Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 36,00 €
  • Gebundenes Buch

"Versprengte Gemeinschaft" zeichnet die untergründige Geschichte des wirkungsmächtigsten Deutungsmusters nach, mit dem die deutsche Gesellschaft zwischen 1914 und 1933 Bilder von sich selbst entwirft. Die Rede ist von den "Ideen von 1914", die dem Krieg den Sinn geben, die deutsche Gesellschaft in eine Gemeinschaft zurückzuverwandeln. In einem Zug will sich die moderne, zerrissene und sich selbst unübersichtlich gewordene Gesellschaft mittels Krieg therapieren und ihr nationalkulturelles Profil schärfen. Nach einer Analyse der narrativen Struktur und des Radikalisierungspotentials, das in den…mehr

Produktbeschreibung
"Versprengte Gemeinschaft" zeichnet die untergründige Geschichte des wirkungsmächtigsten Deutungsmusters nach, mit dem die deutsche Gesellschaft zwischen 1914 und 1933 Bilder von sich selbst entwirft. Die Rede ist von den "Ideen von 1914", die dem Krieg den Sinn geben, die deutsche Gesellschaft in eine Gemeinschaft zurückzuverwandeln. In einem Zug will sich die moderne, zerrissene und sich selbst unübersichtlich gewordene Gesellschaft mittels Krieg therapieren und ihr nationalkulturelles Profil schärfen. Nach einer Analyse der narrativen Struktur und des Radikalisierungspotentials, das in den "Ideen von 1914" von Beginn angelegt ist, rückt das Nachleben der Kernidee in den Fokus der Arbeit. Es wird untersucht, wie die Erfahrung des Krieges vor diesem Erwartungshorizont verarbeitet wird. Vor allem der Kriegsroman der Weimarer Republik, der auch in seiner Popularität das Gegenstück zu den "Ideen von 1914" darstellt, erweist sich als noch immer von ihnen geprägt. Das erklärt, wieso in ihm nicht so sehr Kampf und Kriegführung als vielmehr die Gemeinschaftserfahrung und insbesondere ihr Ausbleiben thematisiert werden. Die Kriegsromane erweisen sich als Sozialromane, die am Gemeinschaftsideal festhalten, von seiner Realisierung aber gerade nicht berichten können. Diese Spannung zwischen Ideal und Wirklichkeit bezeichnet den Konflikt, der den Ersten Weltkrieg im Genre des Romans literaturfähig macht. "Versprengte Gemeinschaft" verfolgt also zwei Fragestellungen: Einerseits wird untersucht, wie die "Ideen von 1914" sukzessive radikalisiert werden, nachdem ihre ursprüngliche Fassung an der Kriegsrealität gescheitert ist. Andererseits wird untersucht, wie der Kriegsroman die Kriegswirklichkeit schildert und sich dabei zugleich am zählebigen Gemeinschaftsideal abarbeitet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für Helmuth Kiesel ist das Buch ein Meilenstein in der Untersuchung der ideologischen Gemengelage der Weimarer Republik und der Rolle der Kriegsliteratur. Laut Kiesel erbringt Matthias Schönings Habilitationsschrift erneut den Beweis, dass die nationalistische Kriegsliteratur zwar ideologisch verfehlt war, aber dennoch einen lohnenden Forschungsgegenstand darstellt. Ihre "epochale Bedeutung" erweist der Autor ausgehend von den "Ideen von 1914". Die Kluft zwischen der politisch-proklamatorischen und der historisch-deskriptiven Ebene in den Romanen, für die der Autor Kiesel die Augen öffnet, erstaunt den Rezensenten. Kiesel erklärt sie sich mit der "Erfahrungsresistenz" der Autoren, die allerdings vermeidbar war, wie Schöning ihm am Beispiel Thomas Manns zu zeigen vermag. Dass und wie sich die "Konservative Revolution" aus Kräften der Reaktion und der Progression gleichermaßen speiste, weiß Kiesel nach dieser Lektüre besser.

© Perlentaucher Medien GmbH