Welche Möglichkeiten gibt es, Unsicherheiten zu kompensieren, die aus den für unsere Zeit typischen Untergangserwartungen hervorgehen? Wie kommt es, daß Menschen auch in der sogenannten Postmoderne sich immer wieder religiöse Mythen schaffen oder alte, längst überholt geglaubte religiöse Überzeugungen wiederbeleben? Welche anderen Ausdrucksformen gibt es für das Gefühl menschlicher Versehrtheit?Was sind die psychischen Wurzeln der Gerechtigkeit, die in unserer Gesellschaft ein so hohes Ideal darstellt? Und wenn Fortschritt immer auch Tötung des Alten, Überholten bedeutet: Wie kann die Gewalt kanalisiert werden, die jeder Weiterentwicklung innewohnt? Was sind die unbewußten Phantasien, auf denen diese Phänomene basieren, und wie können sie sichtbar gemacht werden?Diese Fragen diskutieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen - Philosophie, Psychologie, Psychiatrie, Jurisprudenz, Literaturwissenschaft, Theologie -, die auch Psychoanalytiker sind oder der Psychoanalyse nahestehen. Verknüpft werden die zunächst heterogen erscheinenden Beiträge durch die Einbeziehung unbewußter Phantasieszenarien, die Gegenstand der Psychoanalyse sind. Das Buch schafft auf diese Weise ein Forum für die interdisziplinäre Kommunikation zwischen Psychoanalyse und anderen Wissensgebieten, wie sie bis heute nur selten zu finden ist.