Der Trend, in der psychiatrischen Praxis mehrere Medikamente zu verschreiben (Polypharmazie), nimmt weltweit zu und stellt ein großes Problem für die öffentliche Gesundheit dar. Die Gründe für die Polypharmazie sind nicht eindeutig. Zu den damit verbundenen Faktoren gehören die demografischen Daten der Patienten, psychiatrische Erkrankungen (Psychosen, Schizophrenie, affektive Störungen oder Stimmungsstörungen), Persönlichkeitsstörungen, Komorbiditäten, Schweregrad der Erkrankung, Therapieresistenz, Verschreibungspraxis, stationäre oder ambulante Behandlung und die Sorge um die Reduzierung extrapyramidaler Nebenwirkungen. Die Verschreibung mehrerer Psychopharmaka erhöht das Risiko unerwünschter Wirkungen, einschließlich Morbidität und Mortalität. Allerdings ist nicht jede Polypharmazie schädlich. Polypharmazie hat sich bei Patienten mit psychotischen und affektiven Störungen, die auch eine Doppeldiagnose mit Substanzmissbrauch, Persönlichkeitsstörung und bestimmten Erkrankungen wie Schilddrüsenerkrankungen, Schmerzen oder Anfallsleiden aufweisen, als vorteilhaft erwiesen. Eine Kombinationstherapie mit verschiedenen Medikamentenklassen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen hat positive therapeutische Auswirkungen. Dieses Buch beleuchtet das Problem der Polypharmazie in der psychiatrischen Praxis, beschreibt damit verbundene Faktoren und mögliche Folgen.