Dramaturgie zwischen Abspann und bewegten Bildern
Simon Edelstein hat sie alle besucht - Kinos, in denen einst die Filmwelt für bewegte und bewegenden Momente verantwortlich gewesen ist und in deren traurigen Überresten heute nur noch Spinnweben und Verfall beheimatet sind. Seine Reise führt in
zu imposanten Fassaden, die mittlerweile nur noch bröckelnden Putz vorweisen, ihr einst prägendes…mehrDramaturgie zwischen Abspann und bewegten Bildern
Simon Edelstein hat sie alle besucht - Kinos, in denen einst die Filmwelt für bewegte und bewegenden Momente verantwortlich gewesen ist und in deren traurigen Überresten heute nur noch Spinnweben und Verfall beheimatet sind. Seine Reise führt in zu imposanten Fassaden, die mittlerweile nur noch bröckelnden Putz vorweisen, ihr einst prägendes Gesicht zerfällt in Staub und die Innenräume sind stumme Zeitzeugen, die nicht mehr von Prunk und Gemütlichkeit erzählen, sondern tiefe Narben von Vandalismus und blinder Zerstörungswut aufweisen.
Ich bin von ganzem Herzen Uberxerin, verliere und verliebe mich gerne und häufig in den faszinierenden Geschichten von Lost Places und so weckt auch das Cover Begehrlichkeiten. Doch von den Abenteuern, die die bunte Leuchtreklame aufflackern lässt, ist leider im Buch nicht viel zu finden. Zwar gibt sich Edelstein alle Mühe, die Lost Places wirkungsvoll in Szene zu setzen, aber seine Aufnahmen wirken an vielen Stellen einfach inhaltsleer - so wie die verlassenen Kinos. Der Funke will einfach nicht überspringen, die Bilder holpern und stolpern und erzählen nur sehr mühsam ihre Geschichten.
Zweckentfremdung, Verfall und Abriss, aber auch liebevolle Restaurierung lösen normalerweise Emotionen aus, aber hier bleiben die Leser:innen eher stille Beobachter:innen und tauchen nicht in die geheimnisumwitterte Szenerie ein. Das Abenteuer Urban Exploring ist mit Herzklopfen und einem gewissen Kribbeln in der Fingerspritzen verbunden, doch beim Umblättern der Seiten schlagen kaum die Wogen hoch, morbider Charme ist fast nicht vorhanden. Ein paar wenige Geschichten (wie z B die des letzten Kinoplakatmalers) berühren mein Herz und zauber etwas Magie in die Seiten, aber im Großen und Ganze verblasst dieses Buch mit seinen Fotos wie der Glanz der Kinos, über die Edelstein berichtet.
Das Kopfkino springt leider nicht an und so kann das Buch nicht die Emotionen erzeugen, die normalerweise in den großen Kinosälen Zuhause sind. Neutrale 3 Sternchen bleiben aber dennoch übrig.