Für die Werthaltigkeit und Finanzierungskraft von Aktienmärkten ist es von nachhaltiger Bedeutung, inwiefern außenstehende Aktionäre hinreichend in ihren Eigentumsrechten geschützt sind. Anhand von Einzelfällen zwar häufig kontrovers diskutiert, konnte die Frage nach der Qualität des Minderheitenschutzes im Zusammenhang mit der Verschmelzung börsennotierter Kapitalgesellschaften für den deutschen Markt bisher nicht befriedigend geklärt werden. Dabei kommt ihr gerade im Hinblick auf das seit 2002 geltende Übernahmegesetz sowie die Diskussion um europäische Übernahmeregelungen keineswegs allein theoretische Relevanz zu. Mittels verschiedener Modelle wird deshalb überprüft, ob der im Rahmen von Verschmelzungen zwangsläufig stattfindende Austausch von Eigentumsrechten unter marktadäquaten Bedingungen zustande kommt, oder ob eine der beteiligten Aktionärsgruppen systematisch übervorteilt wird. Ergänzend werden Faktoren herausgefiltert bzw. Konstellationen ermittelt, bei denen eine Benachteiligung von Minderheitsaktionären als besonders wahrscheinlich erscheint. Der lange Betrachtungszeitraum der Untersuchung ermöglicht es, die Auswirkungen unterschiedlicher rechtlicher Rahmenbedingungen zu analysieren und erstmals für eine derartige Maßnahme überhaupt Veränderungen bei der ökonomischen Behandlung außenstehender Aktionäre im Zeitablauf aufzuzeigen. Über die Auswertung der empirischen Untersuchungen und die Interpretation der Ergebnisse hinaus werden am Ende der Arbeit Änderungsvorschläge für das deutsche Verschmelzungsrecht unterbreitet. Diese orientieren sich im Wesentlichen an der Durchführung von Unternehmenszusammenschlüssen, sind aber auch im Hinblick auf andere Vorgänge, wie beispielsweise Squeeze-outs, von hohem Interesse, da von ihnen generell ein verbesserter Minderheitenschutz bei aktien- und umwandlungsrechtlichen Strukturmaßnahmen zu erwarten ist.