Hermann Broch war ein Schriftsteller mit pädagogischem Ehrgeiz: ethische Wirkung stand im Mittelpunkt seines romanhaften und philosophisch-politischen Werks. Seinem Sohn, dem 1910 geborenen Armand, wollte er die denkbar beste Erziehung angedeihen lassen. So schickte er den Fünfzehnjährigen auf das Collège de Normandie in Clères bei Rouen, an eine Eliteschule der europäischen High Society.
Die Einschulung begleitete der Vater - damals noch Fabrikant in Wien - mit philosophischen Briefen über den Sinn von Leben, Tod und Unsterblichkeit. Broch gehörte der expressionistischen Generation an, die in Wissenschaft, Literatur und Kunst die großen Werke der Hochmoderne des 20. Jahrhunderts schuf. Armand aber vertrat die Jugend der Neuen Sachlichkeit: Bei ihm drehte sich alles um Autos und Sport, Reisen und schicke Kleidung. Der Vater gemahnt an den Ernst des Lebens - der Sohn reagiert mit Vorschlägen zur touristischen Feriengestaltung. Der Vater erinnert an die große Wirtschaftskrise - der Sohn will die Vor- und Nachteile bestimmter Rennwagenmodelle diskutieren. Der Vater berichtet von Theaterereignissen aus Berlin - der Sohn denkt ans Amusement in Paris. Am Ende fliegt der Sohn aus dem noblen Collège, weil er wiederholt bei den Abschlußprüfungen versagt, und der Vater resigniert als Erzieher.Brochs philosophisch-literarische Exkursionen sowie seine Analysen der ökonomischen Situation in Europa, aber nicht weniger Armands Schilderungen der kontinentalen jeunesse dorée und ihrer Vergnügungssucht machen den Briefwechsel zu einem spannenden Dokument der 1920er Jahre und zu einem zeitlosen Zeugnis des sich stets wiederholenden Gegensatzes zwischen Vater und Sohn.
Die Einschulung begleitete der Vater - damals noch Fabrikant in Wien - mit philosophischen Briefen über den Sinn von Leben, Tod und Unsterblichkeit. Broch gehörte der expressionistischen Generation an, die in Wissenschaft, Literatur und Kunst die großen Werke der Hochmoderne des 20. Jahrhunderts schuf. Armand aber vertrat die Jugend der Neuen Sachlichkeit: Bei ihm drehte sich alles um Autos und Sport, Reisen und schicke Kleidung. Der Vater gemahnt an den Ernst des Lebens - der Sohn reagiert mit Vorschlägen zur touristischen Feriengestaltung. Der Vater erinnert an die große Wirtschaftskrise - der Sohn will die Vor- und Nachteile bestimmter Rennwagenmodelle diskutieren. Der Vater berichtet von Theaterereignissen aus Berlin - der Sohn denkt ans Amusement in Paris. Am Ende fliegt der Sohn aus dem noblen Collège, weil er wiederholt bei den Abschlußprüfungen versagt, und der Vater resigniert als Erzieher.Brochs philosophisch-literarische Exkursionen sowie seine Analysen der ökonomischen Situation in Europa, aber nicht weniger Armands Schilderungen der kontinentalen jeunesse dorée und ihrer Vergnügungssucht machen den Briefwechsel zu einem spannenden Dokument der 1920er Jahre und zu einem zeitlosen Zeugnis des sich stets wiederholenden Gegensatzes zwischen Vater und Sohn.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Man spürt das Mitleid von Rezensent Franz Haas angesichts der permanenten Ermahnungen, Herabsetzungen und wenig einfühlsamen "Standpauken", die der spätere Schriftsteller Hermann Broch zwischen 1925 und 1928 seinem Sohn ins französische Internat schrieb. Dieser von Broch-Kenner Paul Michael Lützeler herausgegebene Briefwechsel ist aber mehr als ein Dokument eines klassischen Generationskonflikts, denn er bildet gleichzeitig die historische Stimmung des finanziell ungesicherten Bürgertums ab, das politisch düsteren Zeiten entgegengeht, so der Rezensent. Gleichzeitig vermittelt der Band aber auch ein Bild von der schwierigen Situation Brochs zwischen scheiternder Liebesbeziehung, finanziellen Sorgen und der Unzufriedenheit in seinem "Brotberuf", so Haas interessiert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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