Die Realität und der Zusammenbruch des "real existierenden Sozialismus" haben eine Einsicht bestätigt, deren Richtigkeit schon zu Beginn dieses großen Experiments hätte außer Zweifel stehen müssen: Je selbstkritischer die Vernunft, insbesondere die wissenschaftliche Vernunft, sich ihrer Möglichkeiten und Grenzen versichert, desto absurder erscheint die Vorstellung, eine durchgreifende Verwissenschaftlichung aller Erfahrungs- und Lebensbereiche werde ganz unvermeidlich das Reich der Wahrheit, der Freiheit und der Gerechtigkeit heraufführen. Nicht "durchsichtig vernünftige Verhältnisse" (K. Marx), sondern die Zerstörung der Voraussetzungen allen vernünftigen, freien Handelns und die Selbstzerstörung der Vernunft und der Wissenschaften sind die notwendige Konsequenz einer solchen Vorstellung. Das - mehr oder minder klare - Bewußtsein dieser unaufhebbaren Vernunft-Dialektik ist keine post-moderne Errungenschaft, sondern die bestimmende Triebkraft der Moderne.
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