Spätestens seitdem ein faschistisch agierendes politisches System einen Krieg mittels »Entnazifizierung« rechtfertigt, ist klar: Verkehrungen ins Gegenteil sind eine allgegenwärtige Machttechnik. Doch nicht erst mit Putins autokratischem Regime, nicht erst durch Verschwörungstheorien oder Trumps Versuch, Fakten konsequent als Lüge zu deuten, können wir Verkehrungen beobachten. Wie Sylvia Sasse mit berückendem Blick nachweist, ist die Geschichte vielmehr voll von politischen wie medialen Strategien zur Erschaffung verkehrter Welten - und die Verkehrung ins Gegenteil ein direkter Angriff auf Differenz und Demokratie.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Von der Macht der Lüge als Propagandamittel lernt Kritikerin Katharina Teutsch bei der Slawistin Sylvia Sasse, die sich näher angeschaut hat, welche Falschaussagen sowohl in Russland als auch in den USA getätigt werden, um die eigenen politischen Strategien zu rechtfertigen. Die russische Behauptung, Europa würde immer faschistischer, und ähnliche "Interpretationen" beispielsweise von Corona-Leugnern zeigen Teutsch, dass die Lüge "im Kleid der Wahrheit" längst auch in liberalen Demokratien Einzug gehalten hat. Die rhetorische Strategie der Umkehrung macht Sasse an vielen klugen Beispielen deutlich, lobt die Kritikerin.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH