Die Erfahrung von Nähe und Geborgenheit ist von fundamentaler Bedeutung für die emotionale Entwicklung von Kleinkindern. Doch seit der Entstehung der Hochkulturen wird das Band zwischen einer Mutter und ihrem Baby immer stärker zerrissen. Diese Erfahrung der Verlassenheit führt zu einer tiefen Traumatisierung. Franz Renggli zeichnet die Geschichte der Mutter-Kind-Beziehung vom Aufblühen der Stadtkulturen bis in die heutige Zeit nach.Anhand von Marienbildern aus der Zeit des Mittelalters und der Renaissance veranschaulicht der Autor, wie ein Baby einerseits der Trennung von der Mutter hilflos ausgeliefert ist, aber andererseits eine erschreckende »Über-Nähe« zwischen Mutter und Kind besteht, Ausdruck der viel zu hohen Ansprüche und Erwartungen der Mutter an ihr Kind. Diese zwiespältige Haltung hat Folgen für das Erleben und Verhalten der erwachsenen Menschen: Hier liegt der Ursprung des Geschlechterkampfes.Die Hintergründe unserer Ängste und deren Abspaltung und Verdrängung über die Jahrhunderte zeigt der Tiefenpsychologe Franz Renggli anhand der Pest als Ausdruck einer Massenpsychose im Mittelalter auf. Ausgelöst durch das Corona-Virus befinden wir uns möglicherweise heute erneut an einer ähnlichen Schwelle wie damals. Doch die Erfahrung beweist: Je heftiger eine Krise ist, desto größer sind auch die Möglichkeiten für einen Neuanfang - eine einzigartige Chance für unsere heutige Gesellschaft!
»Franz Renggli schreibt für Laien und versteht es gut, anthropologisches und historisches Wissen und tiefenpsychologische Deutungen mit seinen therapeutischen Erfahrungen zu verbinden. (...) Renggli sensibilisiert für das Leiden der Kinder, etwa für Kindermorde in der Frühen Neuzeit, in der sogar Martin Luther zum Mord an den 'Wechselbälgern' aufrief. Insofern ist das Buch eine bewegende, anregende Lektüre.« Christine Weber-Herfort, Psychologie heute, Heft 3, März 2021 »Renggli zeigt die ambivalenten Strukturen in jedem von uns auf. Über Jean-Jacques Rousseau und seine neue Pädagogik erfahren wir viel über die tief eingefleischten Erziehungsmaßnahmen der Neuzeit, die uns bis heute noch prägen. Gehorsam wird eingepeitscht, Härte wird durchgesetzt, Gefühle sind Schwäche, ... Dieses Buch erschüttert wahrhaft viele Glaubenssätze und wird auch viel zu Widerspruch anregen, da es viele Selbstverständlichkeiten unserer Kultur und des Christentums radikal infrage stellt, ja sogar als Ursache der psychischen Morbidität einer Bevölkerung, die zu über 30 % depressiv ist, darstellt. Wer also wirklich Lust auf neue und unkonventionellen Gedanken hat, der sollte dieses Buch lesen.« Evelyn Barrasch, Füssener Heimatzeitung, Nr. 22, Juni 2022 »Dieses Buch behandelt eine der wichtigsten Thematiken überhaupt, denn die frühe Mutter-Kind-Beziehung ist prägend für das weitere Leben - somit auch für die weitere Gestaltung der Gesellschaft.« Julia Strohmer, www.erziehungsfragen.lu, 30. September 2020