnörkellos die Klischeevernarrtheit der Berichte: Die ausländischen Liebesdamen werden automatisch zu Zwangsprostituierten, die aus Naivität in die Fänge von Frauenhändlern geraten sind; der fußballverrückte, selbstverständlich proletarisch geprägte Mann zum außer Kontrolle geratenen Triebwesen.
Eine gute Gelegenheit
Die Emma-Redaktion sieht reflexhaft einen Generalzusammenhang zwischen Fußball, Männern und Prostitution, der offenbar auch einen männlichen Journalisten des Mannheimer Morgen inspiriert hat: „Bei nicht wenigen Fans bestimmt Sex die dritte Halbzeit”, schreibt dieser. Und organisierten Frauenrechtlern dünkt es zwar, dass die ganze Debatte etwas hochgekocht wird, sie finden aber, dass sie sich bestens nutzen lässt, um auf ein schon ziemlich altes und noch immer ungelöstes Problem aufmerksam zu machen, das – unabhängig von jeder Großveranstaltung und jeder Verallgemeinerung – ganz gewiss besteht: die tatsächliche, kriminalistisch verbürgte Zwangsprostitution.
Ein Anliegen, auf das auch die Autorin zielt, wenn auch etwas versteckt: Ihrem Aufsatz liegt die nur kurz angedeutete Absicht zugrunde, die Menschen, besonders Medien wie Männerwelt, für die Notlage so mancher zugewanderter Prostituierten zu sensibilisieren. Und das kann wiederum, wie Ihmke einleuchtend feststellt, nur wirkungsvoll geschehen, wenn über das Thema eben gerade ohne die lähmende Wirkung von Stereotypen gesprochen und dabei besonders der Konstruktion des Männerbilds mehr Komplexität zugestanden wird.
In diesem Zusammenhang hätte man sich von der Autorin dann allerdings gewünscht, vertiefter darauf einzugehen, wie ein realistisches Männerbild auszusehen habe. Vielleicht stellt sie sich schlicht und einfach ein idealistisches vor: das des weichen, vernunftgeleiteten Mannes.PHILIPP WURM
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Als sehr aufschlussreich lobt Antje Schrupp diesen Sammelband zur Geschichte und Gegenwart der Prostitution. In den Beiträgen schlagen sich die beiden großen Positionen - Verbot versus Akzeptanz - nieder, berichtet Schrupp, wobei sie interessant findet, dass die Vertreter der jeweiligen Positionen in sämtlichen politischen Lagern zu finden seien. Der Schwerpunkt des Bandes liegt ihren Informationen zufolge jedoch auf den kulturellen Vorstellungen von der Prostitution, und hierbei im 19. Jahrhundert. Allerdings ist sie sehr dankbar, dass nicht nur die Seelenlage "gefallener Mädchen" eruiert wird, sondern auch Tiefeninterviews Einblicke in die Beweggründe von Freiern gibt.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Alles in allem bietet der Band einen guten Einblick in eine bestimmte Art, Prostitution zu denken.« Richard Utz, www.socialnet.de, 01.06.2008 »Dem Anspruch, differenzierte Blicke auf die unterschiedlichen Formen von Prostitution zu werfen, wird das Buch durchaus gerecht.« Lea Susemichel, an.schläge, 6 (2007) »Ein trotz akademischer Herkunft gut lesbares Buch, das die Debatten über das Phänomen Prostitution bereichern wird.« Antje Schrupp, Frankfurter Rundschau, 02.05.2007 Besprochen in: DHIVA, 34 (2007) Feministische Studien, 1 (2008), Silvia Kontos sul serio, 13 (2008), Dorothea Müth H-Soz-u-Kult, 4 (2012), Peter-Paul Bänziger