Alle Menschen haben Wunden. Wahrscheinlich: je älter man wird, desto mehr Wunden hat man geschlagen (bewusst oder unbewusst) oder geschlagen bekommen.
Samuel Moser ruft mit diesem Buch auf zu VERGEBEN und definiert es mit (S. 16):
- loslassen
- abtragen, nicht nachtragen
- sich nicht selbst
Recht verschaffen wollen
- auf Gottes Gerechtigkeit vertrauen
Es ist aus meiner Sicht ein…mehrAlle Menschen haben Wunden. Wahrscheinlich: je älter man wird, desto mehr Wunden hat man geschlagen (bewusst oder unbewusst) oder geschlagen bekommen.
Samuel Moser ruft mit diesem Buch auf zu VERGEBEN und definiert es mit (S. 16):
- loslassen
- abtragen, nicht nachtragen
- sich nicht selbst Recht verschaffen wollen
- auf Gottes Gerechtigkeit vertrauen
Es ist aus meiner Sicht ein großartiges Buch mit unglaublich vielen Zitaten und Beispielen, die handverlesen sind. Es ist ein Genuss Kapitel für Kapitel zu lesen, weil auch der Schreibstil aus kurzen und einfachen Satzstrukturen besteht und nichts verschnörkelt ausgedrückt werden.
Eine wichtige Unterscheidung scheint mir vom Autor nicht ganz zu Ende gedacht worden zu sein. Es ist der Unterschied zwischen „Vergebung“ und „Versöhnung“. Er weist darauf hin, dass das „biblische Verständnis von Versöhnung“ (S. 10) vielschichtig ist, aber denkt diese „Mehrschichtigkeit“ irgendwie nicht ganz zu Ende. Er bringt auch zwei sehr gute biblische Beispiele, nämlich die Versöhnung zwischen Jakob und Esau und die Versöhnung zwischen Josef und seinen Brüdern (S. 41-43), aber geht nicht auf alle in der Bibel genannten Einzelheiten dieser zwei Versöhnungsprozesse ein. Jakob schickt als „Schuldiger und Krisenverursacher“ nämlich Geschenke als Zeichen der Versöhnungsbereitschaft. Josef testet mit der Gefangennahme Simeons, ob seine Brüder sich verändert haben oder positiv verändern möchten und diesmal einen Bruder nicht einfach wie ein Stück „Vieh“ vergessen. Erst nachdem die „Krisenverursacher“ positive Veränderungen signalisiert haben, kommt es zur Versöhnung. Vergeben (im Sinne der Definition auf S. 16) hatte Josef schon vorher, denn nur so konnte er der Lebensfalle der Bitterkeit (S. 20) entgehen. „Unversöhnlichkeit ist eine Waffe in unserer Hand, die rückwärts und vorwärts schießt.“ (S. 20-21) Dies ist vom Autor hervorragend herausgearbeitet, aber es fehlt eben die Unterscheidung zwischen Vergebung und Versöhnung.
Diese fehlende Unterscheidung zwischen „Vergebung“ und „Versöhnung“ lässt auch Albert Schweitzer (S. 13-15) vermissen. Es scheint, als ob seine lehrreiche Geschichte als Grunddefinition für Vergebung UND Versöhnung in diesem Buch dient. So schön sie auch ist, ich würde sie in dieser Form so in der Seelsorge (gerade bei Härtefällen wie Vergewaltigung, etc.) nicht verwenden wollen, sondern zwischen Vergebung als dem Prozess des Loslassens (auch ohne Beteiligung des „Schuldigen“ / „Krisenverursachers“) auffassen und Versöhnung als dem Prozess der Wiederherstellung einer angeschlagenen oder gar zerbrochenen Beziehung durch Verantwortungsübernahme der Krisenverursacher. Schließlich können wir uns mit Gott ja auch erst dann versöhnen, wenn wir als „Schuldige“ aktiv um Vergebung bitten. Gott und seine Prozesse mit uns, haben wie immer bindenden Vorbildscharakter!
Wie schon erwähnt, tut diese fehlende Unterscheidung, die man bei anderen christlichen Autoren nachlesen kann, dem Buch nicht zu sehr einen Abbruch. Es ist so voller sehr lesenswerter Zitate und Geschichten, die man gerne liest und dann auch weitergibt.
Dass der Autor am Ende des Buches auch noch die gemeinsame „Versöhnungserklärung“ der „evangelischen Brüder“, die sich 1967 schmerzlich trennten, mitaufgenommen hat, ist sehr lesenswert und erfreulich. I