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Anhand umfangreichen Materials stellt die Untersuchung erstmals den zeitgenössischen Diskurs über den Kolonialkrieg der Jahre 1904 bis 1907 und die Vernichtung der Herero in den Mittelpunkt der Analysen: Sie prüft die Aussagekraft und die gesellschaftliche Anschlussfähigkeit der publizierten Texte selbst und fragt nach der Verschränkung von historischem Geschehen und seinen diskursiven Kontexten. Der Kolonialkrieg der Jahre 1904 bis 1907 muss als ein zentrales Diskursereignis des ersten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts im Deutschen Reich verstanden werden. Wie aber wurde die Vernichtungspolitik…mehr

Produktbeschreibung
Anhand umfangreichen Materials stellt die Untersuchung erstmals den zeitgenössischen Diskurs über den Kolonialkrieg der Jahre 1904 bis 1907 und die Vernichtung der Herero in den Mittelpunkt der Analysen: Sie prüft die Aussagekraft und die gesellschaftliche Anschlussfähigkeit der publizierten Texte selbst und fragt nach der Verschränkung von historischem Geschehen und seinen diskursiven Kontexten. Der Kolonialkrieg der Jahre 1904 bis 1907 muss als ein zentrales Diskursereignis des ersten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts im Deutschen Reich verstanden werden. Wie aber wurde die Vernichtungspolitik dargestellt und legitimiert? Wie wurde in der Öffentlichkeit ein Konsens darüber hergestellt, dass die Vernichtung "eingeborener Völker" gerechtfertigt sei? Welche sprachlichen Strategien wurden verfolgt? Auf welche diskursiven Muster wurde dabei zurückgegriffen, die als geschichtliches, kulturelles oder weltanschauliches Wissen Gültigkeit beanspruchen und politisches Handeln motivieren bzw. legitimieren konnten? Die Analyse leistet somit nicht zuletzt auch einen allgemeinen Beitrag zur Erforschung von kollektiver Gewalt und Völkermord.
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Auflagenstark
Hererokrieg als Diskursereignis

Der Krieg der deutschen Schutztruppen gegen die Herero und Nama in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika von 1904 bis 1907 ist in den vergangenen Jahren intensiv untersucht worden. Nun beleuchtet Medardus Brehl einen bislang wenig beachteten Aspekt. Er untersucht die vor allem bis zum Ersten Weltkrieg umfangreiche und durchaus auflagenstarke literarische Produktion über den Hererokrieg. Er fragt insbesondere "nach den Zusammenhängen der Vernichtungspolitik mit zeitgenössisch allgemein gültigen, im Kolonialdiskurs wirksamen und reproduzierten Wissensmustern". Denn der Hererokrieg, schreibt Brehl, sei im Deutschen Reich ein "zentrales Diskursereignis" gewesen. Populäre Romane wie Gustav Frenssens "Peter Moors Fahrt nach Südwest" hätten zum einen ein in der vermeintlichen Peripherie stattfindendes Ereignis für ein breites Publikum aufgearbeitet. Zum anderen werde in vielen literarischen Texten die "Folie eines soziokulturellen Wissens" sichtbar, "vor dem koloniale Gewalt als gerechtfertigt, die Vernichtung ,eingeborener Völker' als legitim und notwendig erscheinen konnte".

Brehl kann überzeugend darlegen, dass in vielen zeitgenössischen Texten die Vernichtungsstrategie der deutschen Schutztruppe keineswegs bestritten oder bagatellisiert wurde. Zahlreiche Autoren beschrieben die Vernichtung der Herero im Gegenteil ausdrücklich als legitim und notwendig. In einem 1904 publizierten Jugendbuch hieß es etwa: "Jetzt ist es ein Rassenkrieg zwischen Schwarz und Weiß, und der muss ausgefochten werden bis zur endgültigen Entscheidung. Die Hereros haben sich entweder zu unterwerfen, oder sie werden ausgerottet, etwas anderes ist nicht denkbar." Wie stark solche Texte die Öffentlichkeit tatsächlich geprägt haben, muss offenbleiben.

ANDREAS ECKERT

Medardus Brehl: Vernichtung der Herero. Diskurse der Gewalt in der deutschen Kolonialliteratur. Wilhelm Fink Verlag, München 2007. 256 S., 28,80 [Euro].

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