Auf der Bühne des zeitgenössischen Musiktheaters interagieren die leibhaftigen Darsteller:innen mit digital prozessierten Körperbildern, die sich auf Monitoren oder als Videoprojektionen materialisieren. Der Auftritt dieser errechneten Körper stellt die theatrale Dimension der gemeinschaftlichen und unmittelbaren Erfahrung von Räumlichkeit, Zeitlichkeit und Körperlichkeit infrage und verschiebt den Fokus der Betrachtung auf die Vermitteltheit der Aufführungssituation.Ausgehend von dieser Diagnose diskutiert Tassilo Tesche Musiktheater als intermediales Gefüge: Welche Wahrnehmungsverschiebungen lassen sich zwischen leibhaftigen und vermittelten Körpern feststellen? Wie werden szenische Referenzen und Mediencodes transformiert? Aber auch: Wie schreiben sich Mediengewohnheiten und -kompetenzen in die Musiktheaterarbeit ein?Diese Fragen untersucht die vorliegende Promotion mit einem spezifischen methodischen Ansatz: Im Musiktheaterlabor werden praktische Versuchsanordnungen realisiert, deren theaterwissenschaftliche Reflexion wieder zu neuen Experimenten Anlass gibt. Wissenschaftliche Analyse und forschende Theaterpraxis ergänzen sich in einer Feedback-Schleife aus Theorie und Praxis.