In den Erzählungen von Joochen Laabs gleitet das Arglos-Alltägliche unversehens hinüber ins Phantastische, Traumhafte, Hinterhältige. Das Buch enthält die besten Erzählungen aus den siebziger und achtziger Jahren und neuer Texte, in denen er sich mit der Wiedervereinigung auseinandersetzt: dem Zusammenwachsen dessen, was doch nicht so einfach und zu jedem Preis zusammengehören will. Laabs' kritischer Blick ist auf die Nahtstelle gerichtet, die die beiden Deutschlandhälften seit dem Ende der DDR zusammenhalten.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Nicht alle Erzählungen in diesem Band, eine Auswahl von Texten aus drei Jahrzehnten, gehören zu Jochen Laabs besten, urteilt Rezensent Walter Hinck. Das gelte für die früheste Erzählung "Das Zelt" (1974), aber auch für einige spätere, die mit ihren kritischen Spitzen gegen die DDR "eher ein inzwischen bei vielen Schriftstellern der DDR üblich gewordenes Pflichtpensum" erfüllten. Laabs eigentliche schriftstellerische Leistung besteht für Hinck in seiner Verweigerung gegenüber den Erzählweisen des "sozialistischen Realismus". Hinck verweist in diesem Zusammenhang auf das Motiv des plötzlichen Einbruchs von etwas Unerklärlichem, Verstörendem, das bei Laab immer wieder auftaucht. Bestes Beispiel dieses Erzählmusters stellt für Hinck die Erzählung "Abstecher in eine Mühle" (1983) dar. Besonders angetan zeigt sich Hinck auch von der Erzählung "Der letzte Stern" (1988), in der das forschende Ich in einem phantastischen Traum auf der Suche nach Leben außerhalb der Erde durch die Galaxien irrt und überall nur Leere findet. "Die Sprache Laabs'", lobt Hinck, "hält hier den Vergleich mit Friedrich Dürrenmatts Beschwörung kosmischer Katastrophen aus."
© Perlentaucher Medien GmbH
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