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David Lagercrantz
Gebundenes Buch
Verschwörung / Millennium Bd.4 (Mängelexemplar)
Roman
Übersetzung: Allenstein, Ursel;Vorlage: Larsson, Stieg
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Ungelesenes Mängelexemplar
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Mikael Blomkvist steht vor einer Entscheidung. Böse Zungen behaupten, er sei nicht länger der Journalist, der er einst war. Lisbeth Salander hingegen ist aktiv wie eh und je. Die Wege kreuzen sich, als Frans Balder, einer der weltweit führenden Experten für künstliche Intelligenz, ermordet wird. Kurz vor seinem Tod hatte er Mikael Blomkvist brisante Informationen versprochen. Als Blomkvist erfährt, dass Balder auch in Kontakt zu Lisbeth Salander stand, nimmt er die Recherche auf. Die Spur führt zu einem amerikanischen Softwarekonzern, der mit der NSA verknüpft ist. Mikael Blomkvist wit...
Mikael Blomkvist steht vor einer Entscheidung. Böse Zungen behaupten, er sei nicht länger der Journalist, der er einst war. Lisbeth Salander hingegen ist aktiv wie eh und je. Die Wege kreuzen sich, als Frans Balder, einer der weltweit führenden Experten für künstliche Intelligenz, ermordet wird. Kurz vor seinem Tod hatte er Mikael Blomkvist brisante Informationen versprochen. Als Blomkvist erfährt, dass Balder auch in Kontakt zu Lisbeth Salander stand, nimmt er die Recherche auf. Die Spur führt zu einem amerikanischen Softwarekonzern, der mit der NSA verknüpft ist. Mikael Blomkvist wittert seine Chance, die Enthüllungsstory zu schreiben, die er so dringend braucht. Doch wie immer verfolgt Lisbeth Salander ihre ganz eigene Agenda.
Lagercrantz, David§David Lagercrantz, 1962 geboren, debütierte als Autor mit dem internationalen Bestseller Allein auf dem Everest. Seitdem hat er zahlreiche Romane und Sachbücher veröffentlicht. 2013 wurde er vom schwedischen Originalverlag und Stieg Larssons Familie ausgewählt, die Folgeromane der Millennium-Reihe zu schreiben. David Lagercrantz ist verheiratet und lebt in Stockholm.
Produktdetails
- Verlag: Heyne
- Originaltitel: Det som inte dödar oss
- Seitenzahl: 608
- Erscheinungstermin: 21. August 2015
- Deutsch
- Abmessung: 220mm x 145mm x 45mm
- Gewicht: 824g
- ISBN-13: 9783453269620
- ISBN-10: 3453269624
- Artikelnr.: 70592197
Herstellerkennzeichnung
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Der Mann, der auch schon Zlatan war
David Lagercrantz hat Stieg Larssons "Millennium"-Trilogie fortgeschrieben. Die Frage dabei ist nicht, ob er das darf, sondern ob er es kann
Ist ja gut, hätte man am liebsten gerufen, es ist doch nur eine Marketing-Kampagne für ein neues Buch und kein Kreuzzug der Moral. Klar, nicht für irgendein Buch, aber auch nicht für den Megatonnenroman. Das Streitobjekt? David Lagercrantz' Roman "Verschwörung", die Fortschreibung der "Millennium"-Trilogie um Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist, die eine Auflage von mehr als 80 Millionen hat (und in Deutschland unter den Titeln "Verblendung", "Verdammnis", "Vergebung" erschien). Darf sie von einem anderen Autor fortgesetzt werden, nachdem
David Lagercrantz hat Stieg Larssons "Millennium"-Trilogie fortgeschrieben. Die Frage dabei ist nicht, ob er das darf, sondern ob er es kann
Ist ja gut, hätte man am liebsten gerufen, es ist doch nur eine Marketing-Kampagne für ein neues Buch und kein Kreuzzug der Moral. Klar, nicht für irgendein Buch, aber auch nicht für den Megatonnenroman. Das Streitobjekt? David Lagercrantz' Roman "Verschwörung", die Fortschreibung der "Millennium"-Trilogie um Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist, die eine Auflage von mehr als 80 Millionen hat (und in Deutschland unter den Titeln "Verblendung", "Verdammnis", "Vergebung" erschien). Darf sie von einem anderen Autor fortgesetzt werden, nachdem
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ihr Erfinder Stieg Larsson schon 2004, noch vor Erscheinen des ersten Bandes, gestorben war?
Um keinen Preis, sagen die einen, das sei "Grabraub", aus Profitgier werde das Andenken des aufrechten linken Journalisten Larsson mit Füßen getreten - und Vater und Bruder des Verstorbenen spielten als Inhaber der Markenrechte bei diesem Spiel auch noch mit. Eva Gabrielsson, die mehr als dreißig Jahre mit Larsson zusammenlebte, aber, da unverheiratet, nach schwedischem Recht leer ausging, sagte, sie habe es nicht fassen können, als sie von der geplanten Fortsetzung erfuhr. Mit den Erben hat sie über die Jahre keine finanzielle Einigung erzielen können; deren Angebote fand sie unannehmbar. Und Lagercrantz ist für sie eine "völlig idiotische Wahl".
Kann man die Reaktion der Witwe, die vor dem Gesetz keine sein darf, noch verstehen, fällt das deutlich schwerer, wenn der unbeteiligte Schriftsteller Jussi Adler-Olsen in der dänischen Zeitung "Politiken" zu drastischen Maßnahmen aufruft: "Ich fordere dazu auf, dieses Buch zu boykottieren, und ich werde es nicht lesen", schrieb Olsen, so als klebe Blut an dem Werk, als sei es Produkt ausbeuterischer Kinderarbeit und schon die Lektüre moralisch verwerflich. Vom Gratismut der Hypermoral mal abgesehen, ist das eine abwegige Haltung: öffentlich zum Boykott eines Kollegen und eines Buches aufzufordern, das man nicht mal gelesen hat. Leuten wie Adler-Olsen scheint dabei auch zu entgehen, dass sie durch den fruchtlosen Protest gegen ein längst in 26 Ländern erschienenes Buch nur dazu beitragen, die Aufmerksamkeit für das Produkt noch zu steigern.
Der Purismus macht es sich immer leicht. Als vor Jahren, nur zum Beispiel, Robert B. Parker ein unvollendetes Manuskript ("Poodle Springs") von Raymond Chandler "vollendete" und dann auch noch eine "Fortsetzung" zu "Der große Schlaf" ("Perchance to Dream") produzierte, war der Aufschrei groß. Die Empörung ebbte ebenso rasch wieder ab, denn weder war Parkers Arbeit so unterirdisch, noch hat sie Chandlers Status irgendwie beeinträchtigt.
Was jedoch entscheidender ist: Auch im Fall Larsson-Lagercrantz handelt es sich um eine typische Double-Bind-Situation für Fans und Verehrer. Dem unwiderruflichen Abschluss eines Werks durch den Tod des Autors steht die kaum begründete, aber unverwüstliche Hoffnung gegenüber, von irgendwoher möge doch noch ein Manuskript auftauchen, ein paar Skizzen wenigstens. Es soll unbedingt weitergehen - aber nur durch den Verstorbenen selbst. Die Agenten des Kommerzes finden dafür eine pragmatische Therapie, von der sie selbst am meisten profitieren: Sie verpflichten jemanden, der dem Bedürfnis nach Mehr entspricht. Hieß es denn nicht auch, Larsson habe noch ein halbes Dutzend weiterer "Millennium"-Bände zu schreiben geplant? Hier ist es nun so, dass David Lagercrantz für diesen Roman, der "Det som inte dödar oss" (Was uns nicht tötet) heißt oder auch "The Girl in the Spider's Web" oder eben: "Verschwörung", nicht mal Material aus dem Nachlass von Larsson benutzt hat; Material, von dem allerdings weder bekannt ist, wo es sich befindet, bei seiner Lebensgefährtin oder den Erben, noch, ob es überhaupt existiert und nicht bloß ein hartnäckiges Gerücht ist. Lagercrantz, 53, war vielleicht nicht der nächstliegende Kandidat für den Job. Der Mann, der als Ghostwriter dem so begnadeten wie großmäuligen schwedischen Fußballer Zlatan Ibrahimovic zu einer hübsch gestylten Vom-Ghettokid-zum-unangepassten-Weltstar-Biographie verhalf, die sich allein im kleinen Schweden eine halbe Million Mal verkaufte, dieser Mann hat jedoch die Rolle angenommen, die man erwartet. Bei der Pressekonferenz gab er sich demütig als Zwerg auf den Schultern eines Riesen und sagte, er sei "beschwingt und zugleich von Albträumen geplagt gewesen", Lisbeth Salander werde sich rächen, wenn er seine Arbeit nicht anständig mache.
Er habe sich an den Computer gesetzt und versucht, sich in den Larsson-Modus zu versetzen. Wenn einer schon Zlatan war, dürfte das machbar gewesen sein. Und ein bisschen wird er wohl auch Mikael Blomkvist gewesen sein, denn Blomkvist und seine Zeitschrift "Millennium" waren ja eine Art idealisiertes Selbstporträt von Stieg Larsson. Ganz abgesehen davon, dass man den Markenkern, die rund 2000 Seiten der Trilogie, nicht einfach ignorieren kann.
Dann gibt es ja auch noch die Verfilmungen, die überwiegend fürs Fernsehen entstandene europäische Trilogie und die Adaption von "Verblendung" durch David Fincher. Die Hauptdarstellerin der europäischen Version, Noomi Rapace, ist zum Gesicht von Lisbeth Salander geworden, obwohl sie eigentlich viel zu groß ist, um die im Roman 1,50 Meter große und 40 Kilogramm schwere Punkerin-Rächerin-Superhackerin zu verkörpern. Und man sollte nicht unterschätzen, wie stark eine solche mediale Verbreitung das kollektive Gedächtnis prägt und rückwirkend auch die Welt der Romane - und sei es, dass Fans und Leser die Bildwerdung ihrer Helden auf das Heftigste zurückweisen
Wie leicht abzusehen war, ist "Verschwörung" kein literarischer Quantensprung. Schon Larsson wurde von einigen Kritikern abgekanzelt für seinen schlichten Stil und für die wirklich schwer erträgliche Redundanz, die einen händeringend um einen Lektor flehen ließ. Auch Lagercrantz macht es nicht unter 600 Seiten (in deutscher Übersetzung), und die Eleganz des schlanken, lakonischen Erzählens ist nicht sein Programm. Sein Stil wirkt, im Gegensatz zu Larssons glanzloser und manchmal umständlicher Prosa, mitunter blumig und mit leichten lyrischen Duftnoten parfümiert - "das schwarze Herz hinter ihrem brennenden Rachedurst" -, aber deshalb nicht weniger redundant. Und seine mitunter praktizierte Schuss-Gegenschuss-Technik sorgt bloß für sinnlose Verdoppelung, wenn ein Vorgang erst aus der Sicht der einen, dann aus der Sicht der zweiten beteiligten Person beschrieben wird, ohne dass sich eine signifikante Abweichung in den Wahrnehmungen erkennen ließe.
Aber taugt der Plot wenigstens was? Passt er zu den Figuren, die Larsson entwickelt hat? Gibt es grobe Verzerrungen? Lagercrantz ist natürlich weder Grabschänder noch Innovator. Routiniert setzt er die obligaten Cliffhanger, um die Spannung zu halten. Es wimmelt von trivialpsychologischen Erklärungen und einigen ziemlich platten dramaturgischen Konstruktionen. Aber er hat sich den Bauplan der Trilogie genau angeschaut, denn darum ging es ja: in dem weitläufigen Gebäude von Larssons Werk noch leere Räume zu entdecken, übersehene Tapetentüren oder ungenutzte Keller.
Ausgegraben hat er Camilla, ihrer Zwillingsschwester Lisbeth in tiefer Feindschaft verbunden. Dazu tauchen, ganz serienkonform, fast alle wichtigen Akteure von früher auf, vom Kommissar Bublanski und seinem Stab über "Millennium"-Chefredakteurin Erika Berger bis zu Holger Palmgren, Lisbeths einstigem Vormund. Die Elemente der Story sind zwar nicht so wahnsinnig originell gewählt, aber es sind auch keine abwegigen Zutaten.
Die NSA ins Spiel zu bringen, die jeder in den letzten Jahren als das allgegenwärtige Auge kennengelernt hat, dazu die Big-Data-Bedrohung mit den Themen Künstliche Intelligenz und neuronale Netze zu kombinieren, liegt ja nahe, wenn man schon ein Superbrain wie Lisbeth im Team hat. Namen wie Ray Kurzweil werden beiläufig eingestreut, die Cyberkriminalität ergibt sich ganz von selber. Als modisches Accessoire macht es sich auch gut, dass der achtjährige Sohn des KI-Forschers am Asperger-Syndrom leidet und deshalb zu phänomenalen Dingen fähig ist.
Und wenn man weiß, wie es um die Printmedien steht, nicht nur um linke Zeitschriften wie "Millennium", muss es natürlich kriseln, auch bei Blomkvist persönlich, der den Comeback-Coup sucht und trotz aller Anstrengungen bei Lagercrantz noch mehr verblasst als bei Stieg Larsson.
Für "All das Böse", wie es bei Larsson so schön hieß, ist Lisbeths Schwester zuständig, die sich Thanos nennt, was ins Universum der Marvel-Comics weist, aber auch in die griechische Mythologie zu Thanatos. Sie wird ausgestattet mit computeraffinen Schergen, eher analog operierenden Schlägern und dieser mysteriösen Ungreifbarkeit, die schon den Trilogie-Schurken Zalatschenko auszeichnete und die vor allem das Potential fürs Sequel in sich trägt.
Vorfreude und Lektürespaß sollte man nicht verderben, indem man hier mehr verrät. Man kann das Buch lesen, kann es aber auch lassen, weil es einem, wenn man ohnehin häufiger Kriminalromane liest, vorkommt wie ein aus zahllosen alten Teilen zusammengeschraubter Gebrauchtwagen: fahrtüchtig, aber eben nicht viel mehr. Dem Genre fügt das Buch nicht nur nichts hinzu, wie es Larsson mit der Figur der Lisbeth Salander gelungen ist; es bleibt in Präzision, Kompaktheit und Spannungsaufbau sogar eher hinter den internationalen erzählerischen Standards zurück.
Über Datenspionage, Geheimdienste und die NSA schreibt zurzeit die Realität eh die besseren Szenarien, der Bedarf an Schwedenkrimis ist mittlerweile wohl rückläufig, und die Strahlkraft des Duos Blomkvist-Salander ist dann irgendwann auch verbraucht. Schon mit "Vergebung" hatte sich ja im Grunde auf ganz einleuchtende Weise ein erzählerischer Bogen vollendet.
Ob Larsson selbst nach dieser Closure einen fulminanten Neustart geschafft hätte, kann man mit guten Gründen bezweifeln. Das Wort "auserzählt" klingt zwar nicht besonders schön, trifft es aber. Und wenn das Ende der Trilogie damals auch viele Leser auf Entzug setzte und verzweifelt auf neuen Stoff hoffen ließ - mittlerweile sollte der Entzug erfolgreich gewesen sein. Rückfallgefahr besteht jedenfalls nicht, wenn man "Verschwörung" liest.
PETER KÖRTE
David Lagercrantz: "Verschwörung". Roman. Aus dem Schwedischen von Ursel Allenstein. Heyne, 608 Seiten, 22,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Um keinen Preis, sagen die einen, das sei "Grabraub", aus Profitgier werde das Andenken des aufrechten linken Journalisten Larsson mit Füßen getreten - und Vater und Bruder des Verstorbenen spielten als Inhaber der Markenrechte bei diesem Spiel auch noch mit. Eva Gabrielsson, die mehr als dreißig Jahre mit Larsson zusammenlebte, aber, da unverheiratet, nach schwedischem Recht leer ausging, sagte, sie habe es nicht fassen können, als sie von der geplanten Fortsetzung erfuhr. Mit den Erben hat sie über die Jahre keine finanzielle Einigung erzielen können; deren Angebote fand sie unannehmbar. Und Lagercrantz ist für sie eine "völlig idiotische Wahl".
Kann man die Reaktion der Witwe, die vor dem Gesetz keine sein darf, noch verstehen, fällt das deutlich schwerer, wenn der unbeteiligte Schriftsteller Jussi Adler-Olsen in der dänischen Zeitung "Politiken" zu drastischen Maßnahmen aufruft: "Ich fordere dazu auf, dieses Buch zu boykottieren, und ich werde es nicht lesen", schrieb Olsen, so als klebe Blut an dem Werk, als sei es Produkt ausbeuterischer Kinderarbeit und schon die Lektüre moralisch verwerflich. Vom Gratismut der Hypermoral mal abgesehen, ist das eine abwegige Haltung: öffentlich zum Boykott eines Kollegen und eines Buches aufzufordern, das man nicht mal gelesen hat. Leuten wie Adler-Olsen scheint dabei auch zu entgehen, dass sie durch den fruchtlosen Protest gegen ein längst in 26 Ländern erschienenes Buch nur dazu beitragen, die Aufmerksamkeit für das Produkt noch zu steigern.
Der Purismus macht es sich immer leicht. Als vor Jahren, nur zum Beispiel, Robert B. Parker ein unvollendetes Manuskript ("Poodle Springs") von Raymond Chandler "vollendete" und dann auch noch eine "Fortsetzung" zu "Der große Schlaf" ("Perchance to Dream") produzierte, war der Aufschrei groß. Die Empörung ebbte ebenso rasch wieder ab, denn weder war Parkers Arbeit so unterirdisch, noch hat sie Chandlers Status irgendwie beeinträchtigt.
Was jedoch entscheidender ist: Auch im Fall Larsson-Lagercrantz handelt es sich um eine typische Double-Bind-Situation für Fans und Verehrer. Dem unwiderruflichen Abschluss eines Werks durch den Tod des Autors steht die kaum begründete, aber unverwüstliche Hoffnung gegenüber, von irgendwoher möge doch noch ein Manuskript auftauchen, ein paar Skizzen wenigstens. Es soll unbedingt weitergehen - aber nur durch den Verstorbenen selbst. Die Agenten des Kommerzes finden dafür eine pragmatische Therapie, von der sie selbst am meisten profitieren: Sie verpflichten jemanden, der dem Bedürfnis nach Mehr entspricht. Hieß es denn nicht auch, Larsson habe noch ein halbes Dutzend weiterer "Millennium"-Bände zu schreiben geplant? Hier ist es nun so, dass David Lagercrantz für diesen Roman, der "Det som inte dödar oss" (Was uns nicht tötet) heißt oder auch "The Girl in the Spider's Web" oder eben: "Verschwörung", nicht mal Material aus dem Nachlass von Larsson benutzt hat; Material, von dem allerdings weder bekannt ist, wo es sich befindet, bei seiner Lebensgefährtin oder den Erben, noch, ob es überhaupt existiert und nicht bloß ein hartnäckiges Gerücht ist. Lagercrantz, 53, war vielleicht nicht der nächstliegende Kandidat für den Job. Der Mann, der als Ghostwriter dem so begnadeten wie großmäuligen schwedischen Fußballer Zlatan Ibrahimovic zu einer hübsch gestylten Vom-Ghettokid-zum-unangepassten-Weltstar-Biographie verhalf, die sich allein im kleinen Schweden eine halbe Million Mal verkaufte, dieser Mann hat jedoch die Rolle angenommen, die man erwartet. Bei der Pressekonferenz gab er sich demütig als Zwerg auf den Schultern eines Riesen und sagte, er sei "beschwingt und zugleich von Albträumen geplagt gewesen", Lisbeth Salander werde sich rächen, wenn er seine Arbeit nicht anständig mache.
Er habe sich an den Computer gesetzt und versucht, sich in den Larsson-Modus zu versetzen. Wenn einer schon Zlatan war, dürfte das machbar gewesen sein. Und ein bisschen wird er wohl auch Mikael Blomkvist gewesen sein, denn Blomkvist und seine Zeitschrift "Millennium" waren ja eine Art idealisiertes Selbstporträt von Stieg Larsson. Ganz abgesehen davon, dass man den Markenkern, die rund 2000 Seiten der Trilogie, nicht einfach ignorieren kann.
Dann gibt es ja auch noch die Verfilmungen, die überwiegend fürs Fernsehen entstandene europäische Trilogie und die Adaption von "Verblendung" durch David Fincher. Die Hauptdarstellerin der europäischen Version, Noomi Rapace, ist zum Gesicht von Lisbeth Salander geworden, obwohl sie eigentlich viel zu groß ist, um die im Roman 1,50 Meter große und 40 Kilogramm schwere Punkerin-Rächerin-Superhackerin zu verkörpern. Und man sollte nicht unterschätzen, wie stark eine solche mediale Verbreitung das kollektive Gedächtnis prägt und rückwirkend auch die Welt der Romane - und sei es, dass Fans und Leser die Bildwerdung ihrer Helden auf das Heftigste zurückweisen
Wie leicht abzusehen war, ist "Verschwörung" kein literarischer Quantensprung. Schon Larsson wurde von einigen Kritikern abgekanzelt für seinen schlichten Stil und für die wirklich schwer erträgliche Redundanz, die einen händeringend um einen Lektor flehen ließ. Auch Lagercrantz macht es nicht unter 600 Seiten (in deutscher Übersetzung), und die Eleganz des schlanken, lakonischen Erzählens ist nicht sein Programm. Sein Stil wirkt, im Gegensatz zu Larssons glanzloser und manchmal umständlicher Prosa, mitunter blumig und mit leichten lyrischen Duftnoten parfümiert - "das schwarze Herz hinter ihrem brennenden Rachedurst" -, aber deshalb nicht weniger redundant. Und seine mitunter praktizierte Schuss-Gegenschuss-Technik sorgt bloß für sinnlose Verdoppelung, wenn ein Vorgang erst aus der Sicht der einen, dann aus der Sicht der zweiten beteiligten Person beschrieben wird, ohne dass sich eine signifikante Abweichung in den Wahrnehmungen erkennen ließe.
Aber taugt der Plot wenigstens was? Passt er zu den Figuren, die Larsson entwickelt hat? Gibt es grobe Verzerrungen? Lagercrantz ist natürlich weder Grabschänder noch Innovator. Routiniert setzt er die obligaten Cliffhanger, um die Spannung zu halten. Es wimmelt von trivialpsychologischen Erklärungen und einigen ziemlich platten dramaturgischen Konstruktionen. Aber er hat sich den Bauplan der Trilogie genau angeschaut, denn darum ging es ja: in dem weitläufigen Gebäude von Larssons Werk noch leere Räume zu entdecken, übersehene Tapetentüren oder ungenutzte Keller.
Ausgegraben hat er Camilla, ihrer Zwillingsschwester Lisbeth in tiefer Feindschaft verbunden. Dazu tauchen, ganz serienkonform, fast alle wichtigen Akteure von früher auf, vom Kommissar Bublanski und seinem Stab über "Millennium"-Chefredakteurin Erika Berger bis zu Holger Palmgren, Lisbeths einstigem Vormund. Die Elemente der Story sind zwar nicht so wahnsinnig originell gewählt, aber es sind auch keine abwegigen Zutaten.
Die NSA ins Spiel zu bringen, die jeder in den letzten Jahren als das allgegenwärtige Auge kennengelernt hat, dazu die Big-Data-Bedrohung mit den Themen Künstliche Intelligenz und neuronale Netze zu kombinieren, liegt ja nahe, wenn man schon ein Superbrain wie Lisbeth im Team hat. Namen wie Ray Kurzweil werden beiläufig eingestreut, die Cyberkriminalität ergibt sich ganz von selber. Als modisches Accessoire macht es sich auch gut, dass der achtjährige Sohn des KI-Forschers am Asperger-Syndrom leidet und deshalb zu phänomenalen Dingen fähig ist.
Und wenn man weiß, wie es um die Printmedien steht, nicht nur um linke Zeitschriften wie "Millennium", muss es natürlich kriseln, auch bei Blomkvist persönlich, der den Comeback-Coup sucht und trotz aller Anstrengungen bei Lagercrantz noch mehr verblasst als bei Stieg Larsson.
Für "All das Böse", wie es bei Larsson so schön hieß, ist Lisbeths Schwester zuständig, die sich Thanos nennt, was ins Universum der Marvel-Comics weist, aber auch in die griechische Mythologie zu Thanatos. Sie wird ausgestattet mit computeraffinen Schergen, eher analog operierenden Schlägern und dieser mysteriösen Ungreifbarkeit, die schon den Trilogie-Schurken Zalatschenko auszeichnete und die vor allem das Potential fürs Sequel in sich trägt.
Vorfreude und Lektürespaß sollte man nicht verderben, indem man hier mehr verrät. Man kann das Buch lesen, kann es aber auch lassen, weil es einem, wenn man ohnehin häufiger Kriminalromane liest, vorkommt wie ein aus zahllosen alten Teilen zusammengeschraubter Gebrauchtwagen: fahrtüchtig, aber eben nicht viel mehr. Dem Genre fügt das Buch nicht nur nichts hinzu, wie es Larsson mit der Figur der Lisbeth Salander gelungen ist; es bleibt in Präzision, Kompaktheit und Spannungsaufbau sogar eher hinter den internationalen erzählerischen Standards zurück.
Über Datenspionage, Geheimdienste und die NSA schreibt zurzeit die Realität eh die besseren Szenarien, der Bedarf an Schwedenkrimis ist mittlerweile wohl rückläufig, und die Strahlkraft des Duos Blomkvist-Salander ist dann irgendwann auch verbraucht. Schon mit "Vergebung" hatte sich ja im Grunde auf ganz einleuchtende Weise ein erzählerischer Bogen vollendet.
Ob Larsson selbst nach dieser Closure einen fulminanten Neustart geschafft hätte, kann man mit guten Gründen bezweifeln. Das Wort "auserzählt" klingt zwar nicht besonders schön, trifft es aber. Und wenn das Ende der Trilogie damals auch viele Leser auf Entzug setzte und verzweifelt auf neuen Stoff hoffen ließ - mittlerweile sollte der Entzug erfolgreich gewesen sein. Rückfallgefahr besteht jedenfalls nicht, wenn man "Verschwörung" liest.
PETER KÖRTE
David Lagercrantz: "Verschwörung". Roman. Aus dem Schwedischen von Ursel Allenstein. Heyne, 608 Seiten, 22,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Ja, ich gestehe, dass ich ein Fan von Stieg Larssons Reihe um Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander bin.
Ja, ich habe die Debatte um das Buch und den Boykottaufruf von Jussi Adler Olsen verfolgt. Und war daher auch etwas skeptisch ob das Buch denn letztendlich in der Tradition der Trilogie gelingen …
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Ja, ich gestehe, dass ich ein Fan von Stieg Larssons Reihe um Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander bin.
Ja, ich habe die Debatte um das Buch und den Boykottaufruf von Jussi Adler Olsen verfolgt. Und war daher auch etwas skeptisch ob das Buch denn letztendlich in der Tradition der Trilogie gelingen könnte.
Natürlich ist es auch ein Buch bei dem die Meinungen weit auseinandergehen werden. Aber ich denke, man hat auf jeden Fall ein Buch in der Hand welches den Leser wirklich sehr gut unterhält.
Jetzt nach der Lektüre muss ich gestehen, dass mir doch ein wenig kalt den Rücken hinunterläuft, denn es kommt einem so vor als wenn Stieg Larsson selbst dem Autor David Lagercrantz die Feder geführt hätte. Es ist in der Tat so, dass es dem Autor wirklich gelungen ist Stieg Larssons Geschichte weiter zu erzählen, und nicht nur das, sondern wüsste man nicht dass es ein anderer geschrieben hat, so könnte man annehmen Stieg Larsson wäre wieder zurück.
Der Schreibstil ähnelt dem Stieg Larssons so sehr, dass es wirklich nur wenige, zu vernachlässigende Unterschiede im Stil gibt.
Auch die Dramaturgie ist kaum zu unterschieden, so dass mir das Buch auch wie bei Stieg Larsson wie ein Film vor meinem inneren Auge ablief und ich aufs allerbeste unterhalten wurde.
Ich gestehe dass ich sehr skeptisch war, schließlich gelingt es nicht immer, eine Buchreihe eines verstorbenen Autor so gut fortzusetzen wie im Falle Andreas Franz/Daniel Holbe. Meine Skepsis verschwand jedoch mit jeder gelesenen Seite immer mehr, und wich dann schließlich je näher ich dem Ende des Buchs kam, immer mehr der Begeisterung.
Für mich ganz großes Kino und verdiente 5 Sterne.
Eine Anmerkung noch zur Neuaufgelegten Trilogie von Stieg Larsson, die jetzt im gleichen Design daherkommt. Mir persönlich gefällt diese nun so gut, dass ich diese unbedingt im Regal haben muss.
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+++Neues Abenteuer um Salander und Blomqvist+++
Damit kein echter Hacker vorab von den neuen Abenteuern um Salander und Blomqvist erfuhr, durften alle Beteiligten nur an Computern ohne Internet arbeiten. Die Fortschreibung der Stieg-Larsson-Reihe hat für viel Wirbel gesorgt. Ist es David …
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+++Neues Abenteuer um Salander und Blomqvist+++
Damit kein echter Hacker vorab von den neuen Abenteuern um Salander und Blomqvist erfuhr, durften alle Beteiligten nur an Computern ohne Internet arbeiten. Die Fortschreibung der Stieg-Larsson-Reihe hat für viel Wirbel gesorgt. Ist es David Lagercrantz gelungen, eine würdige Fortsetzung zu schaffen?
Im Hörbuch jedenfalls bleibt alles gut - Dietmar Bär, DIE Stimme der Millennium-Triologie, liest auch den vierten Teil:
Als ein potentieller Informant - ein Spezialist für künstliche Intelligenz - ermordert wird, entdeckt Mikael eine Verbindung zu Lisbeth. Die Recherche führt zu einem Softwaregiganten in den USA und Blomkvist wittert eine NSA-Enthüllungsreportage - doch Lisbeth hat ihre eigene Agenda.
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Eine Fortsetzung der Millennium-Trilogie, das Buch musste natürlich gelesen werden, auch wenn ich mir im Klaren darüber war, dass ein anderer Autor vermutlich nicht ganz den Stil von Larsson treffen würde.
Dem war auch so, ging Larsson oft tief in seine Personen hinein und baute die …
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Eine Fortsetzung der Millennium-Trilogie, das Buch musste natürlich gelesen werden, auch wenn ich mir im Klaren darüber war, dass ein anderer Autor vermutlich nicht ganz den Stil von Larsson treffen würde.
Dem war auch so, ging Larsson oft tief in seine Personen hinein und baute die Spannung langsam aber übermächtig auf, so setzt Lagercrantz mehr auf harte Action. Anfangs tat ich mich mit Mikael Blomkvist hart, der zu Beginn der Story in einer Sinnkrise steckt, war aber sofort angetan vom kleinen autistischen August, der den Mord an seinem Vater, einem Wissenschaftler der an künstlicher Intelligenz geforscht hat, beobachten musste. Lisbeth ist gottseidank gut getroffen und die alte geblieben. Die Themen rund um die Computerspionage, Wirtschaftskriminalität und künstliche Intelligenz sind zwar hochkomplex, werden aber soweit gut verständlich rüber gebracht und das Buch lässt sich gut und spanend in einem Rutsch lesen.
Das einzige was ich für mich persönlich wirklich kritisieren muss, ist dass Lagercrantz vermutlich unterm Schreiben die sehr wahrscheinliche Möglichkeit einer Verfilmung vor Augen hatte und die ganze Geschichte daran ausgerichtet scheint. Wer nur die Verfilmung kennt, dem würde vermutlich nichts fehlen, aber an die vorherigen Bücher kommt Verschwörung nicht ganz heran.
Aber die Fortsetzung, die sich leicht andeutet werde ich wieder und vermutlich mit Vergnügen lesen.
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Ich habe nicht die Stieg Larssons gelesen und obwoll ich von Anfang an gewusst habe, dass das Buch als Geld-Maschine vorgestellt wurde , ist die Tatsache , dass die Familie von Frau Zalander gewachsen ist, mich enteucht hat. Ich hätte lieber etwas, von der Ersten Geschiche, Unabhängiges. …
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Ich habe nicht die Stieg Larssons gelesen und obwoll ich von Anfang an gewusst habe, dass das Buch als Geld-Maschine vorgestellt wurde , ist die Tatsache , dass die Familie von Frau Zalander gewachsen ist, mich enteucht hat. Ich hätte lieber etwas, von der Ersten Geschiche, Unabhängiges. Es ist Spannend und fesselnd. Etfehlend.
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Hälfte Larsson, Hälfte Lagercrantz
Unmittelbar nach der Rückkehr des renommierten Mathematikers Frans Balder wird dieser tot aufgefunden. Interessant ist sein Tod insofern, dass er an einem wichtigen Forschungsprojekt zur künstlichen Intelligenz arbeitete und offensichtlich …
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Hälfte Larsson, Hälfte Lagercrantz
Unmittelbar nach der Rückkehr des renommierten Mathematikers Frans Balder wird dieser tot aufgefunden. Interessant ist sein Tod insofern, dass er an einem wichtigen Forschungsprojekt zur künstlichen Intelligenz arbeitete und offensichtlich seine Erfolge nicht mit der Firma teilen wollte, bei der er zuvor in den USA arbeitete. Mikael Blomkvist, dessen Karriere praktisch vor dem Aus ist, ist plötzlich an einer großen Story dran: Frans Balder hatte ihn direkt vor seinem Tod kontaktiert, um geheime Infos preiszugeben. Nun da jegliche Spur fehlt, fällt Blomkvist nur eine Kontaktperson ein, die er kontaktieren kann. Und so hinterlässt er eine kryptische Nachricht an Lisbeth Salander auf seinem PC. Diese hat gleichzeitig die NSA in höchste Aufregung versetzt, nachdem ein(e) Hacker(in) in ihr Netz eingedrungen ist…
Balders autistischer Sohn August wird Zeuge des Mordes. Er spricht zwar nicht, kann aber sehr wohl Personen zeichnen – und damit auch den Täter – und ist sehr begabt, was Mathematik angeht. Leider gibt es in den Ämtern, die sich um August Schutz kümmern sollen, ein paar offene Stellen, und so sieht sich Lisbeth gezwungen, sich der Obhut des Jungen anzunehmen.
Als bekennender Fan der Millennium-Trilogie schaffte es „Verschwörung“ gleich auf meine Wunschliste. Ich war ziemlich gespannt, auch wenn ich keine 1:1 Kopie erwartete. Ich muss sagen, dass ich den ersten Teil absolut gelungen fand. Wie in den bereits vorherigen Teilen baut sich die Geschichte allmählich auf, es werden nach und nach Verbindungen geschaffen und auch die Rolle von Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander ist glaubwürdig. So steht Millennium mal wieder kurz vor der Pleite und nur noch eine Riesenstory kann wohl ein Comeback bringen. Schwierig für Blomkvist, der sich doch vor technischen Erneuerungen sträubt, welche nun genau für den Aufschwung sorgen sollen. Währenddessen lebt Lisbeth wieder für sich zurückgezogen und zieht als „Wasp“ wieder ein paar Fäden in der Hackergemeinde. Nachdem sie wieder mal Mikaels PC ausspioniert, erhält sie so seine Anfrage um Mithilfe.
Nun zu den Punkten, die mir nicht so gut gefallen haben: Es werden viele Personen eingeführt, ja beinahe sogar zu viele. Bei einigen von ihnen habe ich mich letztens Endes gefragt, wozu sie dienten, da sie irgendwie keinen weiteren Zweck erfüllten. Die Mitte des Buches habe ich regelrecht als Cut empfunden. Vor allem Lisbeths Motive ändern sich allmählich von rein persönlichen Rachegelüsten zu recht politischen. Das passt nicht zu der Lisbeth, die mir aus der Trilogie bekannt ist. Generell wirken die beiden etwas glatter und das Geschehen weniger düster als sonst. Das zentrale Thema zur künstlichen Intelligenz und Industriespionage, verbunden mit Verschwörungen innerhalb der NSA, war mir dann doch etwas zu abgehoben. Das Ende ist mir leider viel zu sachlich. Haben Blomkvist und Salander eine Menge aufgedeckt, bleiben doch viele Fragen erst offen. Diese werden dann einfach so „abgearbeitet“ und von anderen Figuren erzählerisch beantwortet. Hier fehlte mir der investigative Part der beiden, der sonst so eine zentrale Rolle spielt.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass man im ersten Part wirklich einen Stieg Larsson in den Händen hält und seine lieb gewonnen Protagonisten Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander noch einmal erleben darf. Die zweite Hälfte ist dann vor allem weniger gesellschaftskritisch und von menschlichen Abgründen durchdrungen als sonst der Fall. Das Ende war für mich recht unbefriedigend, daher vergebe ich 3 Sterne.
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"Verschwörung" bewegt sich auf Groschenheft-Niveau und dient augenscheinlich nur der Gewinnoptimierung. So viel Nonsens wäre bei Larsson undenkbar "... die unscharfe Vergrößerung der Überwachungskamera zeigte den schmalen Schlitz zwischen Ärmel und …
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"Verschwörung" bewegt sich auf Groschenheft-Niveau und dient augenscheinlich nur der Gewinnoptimierung. So viel Nonsens wäre bei Larsson undenkbar "... die unscharfe Vergrößerung der Überwachungskamera zeigte den schmalen Schlitz zwischen Ärmel und Handschuh ... eine Armbanduhr Phillip Patek 1951 für 2 Mio € und ein schlecht gestochenes Tattoo ..." ... "die schöne Polizistin ... der kleine eitele Leiter der Psychiatrie ... " ... Lisbeth trifft sich im stillen ruhigen Schachclub mit einem Hacker ... nach der gewonnenen Schachparty kommt dann ein zweiseitiger Dialog (im stillen ruhigen Schachclub vor versammelter Mannschaft!!) ...
Schade, aber halt das übliche Verlegerspielchen ... kaufe billig ein, noch einmal Umsatz generieren und weiter.
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Die Irritation, die die Fortsetzung der erfolgreichen Millennium-Trilogie des verstorbenen schwedischen Autors und Journalisten Stieg Larsson allenthalben hervorruft, kann ich nicht nachvollziehen. Speziell aus dem Umfeld Larssons heißt es, die ursprüngliche Reihe sei lediglich auf drei …
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Die Irritation, die die Fortsetzung der erfolgreichen Millennium-Trilogie des verstorbenen schwedischen Autors und Journalisten Stieg Larsson allenthalben hervorruft, kann ich nicht nachvollziehen. Speziell aus dem Umfeld Larssons heißt es, die ursprüngliche Reihe sei lediglich auf drei Teile hin ausgelegt gewesen. Die Veröffentlichung eines vierten Bandes sei Geschäftemacherei und Grabschändung. Nun ja, auch der eine oder andere Freund des Autors hat seine Erinnerungen niedergeschrieben und in bare Münze verwandelt.
Die Rechte an der Trilogie liegen mittlerweile bei Larssons Vater und Bruder, und diese haben gemeinsam mit seinem seinen Verlag beschlossen, die monetäre Gunst des Publikums zu nutzen und eine Fortsetzung auf den Markt zu bringen. Daran ist meiner Meinung nach nichts Verwerfliches zu finden, denn aus reinem Selbstverwirklichungsdrang schreiben die wenigsten Autoren. Unterhaltung ist ein Geschäft, und der Erfolg eines Romans setzt sich aus einem gut durchdachten Konzept und einem cleveren Marketing zusammen. Aber schlussendlich entscheiden die Leser, ob ein Titel erfolgreich ist, was aber nichts über die Qualität aussagt.
Larssons Landsmann David Lagercrantz führt mit „Verschwörung“ die Reihe um die geniale Hackerin Lisbeth Salander und den investigativen Journalisten Mikael Blomkvist fort. Allerdings wird die Geduld des Lesers stark strapaziert, denn es vergeht sehr viel Zeit, bis die beiden Protagonisten ins Geschehen eingreifen. Lisbeth, tough und wütend wie eh und je, Mikael, eher behäbig und analysierend. Es geht um den Tod eines schwedischen Wissenschaftlers, einer Koryphäe im Bereich der Künstlichen Intelligenz, Vater eines autistischen Jungen, der seine Forschungen nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren will und kann. Aber natürlich gibt es kriminelle Elemente, allen voran eine russische Verbrecherorganisation, die gesteigertes Interessen an den Forschungsergebnissen haben. Aber auch ein Internetkonzern und die NSA haben Dreck am Stecken. Bekannte Muster. Eine neue Dimension kommt durch Lisbeths Zwillingsschwester hinzu, und natürlich mündet alles in das finale Duell Gut gegen Böse.
Keine Frage, vor uns liegt ein spannender Thriller mit vielen alten Bekannten aus der Millennium-Trilogie. Lagercrantz hat aktuelle Themen ausgesucht, ob das nun die allgegenwärtige Überwachung oder die Forschungen im Bereich KI sind. Und mit der Figur des autistischen Jungen rührt an die Emotionen der Leser. Sein Stil ist gefällig, aber und mir einen Tick zu glatt.
Man sollte „Verschwörung“ allerdings nicht unbedingt als Teil der Trilogie sehen, denn in dieser geht es um Lisbeth. Um ihre Vergangenheit, um die Ereignisse, die sie zu der Persönlichkeit gemacht haben, die sie ist. Und dafür hätte es keines vierten teils bedurft, denn diese Geschichte ist mit dem dritten Band der Reihe abgeschlossen.
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Stockholm im November. Die Presse-Krise hatte auch das zeitkritische Magazin MILLENNIUM nicht verschont, das nun anteilsmäßig zu einem norwegischen Verlagsimperium gehört. Gleichzeitig wurde in den sozialen Medien Mikael Blomkvist gezielt als "Relikt aus alten Zeiten" …
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Stockholm im November. Die Presse-Krise hatte auch das zeitkritische Magazin MILLENNIUM nicht verschont, das nun anteilsmäßig zu einem norwegischen Verlagsimperium gehört. Gleichzeitig wurde in den sozialen Medien Mikael Blomkvist gezielt als "Relikt aus alten Zeiten" verspottet. Eine Neuausrichtung des Blattes scheint unvermeidlich, wenn es nicht endlich eine große Story gibt. Der schwedische Wissenschaftler Frans Balder war nach nur 11 Monaten Tätigkeit bei dem US-Internet-Unternehmen Solifon nach Schweden zurückgekehrt, um den bei seiner geschiedenen Frau lebenden autistischen Sohn August (8 Jahre) zu sich zu nehmen. Gleichzeitig war es auch eine Flucht vor der Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz, die er nicht mehr verantworten wollte. Balder, der einst Kontakt mit der Hackerin Lisbeth Salander hatte, will über ein Gespräch mit Blomkvist die Wahrheit in die Öffentlichkeit bringen, da er sich zunehmend bedroht fühlt. Doch zu den Enthüllungen soll es nicht mehr kommen ...
Der engagierte Journalist Stieg Larson (1954-2004), der sich selbst als Kommunist bezeichnete, hat den überragenden Erfolg seiner neben der Tätigkeit für das antifaschistische Magazin EXPO entstandenen und ursprünglich auf 10 Bände angelegten "Millennium-Trilogie" nicht mehr erlebt. Die ab 2005 postum veröffentlichten Kriminalromane (deutsche Titel: VERBLENDUNG, VERDAMMNIS, VERGEBUNG) wurden weltweit bisher in 63 Millionen Exemplaren verkauft. Daran hatten die erfolgreichen Verfilmungen einen erheblichen Anteil. Für den vierten Band hinterließ Larsson ein 200-seitiges Manuskript, das wegen seit Jahren schwelender Erbschaftsstreitigkeiten zwischen Larssons Erben (Vater und Bruder) und dessen Lebensgefährtin Eva Gabrielsson nicht zur Verfügung stand. Im Auftrag der Erben schrieb David Lagercrantz (*1962) die lange erwartete und ebenso hart umstrittene Fortsetzung nun unter freier Verwendung der bekannten Akteure und im Exposé überlieferter Inhalte. DET SOM INTE DÖDAR OSS (Was uns nicht umbringt) wurde am 27. August 2015 in 26 Ländern veröffentlicht. Die deutsche Übersetzung von Ursel Allenstein erschien im HEYNE Verlag unter dem Titel VERSCHWÖRUNG.
David Lagercrantz hat die Handlung geschickt in die schwedische Gegenwart geholt, die von Zeitungskrise, übermächtigen Internetfirmen und NSA-Enthüllungen geprägt ist. Dabei entwickelt er die Hauptfiguren Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander glaubwürdig weiter. Blomkvists Affäre mit Chefredakteurin Erika Berger wird fortgeschrieben und zahlreiche bekannte Personen aus Redaktion und Polizei sind wieder dabei. Eine besondere Rolle hat die bisher nur am Rande erwähnte Zwillingsschwester von Lisbeth. Die Geschichte handelt - nach einem Vorspiel Anfang November - in der kurzen Zeit vom 20. bis 25. November und endet mit einer Art Epilog am 3. Dezember. Immer wieder gibt es auch Rückblicke in die Vergangenheit. Es mag an der durch die persönliche Sozialisation andere Sicht liegen, dass die schwedische Gesellschaft bei Langercrantz nicht so hoffnungslos düster wie bei dem engagierten Linken Larsson erscheint. Der Autor versucht nicht, den teils hektischen Reportagen-Stil des Workaholics Larsson zu kopieren und setzt zahlreiche eigene Akzente.
VERSCHWÖRUNG ist ein Roman von David Lagercrantz und bietet eine bis zur letzten Seite spannende Fortschreibung der Geschichte von Larssons Figuren - nicht mehr und nicht weniger. Auf eine weitere Fortsetzung ist zu hoffen, denn entsprechende Ansätze sind vorhanden.
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Frans Balder ist einer der weltweit bekanntesten und führendsten Experten, was künstliche Intelligenz angeht. So ist es auch kein Wunder, dass ihm nach dem Leben getrachtet und er überfallen und getötet wird. Beim Überfall anwesend ist sein authistischer Sohn August. Dieser …
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Frans Balder ist einer der weltweit bekanntesten und führendsten Experten, was künstliche Intelligenz angeht. So ist es auch kein Wunder, dass ihm nach dem Leben getrachtet und er überfallen und getötet wird. Beim Überfall anwesend ist sein authistischer Sohn August. Dieser kommt zur Sicherheit in eine Klinik, bis sich herausstellt, dass er evtl. den Täter gesehen haben könnte. Damit er in Ruhe verhört werden kann, lassen sich die Cops etwas einfallen, das prompt von den Bösen untergraben wird. Lisbeth Salander, größte Hackerin unter Gottes Sonne und genauso verstört wie August, gelingt es diesen Jungen zu retten und ihn an einen sicheren Ort zu bringen. In Kontakt mit Mikael Blomquist, einem absteigendem Stern am Journalistenhimmel, gelingt es Lisbeth, den Tätern auf die Spur zu kommen. Bis sie selber gehackt wird und ins Blickfeld der Bösen gerät.
Wer die Millenium-Trilogie nicht kennt, ist hier nicht unbedingt benachteiligt, die Hintergründe werden zum Teil noch gut erklärt.
Wer die Trilogie bereits gelesen hat, wird sicherlich enttäuscht sein. Man kann die Bücher von Stieg Larsson nicht mit den neue Werk hier vergleichen. Die ursprüngliche Geschichte war abgeschlossen und David Lagercrantz baut in seine Story einige Hintertürchen ein, die es ihm ermöglichen, einen weiteren Teil zu schreiben.
Die Geschichte an sich ist dennoch sehr spannend geschrieben und mit schönen Intrigen. Alles in allem hat mir das Buch recht gut gefallen und ich werde mit Sicherheit auch das Nachfolgebuch lesen, weil ich die Charaktere Lisbeth und Mikael einfach sehr mag.
FAZIT: gut gemachter Krimi
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