Neue Mechanismen der Politik ließen im 15. Jahrhundert den Finanzbedarf weit über die verfügbare Geldmenge wachsen und machten dieses Jahrhundert zum Säkulum der verschuldeten Könige. Europas Kronen wurden mit Krediten erworben und zur Sicherung von Krediten verpfändet. Die Städte mit ihren Kaufleuten wurden zum Schauplatz und Überlieferungsträger einer Reichspolitik, deren Funktionalität nun wesentlich auf Kreditverhältnissen gründete. Während in der älteren Forschung die Geschichte der Kammer und des königlichen Agierens mit Schulden und Krediten aus ökonomischer und verwaltungshistorischer Perspektive erfolgsorientiert betrachtet wurde, bietet Mathias Kluges Studie eine funktions- und wirkungsorientierte Analyse. Kluge erhellt eine dunkle Seite finanzhungriger Reichspolitik, indem er den königlichen Umgang mit Geld nicht nach wirtschaftsökonomischen Prinzipien, sondern im Kontext politischer und repräsentativer Zwecksetzung untersucht. Dabei tritt die Geschichte derjenigen in den Vordergrund, die Geld brauchten oder es unter politischem Druck verloren. Der wachsende Finanzierungsdruck führte zur Entstehung neuer Formen der Reichspolitik, die der Kredit überhaupt erst ermöglichte. Sie prägten die folgenden Jahrhunderte.