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3 Kundenbewertungen

"Ein beeindruckender Gesellschaftsroman in der Tradition von Dickens, Zola und Dostojewski" (Elke Heidenreich)

Produktbeschreibung
"Ein beeindruckender Gesellschaftsroman in der Tradition von Dickens, Zola und Dostojewski" (Elke Heidenreich)

Autorenporträt
János Székely, geboren 1901 in Budapest, kam auf der Flucht vor dem Horthy-Regime als Achtzehnjähriger nach Berlin. Er verfasste zahlreiche Drehbücher für Stummfilmstars wie Brigitte Helm, Willy Fritsch, Marlene Dietrich, Emil Jannings. 1934 lädt Ernst Lubitsch ihn zur Arbeit nach Hollywood ein; 1938 wandert Székely endgültig aus. Während der McCarthy-Ära wiederum verfolgt, verbrachte er mit seiner Frau und seiner Tochter einige Jahre in Mexiko, bevor er, bereits schwer erkrankt, 1957 einem Angebot der DEFA nach Berlin folgte. Er starb dort 1958.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Janos Szekelys Roman hat den Rezensenten Adam Olschewski offensichtlich mitgerissen. Nicht nur, dass Szekely über eine selten scharfe, mit Wortgewandtheit gepaarte Beobachtungsgabe verfüge, zu der sich auch noch ein untrügliches Gespür für das erzählerische Timing geselle. Auch die Tatsache, dass nichts "dekorativ" oder "harmlos" sei, sowie die ständige Spannung zwischen Aggressivität und Dezenz erklären für den Rezensenten den außergewöhnlichen "Elan", der dem Text zu eigen ist und ihn zu ausgezeichneter Unterhaltung - mit Niveau - macht. Erzählt werden laut Rezensent das Leben des jungen Bela im Ungarn der zwanziger und dreißiger Jahre, der nach schwieriger Kindheit als Hotelboy arbeitet und den scharfen Kontrast zwischen privater Misere und luxuriös-dekadenter Hotelgesellschaft erlebt. In den gleichermaßen "Zorn und Mitleid" erregenden Begebenheiten offenbare sich das Mitgefühl des Autors, dies jedoch ohne ins "Pathos" abzudriften. Szekely ergreife eindeutig Partei für das Proletariat, was den Roman stellenweise in die Nähe des Pamphlets rücken lasse. Insofern wirke er auch didaktisch, was der Rezensent durchaus für gewollt hält und auch schätzt, da es nie oberlehrerhaft daherkomme. Szekely sei eben ein "Humanist reinsten Wassers", der im Leser ein "Gerechtigkeitsgefühl" wecken wolle, der die menschliche "Geisteskraft" hochhalte und sich auf die "primären Bedürfnisse" besinne, die in der Wohlstandsgesellschaft verloren gegangen seien.

© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.07.2005

Ach, bringen Sie mir doch bitte einen Sekt aufs Zimmer
Leben im Nobelhotel: János Székelys packender Schelmenroman "Verlockung" aus dem Ungarn der Horthy-Zeit

Was Ernst Lubitsch, der den Autor nach Hollywood holte, für den Film war, ist János Székely für den Roman dann doch nicht geworden: ein Artist der scharfen, aber zugleich lustspielhaft leichten, witzigen politischen Satire. Székely wollte Bitterkeit nicht mit Gefälligkeit garnieren. Aber er machte seinen Weg zunächst als Drehbuchautor.

Als nach dem Ersten Weltkrieg Admiral Horthy mit der gegenrevolutionären Nationalarmee in Budapest einmarschierte, mußte der achtzehnjährige Székely, der gerade ein Antikriegsgedicht veröffentlicht hatte, aus Ungarn fliehen. In Berlin verdingte er sich bei einer Speditionsfirma. Aber das Antikriegsthema ließ ihn nicht los, das neue Medium Film zog ihn an. Er gab seinen Einstand mit dem Drehbuch zum Film "Namenlose Helden" (1926), der noch mit vielen Laiendarstellern inszeniert wurde, aber die Filmproduzenten und -regisseure auf ihn aufmerksam machte und ihn schließlich als Drehbuchautor zur Ufa brachte. Zu seinen bekanntesten Filmen gehörten "Ungarische Rhapsodie" (1928) und vor allem "Die schönen Tage von Aranjuez" (1934) mit Brigitte Holm, Gustaf Gründgens und Wolfgang Liebeneiner. Gemeinsam mit Ernst Lubitsch bearbeitete er den Stoff für den amerikanischen Film: "Desire" (1936), mit Marlene Dietrich und Gary Cooper in den Hauptrollen, wurde zum Welterfolg.

Damit war der Boden in Amerika bereitet, wohin Székely 1938 endgültig emigrierte und wo er bereits 1940 den Oscar für das Drehbuch zu "Arise my Love" erhielt. Er schrieb unter zwei Pseudonymen; das eine blieb dem Drehbuchautor, das andere dem Romancier vorbehalten. Denn sein Ehrgeiz galt einzig dem Roman. Auf "You can't do that to Svoboda" folgte 1946 "Temptation". Beiden Werken war die amerikanische Literaturkritik wohlgesinnt. Jetzt ist "Temptation" unter dem Titel "Verlockung" in deutscher Übersetzung neu erschienen.

Obwohl selbst in Budapest großgeworden, wählt János Székely als Hauptfigur und Ich-Erzähler einen unehelich geborenen und elternlos aufwachsenden Bauernjungen aus der ungarischen Provinz. Für die Wandlung des Habenichts zum Helden hält die europäische Literatur in Form des Schelmenromans seit Jahrhunderten ein höchst wirkungsvolles Modell. Dienend, aber innerlich aufsässig gegen seine Herren, schlägt sich der Pikaro mit redlichen und unredlichen Mitteln durchs Leben und läßt sich kein Abenteuer entgehen. Häufig ist der pikarische Roman auch literarischer Ausdruck sozialen Protests. Von diesem Kernmuster weicht "Verlockung" ab durch die Reduzierung vieler Schauplätze auf zwei und durch den Verzicht auf eine spielerische Ironie zugunsten einer Sprache der Verbitterung.

Der Ich-Erzähler Béla, auf der Durchreise seines Vaters gezeugt, wird von seiner sechzehnjährigen Mutter einer ausgedienten Hure übergeben, die unehelichen Kindern ein Obdach bietet. Das Heim wird für den Jungen zur wahren Schinderstätte: "Ich wuchs heran wie Unkraut." Rozika, eine Slowakin, ähnelt der einem Märchen entstiegenen, leibgewordenen Hexe. Erst mit zehn Jahren wird Béla in die Schule geschickt. Aus dem unsäglichen Elend befreit ihn schließlich die Mutter - aber nur, um ihn in den Slum der Großstadt zu holen, in eine Wohnung im Stadtteil Neu-Pest, wo sie für kümmerlichen Lohn als Wäscherin arbeitet. Hier nun mündet der Roman in eine Variante des amerikanischen Kinomärchens vom Tellerwäscher, der zum Millionär aufsteigt. Als Béla in einem Budapester Nobelhotel als Boy angestellt wird, nimmt die Handlung Fahrt auf. Im Hotel trifft sich die große Welt der Reichen, und die Abenteuerlust, die der Pikaro Béla von seinem Vater geerbt hat, wird befriedigt, ohne daß er die Orte wechseln muß. Er verliebt sich in Patsy, eine dreizehnjährige, liebenswürdig-vertrauliche Amerikanerin, die mit ihrem Vater eine Zeitlang im Hotel wohnt. Bélas Sehnsucht nach Amerika verstärken die Erzählungen des Vaters, der als ausgemusterter Seemann zur Familie gestoßen ist. Doch ihn erwarten andere Verheißungen. Der Frau des ungarischen Vertreters beim Völkerbund in Genf darf er den Hund ausführen, und dank der Anhänglichkeit jenes Cäsars ist Béla dazu ausersehen, abends eine Flasche Sekt aufs Zimmer zu bringen. Der Gast, mit dem die Dame anzu stoßen wünscht, ist Béla selber. Die exzentrische Liebhaberin reizt die erotische Phantasie und Lust des inzwischen Sechzehnjährigen, läßt ihn jedoch bald fallen.

Den Verlockungen der großen Welt und der Halbwelt der Reichen tritt ein ganz anderer Sog entgegen: jener der Idee der proletarischen Revolution. Als ihm ein Kollege das "Das Abc des Sozialismus" zu lesen gibt, überwindet Béla seine Abneigung gegen den "Oberlehrerton" und die "Sonntagsschulreden" des Freundes und beschließt, seine Zukunft nicht länger "im weichen Bett des Kapitalismus" zu suchen. Schon früh hat er Verse zu schreiben begonnen, nun nimmt sein Dichten eine Wende ins Utopische. Da aber tritt auf Verabredung mit dem Personalchef, den man im Hotel hinter vorgehaltener Hand nicht von ungefähr "Mussolini" nennt, der "Greifer" in Bélas Leben, ein Aktivist der Nationalen Bewegung, dem die bloße Nähe des Horthy-Regimes zum Faschismus Mussolinis und zum Nationalsozialismus Hitlers nicht genügt. Béla soll sich als Spitzel in die Sozialdemokratische Partei einschleichen; im Fall der Weigerung droht ihm Entlassung. Derart in politische Machenschaften hineingerissen, flieht Béla als blinder Passagier auf einem österreichischen Donauschiff aus Ungarn. So öffnet sich der Pikaroroman zur Geschichtsparabel.

Trotz Székelys Erfahrung läßt sich die Erzählweise des Romans nicht als filmisch bezeichnen. In der Detailgenauigkeit und der Darstellung sozialer Konflikte folgt Székely eher dem Vorbild Zolas. Aber im Aufbau von Szenen und Dialogen verrät sich doch die handwerkliche Erfahrung des Drehbuchschreibers, mit der er den Leser ganz in den Bann dieses Abenteuerromans zu schlagen vermag. Selbst die Gleichförmigkeit des Elends setzt Székely in fesselnde Erzählung um. Daß der Verlauf der Geschichte den Leser heute auch zu einer geheimen Gegenlektüre nötigt, hat andere Ursachen.

Der Pikaroroman schafft in reflektierenden Einschüben des Ich-Erzählers Platz für moralische und bekennerische Kommentare oder für Gedanken der Weltabkehr. An ihre Stelle tritt in Székelys Roman jene Idee und Utopie einer klassenlosen Gesellschaft, die seinerzeit nicht nur viele Schriftsteller faszinierte. Das erklärt auch, weshalb die 1959 in der DDR erschienene deutsche Ausgabe neunmal aufgelegt wurde, obwohl nirgendwo ein Jubelwort über die russische Oktoberrevolution und über Lenin oder Stalin fällt. Aber den Traum von einer klassenlosen Gesellschaft hat die Geschichte nach den Fehlversuchen seiner Realisierung gründlich zerstört.

Der Emigrant János Székely wich in der McCarthy-Ära vorübergehend aus den Vereinigten Staaten nach Mexiko aus. In Berlin entsann man sich des früheren Mitarbeiters der UFA. Székely folgte dem Ruf der Ost-Berliner DEFA, erkrankte aber 1957 so schwer, daß ihm die ersehnte Rückkehr in die ungarische Heimat nicht mehr möglich war.

János Székely: "Verlockung". Roman. Aus dem Ungarischen übersetzt von Ita Szent-Iványi. Verlag SchirmerGraf, München 2005. 816 S., geb., 24,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.06.2005

Die ganze Welt soll brüllen vor Schmerz
Zwischen Elendstendenzen und wunderbaren Liebeslügen: János Székelys Roman „Verführung” ist eine Entdeckung
Es ist ein Hundeleben, das in diesem Buch erzählt wird, und sein Held, der Erzähler, ist sich dessen voll bewusst. „Was habe ich in meinem Leben schon Gutes und Schönes getan? Nichts. Immer hat man mich hin und her gestoßen wie einen Hund, und ich verdiene es auch, weil ich ein Hund bin.”
Ungarn in den Jahren zwischen den zwei Weltkriegen, ein Land der Elendstendenzen und des politisches Chaos, Wirtschaftskrise und Horthy-Diktatur. Als Kind wird Béla aufs Land abgeschoben, in eine Pension für unerwünschte Kinder, die Mutter kann ihn nicht brauchen, wenn sie sich abrackert, als Wäscherin, in der großen Stadt Budapest, der Vater ist irgendwo in der Welt unterwegs. Béla ist der absolute Underdog, „ein illegitimer Hund in dieser legitimen Hundewelt”, er kann nur überleben durch Widerspruchsgeist und Grausamkeit, als Rebell. Ein Lehrer hilft ihm, mit ersten Erklärungen, wie es zugeht in der Welt, und mit einem Paar Schuhen, dann holt ihn - endlich! - die Mutter in die Stadt zurück. Er kriegt eine Stelle, als Page in einem Luxushotel, erlebt nun den täglichen Kontrast zwischen der Ausbeutung der kleinen Leute und dem Luxus der Oberschicht, zwischen Hoffnungslosigkeit und Dekadenz, dem Faschismus der Dreißiger und der Solidarität ganz unten, erste Erfahrungen auch mit Sozialisten und Kommunisten, die als Exoten bestaunt werden und zu denen man am besten noch Distanz bewahrt.
Der Blick zur Laugenflasche ist es, der das Leben bestimmt, handlich steht sie in der Ecke, falls das Leben wirklich unerträglich werden sollte - der Selbstmord als griffige Möglichkeit der Erlösung. Und dann ist eines Tages der Vater wieder da, und was wie Verantwortungslosigkeit ausgesehen hatte, erweist sich als eigene Art der Unabhängigkeit, ein In-den-Tag-hinein-Leben, das ohne Lüge zwar nicht auskommt, aber dennoch der Mutter und dem Sohn ein wenig Hoffnung und Farbe und Schönheit in ihr Leben hineinzaubert. Wer keinen Hund hat, erinnert sich Béla an eine alte Bauernregel, muss selber bellen.
Der Film im Gehirn
Man kann das Buch als wunderbares Genrestück lesen, in der Oliver-Twist- und Felix-Krull-Tradition, aber von Anfang an schiebt Székely die klassischen Elemente ineinander, deklariert den Erzähler als verantwortungsloses Subjekt, das immer wieder seine Position wechselt, mit seinen Rollen kokettiert: „Mein Gehirn war wie ein Film, auf den ein Verrückter eine Unzahl Bilder geknipst hat, eines über das andere. Jedes für sich wäre vielleicht gut gewesen, aber alle zusammen ergaben gar nichts.” Als Page steht man zwischen den Welten, ist mitten im Luxusleben, ohne wirklich an ihm teilzunehmen. Man läuft gewissermaßen nebenher, ist anwesend und abwesend zugleich - eine irritierende, erregende Erfahrung.
Die Distanz, die der Erzähler zu seiner Geschichte entwickelt, ist die des Exils, das Buch endet mit Béla als blindem Passagier, im Bauch eines Transatlantik-Dampfers. Székely hat den Roman in den USA geschrieben, 1946 wurde er veröffentlicht - und lange Zeit, dank des Pseudonyms John Pen, für das Werk eines Amerikaners gehalten. 1938 hatte der Autor es gerade noch geschafft, sich dem Zugriff der Faschisten in Ungarn zu entziehen, nun wurde er, im Zuge der nach dem Krieg einsetzenden Hexenjagd auf linke Intellektuelle, subversiver Aktivitäten verdächtigt.
Es ist eine neue Beweglichkeit in diesem Erzählen, eine merkwürdige Mobilität - in den Zwanzigern war Székely nach Berlin gegangen und hatte von der Speditionsfirma, für die er arbeitete, eine Monatskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel bekommen, also hat er so viele Stunden wie möglich in den gut geheizten Zügen verbracht, lesend und schreibend, Gedichte und Kurzgeschichten. Eine der stärksten Teile des Romans reflektiert bitter-ironisch diese Erfahrung, wenn Béla und seine Mutter nicht mal mehr das Geld für die tägliche Straßenbahnfahrt aufbringen können, wenn Béla vor Tagesanbruch loszieht draußen in Uj-Pest, vier Stunden Fußmarsch zum Hotel in der Innenstadt, ohne Frühstück, und abends, nach dem Dienst, noch einmal vier Stunden zurück.
1926 kam János Székely zum Film, bewährte sich schnell als Meister des erotischen Doppelspiels, wurde von Lubitsch dann nach Hollywood geholt - man weiß, wie stark gerade die mitteleuropäischen Autoren beteiligt waren am Erfolg der amerikanischen sophisticated comedy, von Molnar bis Billy Wilder. Auch im Roman „Verführung” geht es nicht nur um den Kampf ums Überleben, gegen Kälte, Hunger, Armut, Dummheit, Einsamkeit - es geht auch bald um die Liebe, und auch das ist ein Überlebenskampf eigener Art. Im Zimmer Nr. 205 lebt eine Lady, die Béla mit Vorliebe Ihre Exzellenz nennt, deren Hund er lange Zeit ausführen darf, der er schließlich - ihr Mann ist nur sehr selten anwesend - eine Flasche Champagner aufs Zimmer bringt, die ihn ins Bett lockt und doch wieder zurückweist, über die er dann herfällt wie ein Bauer, ,wie eine gereizte Bestie”. Man könnte an Brigitte Helm denken bei dieser Lady, für die Székely besonders gern Drehbücher schrieb, man kennt sie vor allem durch die Doppelrolle in „Metropolis”, als engelhafte Maria und als lasziver Verführungsroboter, aber großartig ist sie auch in „Die wunderbare Lüge der Nina Petrowna”, 1929, nach einem Skript von Székely, Regie Hanns Schwarz - eine der schönsten Kinolektionen über das falsche, lügenhafte Leben im richtigen, eine junge Frau zwischen einem alten Mann, der sie aushält, und einem Jungen, der sie zu lieben wagt.
So gibt es durchaus Hoffnungsblitze in diesem Elend, und den Glauben an die zündende Verführungskraft des Sozialismus. „Weiß du”, wird Béla eines Tages belehrt, „wie groß so ein Blinddarm ist? So groß, siehst du? Nun, unser Land ist im Vergleich zur übrigen Welt nicht größer, und die Welt kümmert sich ebensowenig um Ungarn, wie ein gesunder Mensch sich um seinen Blinddarm kümmert. Aber wenn sich diese Blinddarmländer einmal entzünden, dann wird die ganze Welt vor Schmerz brüllen . . .” Das ist eine herrliche Vorstellung, diese Blinddarmländer, diese Blinddarmexistenzen, deren Platzen irgendwann zur Revolution führt. Geduld ist ja eine der Tugenden eines Hundelebens. Als Béla die Lady erstmals nimmt, ist der Hund Ihrer Exzellenz nicht fern, er schläft und träumt im Nebenzimmer.
FRITZ GÖTTLER
JÁNOS SZÉKELY: Verlockung. Roman. Aus dem Ungarischen von Ita Szent-Iványi. Verlag Schirmer Graf, München 2005. 816 Seiten, 24,80 Euro.
Liebe kann nicht leben ohne Lüge - Warwick Ward, Brigitte Helm, Franz Lederer in dem deutschen Stummfilm „Die wunderbare Lüge der Nina Petrowna”, 1929, von Hanns Schwarz, Drehbuch Hans (= János) Székely
Foto: Scherl
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"Packend, kraftvoll und lebendig - Verlockung ist ein packendes Gesellschaftspanorama, dem sich kein Leser entziehen kann ... Die Wiederentdeckung hat sich wahrlich gelohnt!"
Rainer Moritz
"ein großartiger Roman"
bücher
"eine wunderbare, rasant geschriebene Abenteuergeschichte"
InStyle
"ein ebenso lebendiges wie lebenskluges Buch"
SonntagsZeitung
"Ein schillernder Roman aus der Zeit zwischen den Kriegen. Hinreißend schön!"
Dresdner Morgenpost
"János Székely erzählt in seinem packenden Roman - 1959 erstmals auf Deutsch erschienen und nun wieder aufgelegt - nicht nur die herzerweichende Geschichte eines einsamen, ungeliebten, doch selbstbewussten und wissbegierigen kleinen Helden. Er gibt auch Eindrücke von den Grauen des Horthy-Regimes, weckt Verständnis für jene Lebensbedingungen, die der Humus für Sozialismus und Kommunismus waren, und macht deutlich, wie sogar Menschen, die strengste Armut diszipliniert hat, in Dekadenz verfallen, sobald sie Geld, Champagner und erotische Leidenschaft dazu verführen. Ein zum Lesen und Weiterdenken hinreißendes Buch!"
Salzburger Nachrichten
„Ein großes Buch…ein herrlicher Abenteuerroman aus dem Ungarn der zwanziger/dreißiger Jahre, eine Lektüre, in der man vollkommen versinkt… Die verschiedenen Schichten der ungarischen Gesellschaft bilden hier ein meisterhaftes Fresko. Alle fundamentalen Fragen werden aufgeworfen: Armut, Reichtum, Hunger, Kälte, Freundschaft, Liebe, Sex. Es ist ein Buch voller Lebenswut…“
Magazine Littéraire
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