Gefühle gelten nach herrschender Auffassung als mentale Zustände, die in einer verborgenen Innenwelt des Subjekts beziehungsweise in dessen Gehirn zu lokalisieren sind. Dem steht eine Konzeption der Verkörperung gegenüber, die Gefühle als Phänomene begreift, welche Selbst und Welt in leiblicher Resonanz miteinander verbinden. Auch Intersubjektivität beginnt aus dieser Perspektive nicht mit einem isolierten Ich, das den Weg zu anderen erst finden muss, sondern mit Interaffektivität. Diese stiftet die primären, zwischenleiblichen Beziehungen ebenso wie die dauerhaften Bindungen zu anderen Menschen. Am Beispiel zahlreicher Gefühle wie Empathie, Vertrauen, Scham, Hass und Trauer entwickelt Thomas Fuchs in seinem Buch eine neue Sicht auf unsere affektive Verbindung mit der Welt.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Uwe Justus Wenzel bekommt Lust, Proust zu lesen im Anschluss an die Überlegungen des Uni-Professors Thomas Fuchs über das Gefühlsleben des Menschen. Wie der Autor sich den Ausbruch aus dem Dualismus von Leib und Seele und dem Knast der Emotionspsychologie vorstellt, erinnert Wenzel nicht von ungefähr an Prousts Recherche. Letztere steht für den Rezensenten als Fluchtpunkt hinter Fuchs' Phänomenologie der Gefühle. Vom Selbstempfinden geht es im Buch über negative Gefühle wie Hass und Ekel bis zum Glücksempfinden. Hier amtet Wenzel auf und genießt die "beinahe literarische Farbigkeit" mancher Formulierung im Text.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Es schimmert durch manche Formulierungen eine beinahe literarische Farbigkeit hindurch. Nicht auszuschließen darum, dass deren Lektüre eine Selbsterkundung des Lesers anregt und einer èducation sentimentale zugutekommt.« Frankfurter Allgemeine Zeitung 20250303