Dieses Buch ist nicht das Buch zur Krise. Freilich ist es ein Buch zur Zeit. Es tut so, als wollte es einem traditionsreichen, aber noch unbenannten Genre der Weltliteratur einen passenden Namen geben: dem Seuchenbuch. Entstanden sind die literaturkundlichen Essays in den Jahren der Corona-Pandemie 2020 bis 2021. Sie richten sich an interessierte Leserinnen und Leser, nicht an ein Fachpublikum der Philologie. Die Kapitel stellen eine nicht willkürliche, doch subjektive Auswahl von Werken der deutschsprachigen und internationalen Erzählkunst vor, denen gemein ist, dass in ihnen Epi- und Pandemien eine Hauptrolle spielen. Dabei achtet der Verfasser ihren Anspruch, allein der Zeit und den Umständen ihrer Entstehung verhaftet zu sein. Gleichwohl belegen die Porträts der Werke, dass die Furcht vor Seuchen wie der Pest, Grippe oder Cholera und die Hilflosigkeit des Einzelnen gegen ihr raumgreifendes Wüten die Geschichte der Menschheit als Konstanten durchziehen. Entsprechende Erfahrungen schlugen sich in den vorgestellten Texten mit einer greifbaren Beispielhaftigkeit nieder, die ihnen über ihre Epochen hinaus Wirkung und Gewicht verleiht.