Verschwörungstheorien haben Hochkonjunktur: 9/11? Die CIA. Die Weltherrschaft? Wahlweise in den Händen der Reptiloiden oder des Geheimclubs der Bilderberger. Die Flüchtlinge? Eine »Migrationswaffe«, um das christliche Abendland zu zerstören. Es gibt unzählige Verschwörungstheorien, und noch weit mehr Anhänger, die Stein und Bein glauben, was anderen im besten Fall ein Kopfschütteln entlockt. Kritik oder Belustigung alleine wird dem Phänomen jedoch nicht gerecht. In vielen persönlichen Gesprächen erkunden Ingo Leipner und Joachim Stall, was Verschwörungstheoretiker wirklich antreibt und wie sie zu ihren für andere »ver-rückten« Weltbildern gelangt sind. Zumal nicht nur die Betroffenen oft in einem Sumpf aus Halbwahrheiten versinken, sondern wir alle weit weniger davor gefeit sind, Fake News, kruden Theorien oder Filterblasen aufzusitzen, als wir wahrhaben wollen.
Stall und Leipner haben ihre Gesprächspartner ernst genommen und sie sind dabei ähnlich vorgegangen wie Ethnologen in einer fremden Kultur: Ernst nehmen und zuhören. Brigitte Gisel, Redakteurin Reutlinger General Anzeiger (GEA) Dem schlüpfrigen Pfad in Richtung Beliebigkeit setzen Leipner und Stall die Aussicht entgegen, sich in einer ergänzenden Pluralität von Perspektiven der Wahrheit doch zumindest annähern zu können. Die "Filterblasen" sind also keine Endstation, es kommt auf die Pflege der Urteilskraft an - und das ist tröstlich in unseren Zeiten. Heisterkamp, Info3