DER MÄCHTIGSTE MANN DER WELT - VON SEINER PERSÖNLICHSTEN SEITE
Joe Bidens autobiografisches Buch «Versprich es mir» war in den USA wochenlang auf Platz 1 der Bestsellerliste und erscheint nun erstmals auf Deutsch. In seiner Zeit als Vizepräsident unter Barack Obama musste Joe Biden machtlos zusehen, wie sein ältester Sohn Beau, Hoffnungsträger der Demokratischen Partei, an einem unheilbaren Gehirntumor erkrankte und seinen Kampf gegen den Krebs schließlich verlor. Wie wird ein Vater, wie wird eine Familie mit einer solchen Tragödie fertig? Bidens ergreifendes Memoir bietet einen einmaligen Einblick in das Innenleben des designierten nächsten Präsidenten der USA.
Im November 2014 versammelten sich die Bidens in Nantucket, um gemeinsam Thanksgiving zu feiern - eine Familientradition seit vierzig Jahren. Aber diesmal fühlte sich alles anders an. Bei Beau, dem ältesten Sohn von Joe Biden, war zuvor ein Hirntumor diagnostiziert worden, und sein Überleben war ungewiss. «Versprich es mir», sagte der kranke Sohn seinem Vater. «Versprich mir, dass du klarkommst, ganz egal, was passiert.» Joe Biden gab ihm sein Wort. Das darauffolgende Jahr stellte ihn auf eine schwere Probe. Der damalige Vizepräsident reiste mehr als hunderttausend Meilen quer durch die Welt und befasste sich mit schwierigen Krisen in der Ukraine, Mittelamerika und dem Irak. Während sein Sohn zu Hause um sein Leben kämpfte, stellte sich Joe Biden der Verantwortung für sein Land und versuchte dennoch für die Familie da zu sein. Bidens Memoir ist das Buch eines Politikers, aber mehr noch eines Vaters, Großvaters, Freundes und Ehemanns. Es ist die Geschichte vom Leid einer Familie, aber auch von Hoffnung und Zuversicht.
Joe Bidens autobiografisches Buch «Versprich es mir» war in den USA wochenlang auf Platz 1 der Bestsellerliste und erscheint nun erstmals auf Deutsch. In seiner Zeit als Vizepräsident unter Barack Obama musste Joe Biden machtlos zusehen, wie sein ältester Sohn Beau, Hoffnungsträger der Demokratischen Partei, an einem unheilbaren Gehirntumor erkrankte und seinen Kampf gegen den Krebs schließlich verlor. Wie wird ein Vater, wie wird eine Familie mit einer solchen Tragödie fertig? Bidens ergreifendes Memoir bietet einen einmaligen Einblick in das Innenleben des designierten nächsten Präsidenten der USA.
Im November 2014 versammelten sich die Bidens in Nantucket, um gemeinsam Thanksgiving zu feiern - eine Familientradition seit vierzig Jahren. Aber diesmal fühlte sich alles anders an. Bei Beau, dem ältesten Sohn von Joe Biden, war zuvor ein Hirntumor diagnostiziert worden, und sein Überleben war ungewiss. «Versprich es mir», sagte der kranke Sohn seinem Vater. «Versprich mir, dass du klarkommst, ganz egal, was passiert.» Joe Biden gab ihm sein Wort. Das darauffolgende Jahr stellte ihn auf eine schwere Probe. Der damalige Vizepräsident reiste mehr als hunderttausend Meilen quer durch die Welt und befasste sich mit schwierigen Krisen in der Ukraine, Mittelamerika und dem Irak. Während sein Sohn zu Hause um sein Leben kämpfte, stellte sich Joe Biden der Verantwortung für sein Land und versuchte dennoch für die Familie da zu sein. Bidens Memoir ist das Buch eines Politikers, aber mehr noch eines Vaters, Großvaters, Freundes und Ehemanns. Es ist die Geschichte vom Leid einer Familie, aber auch von Hoffnung und Zuversicht.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
In einer Doppelrezension bespricht Matthias Kolb zwei Titel, die helfen können, den neuen Präsidenten der USA zu verstehen. Joe Biden Buch über das Sterben seines Sohnes von 2015 wurde ein Bestseller in den Vereinigten Staaten. Es konzentriert sich auf diese Jahre und ist eine gelungene Mischung aus dem politischen Geschehen während Bidens Zeit als "Obamas Vize" und dem Hoffen und Bangen um den krebskranken Sohn, findet der Kritiker. Biden und sein ungenannter Ghostwriter schaffen es, so Kolb, in einer großartigen Mischung von Politshow und Privatleben die größte Stärke Joe Bidens herauszuarbeiten, seine persönliche "Nahbarkeit". Der Name von Donald Trump, den Biden "verachtet" und der sich in diesen Jahren schon am Horizont zeigte, wird kein einziges Mal erwähnt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.11.2020Der Nahbare mit
der Wetterfahne
Ein Buch von Joe Biden und eines von Evan Osnos
über diesen lassen ahnen, wie der neue Präsident tickt
VON MATTHIAS KOLB
Etwa eine Woche nach der US-Wahl, als Joe Biden schon als Sieger feststand, kursierte im Internet ein Brief aus dem November 2014. Er war überschrieben mit „To my wonderful staff“; Biden erinnerte seine Mitarbeiter daran, dass er es weder erwarte noch wünsche, dass sie wegen der Arbeit „wichtige familiäre Verpflichtungen verpassen oder opfern“. Der damalige Vizepräsident schrieb auch: „Wenn ich herausfinden sollte, dass ihr mit mir arbeitet und deswegen wichtige Familienzeit verpasst, würde mich das enorm enttäuschen.“
Das Memo ist nicht nur bemerkenswert, weil Donald Trump so etwas nie schreiben würde. Es bündelt die Essenz von Joseph Robinette Biden II. Wieso ihm nichts wichtiger ist als die Familie, hat er in „Versprich es mir“ beschrieben. Das Buch wurde 2017 in den USA zum Bestseller, weil das Land miterlebt hatte, wie Biden seinen ältesten Sohn Beau verlor, der den Kampf gegen einen Gehirntumor nicht gewinnen konnte.
Damals, Ende Mai 2015, überlegte Biden noch, ob er antreten sollte, um Barack Obama nachzufolgen. Wie er um Beau bangt, während dessen Behandlung auf Genesung oder zumindest gute Nachrichten wartet, sowie die spätere Trauer bilden den Kern des Buches. Aber weil Biden und dessen Ghostwriter die Geschichte des Schmerzes klug mit Schilderungen seiner Arbeit als Obamas Vize inklusive der Irak- oder Ukraine-Reisen verbinden, hilft die Lektüre, den 46. US-Präsidenten besser zu verstehen. Ein Revolutionär ist er nicht, sondern ein Inkrementalist, der Dinge Schritt für Schritt verbessern will.
Das Buch beginnt an Thanksgiving 2014. Beau ist damals Justizminister des Bundesstaats Delaware, viele sehen in ihm einen künftigen US-Präsidenten. Er ist geschwächt vom Krebs und äußert einen Wunsch: Dad soll 2016 kandidieren. Dass Biden lange überlegt, liegt auch daran, dass er Schicksalsschläge kennt. Im Dezember 1972, als er mit 29 zum US-Senator in Delaware gewählt worden war, packte seine Frau Neilia die einjährige Tochter und die beiden Söhne ins Auto. Beim Abbiegen rammte ein Laster ihren Chevrolet: Neilia und Tochter Naomi waren sofort tot. Biden dachte daran, aus der Politik auszusteigen, doch viele Senatoren aus beiden Parteien ermutigen ihn, sich mit Arbeit abzulenken.
Der Senat wird zu einer zweiten Familie. Auch deshalb glaubt Biden bis heute, mit Republikanern zusammenarbeiten zu können. Während sein Sohn ums Überleben kämpft, ackert er 14 Stunden täglich. Der Wechsel von politischen Analysen zu intimen Momenten ist stimmig, denn genau so durchlebte Biden die schwere Zeit. Am 29. März 2015 schreibt er in sein Tagebuch: „Gerade gelandet. 6:07. Ich fühle mich so verdammt einsam.“ Nach einem Besuch von Elton John im Weißen Haus erinnert er sich, dass er mit seinen Söhnen früher laut dessen Lied „Crocodile Rock“ gegrölt hat. Am Krankenbett singt Biden die wenigen Zeilen, die ihm noch einfallen: „Beau öffnete die Augen nicht, aber durch meine Tränen konnte ich sehen, dass er lächelte.“
Nahbarkeit ist bis heute die Stärke des Politikers Joe Biden. Er zieht Energie aus Begegnungen mit Menschen und gibt Fremden seine Handynummer, wenn sie vom Verlust eines geliebten Menschen erzählen. Gerade jetzt, in der Corona-Zeit, findet er die richtigen Worte für die Trauernden. Manche Schwäche verbirgt er nicht: Als ihn Obama bat, sein Vize zu werden, lehnte Biden zunächst ab. Seiner zweiten Frau Jill sagte er zur Begründung, dass er selber nie einen Chef gehabt habe. Ihr Konter: „Hör mal, Joe. Werd endlich erwachsen.“
Dass er Obama bewundert, hat Biden stets offen gezeigt. Aber er war tief enttäuscht, dass sein Freund ihn nie ermuntert hat, 2016 anzutreten. Obama redete ihm dies sogar aus: Eine dritte gescheiterte Präsidentschaftskandidatur würde seine Lebensleistung beschädigen. Biden verzichtete schließlich, weil der Schmerz über Beaus Tod zu groß war. Er ist aber eitel genug, die Umfragen seiner Berater zu zitieren: „Ich war dort am stärksten, wo die herausragende Kandidatin Hillary Clinton am schwächsten war: in den wichtigen Swing States Pennsylvania, Ohio und Florida.“ Dass genau dort 2016 derjenige gewann, dessen Namen im Buch nie genannt wird, wissen wohl alle Leserinnen und Leser.
Biden verachtet Donald Trump zutiefst, und wieso er ihn 2020 besiegen konnte, schildert Evan Osnos in seinem Porträt, das „Versprich es mir“ gut ergänzt. Der Reporter des New Yorker beschreibt die ganze Karriere Bidens, der nicht in der Bürgerrechtsbewegung aktiv war, aber später ein enges Verhältnis zur afroamerikanischen Community aufbaute. Dies rettete ihm 2020 die Kandidatur. Nachdem er in der Schule als Stotterer gehänselt wurde, übte er, die Unabhängigkeitserklärung zu zitieren, und wurde zu einem guten Redner. Die Überzeugung, durch Willenskraft fast alle Hindernisse überwinden zu können, hat er heute noch. Selbst in Washington, dem „Mekka der Schaumschläger“, fiel Biden als Selbstdarsteller auf, ehe er als Chef der Ausschüsse für Außenpolitik und Justiz zu einer Schlüsselfigur wurde. Osnos füllt einige Lücken: Er erwähnt die Drogensucht von Bidens Sohn Hunter sowie dessen anrüchige Entscheidung, sich von einem ukrainischen Gasproduzenten anheuern zu lassen, den nur sein Nachname interessierte. Sich selbst stellte Biden als arm dar (was er im Vergleich zu den Clintons auch ist), aber Osnos ergänzt seine Standardaussage „Ich trage zwar mäßig teure Anzüge, besitze aber keine einzige Aktie oder Anleihe“ mit dem Hinweis, dass die Wertpapiere auf den Namen seiner Frau laufen. Und es fehlen auch nicht die Vorwürfe, die einige Frauen im Wahlkampf 2020 erhoben: Biden hat es früher an Empathie gefehlt, um zu wissen, wie nah man Frauen kommen darf.
Was er wird umsetzen können, ist offen. Im Sommer sagte er Osnos, der „progressivste Präsident seit FDR“ werden zu wollen: Franklin D. Roosevelt baute mit seinem New Deal in den Dreißigern das Land um. Biden war stets wandelbar. Wenn er als „Wetterfahne“ beschrieben wird, ist dies nicht negativ: Er orientiert sich dorthin, wohin sich die Stimmung des Landes bewegt. Er hat sowohl Bernie Sanders als auch die Linke Alexandria Ocasio-Cortez eingebunden, sodass die Furcht vor großen Grabenkämpfen unter den Demokraten übertrieben sein könnte. Er weiß, dass er Bernie und AOC zuhören muss, und ist, so der Konsens in Washington, nach Beaus Tod nicht mehr so arrogant wie früher.
Manche Mitarbeiter klagen, dass Biden mitunter „Fremden, die ein Selfie an seiner Seite schießen möchten, größere Dankbarkeit“ zeige, als jenen, die jahrelang dafür schufteten, ihn im Amt zu halten. Solche Details sind eine gute Ergänzung zum zitierten Memo. Vieles spricht aber dafür, dass Biden jene Männer und Frauen für seine Regierung gewinnen kann, die er für eine neue Politik der Fairness braucht.
Joe Biden:
Versprich es mir. Über Hoffnung am Rande des Abgrunds. Aus dem Englischen von Henning
Dedekind und Friedrich Pflüger. Verlag C.H. Beck, München, 2020.
250 Seiten, 22 Euro.
Evan Osnos:
Joe Biden – Ein Porträt.
Aus dem Englischen von Ulrike Bischoff und
Stephan Gebauer. Suhrkamp-Verlag, Berlin 2020.
263 Seiten, 18,95 Euro.
Gratulationen aus aller Welt an den neuen Präsidenten, etwa aus einer Bar in Rahovec in Kosovo.
Foto: ARMEND NIMANI /3AFP
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
der Wetterfahne
Ein Buch von Joe Biden und eines von Evan Osnos
über diesen lassen ahnen, wie der neue Präsident tickt
VON MATTHIAS KOLB
Etwa eine Woche nach der US-Wahl, als Joe Biden schon als Sieger feststand, kursierte im Internet ein Brief aus dem November 2014. Er war überschrieben mit „To my wonderful staff“; Biden erinnerte seine Mitarbeiter daran, dass er es weder erwarte noch wünsche, dass sie wegen der Arbeit „wichtige familiäre Verpflichtungen verpassen oder opfern“. Der damalige Vizepräsident schrieb auch: „Wenn ich herausfinden sollte, dass ihr mit mir arbeitet und deswegen wichtige Familienzeit verpasst, würde mich das enorm enttäuschen.“
Das Memo ist nicht nur bemerkenswert, weil Donald Trump so etwas nie schreiben würde. Es bündelt die Essenz von Joseph Robinette Biden II. Wieso ihm nichts wichtiger ist als die Familie, hat er in „Versprich es mir“ beschrieben. Das Buch wurde 2017 in den USA zum Bestseller, weil das Land miterlebt hatte, wie Biden seinen ältesten Sohn Beau verlor, der den Kampf gegen einen Gehirntumor nicht gewinnen konnte.
Damals, Ende Mai 2015, überlegte Biden noch, ob er antreten sollte, um Barack Obama nachzufolgen. Wie er um Beau bangt, während dessen Behandlung auf Genesung oder zumindest gute Nachrichten wartet, sowie die spätere Trauer bilden den Kern des Buches. Aber weil Biden und dessen Ghostwriter die Geschichte des Schmerzes klug mit Schilderungen seiner Arbeit als Obamas Vize inklusive der Irak- oder Ukraine-Reisen verbinden, hilft die Lektüre, den 46. US-Präsidenten besser zu verstehen. Ein Revolutionär ist er nicht, sondern ein Inkrementalist, der Dinge Schritt für Schritt verbessern will.
Das Buch beginnt an Thanksgiving 2014. Beau ist damals Justizminister des Bundesstaats Delaware, viele sehen in ihm einen künftigen US-Präsidenten. Er ist geschwächt vom Krebs und äußert einen Wunsch: Dad soll 2016 kandidieren. Dass Biden lange überlegt, liegt auch daran, dass er Schicksalsschläge kennt. Im Dezember 1972, als er mit 29 zum US-Senator in Delaware gewählt worden war, packte seine Frau Neilia die einjährige Tochter und die beiden Söhne ins Auto. Beim Abbiegen rammte ein Laster ihren Chevrolet: Neilia und Tochter Naomi waren sofort tot. Biden dachte daran, aus der Politik auszusteigen, doch viele Senatoren aus beiden Parteien ermutigen ihn, sich mit Arbeit abzulenken.
Der Senat wird zu einer zweiten Familie. Auch deshalb glaubt Biden bis heute, mit Republikanern zusammenarbeiten zu können. Während sein Sohn ums Überleben kämpft, ackert er 14 Stunden täglich. Der Wechsel von politischen Analysen zu intimen Momenten ist stimmig, denn genau so durchlebte Biden die schwere Zeit. Am 29. März 2015 schreibt er in sein Tagebuch: „Gerade gelandet. 6:07. Ich fühle mich so verdammt einsam.“ Nach einem Besuch von Elton John im Weißen Haus erinnert er sich, dass er mit seinen Söhnen früher laut dessen Lied „Crocodile Rock“ gegrölt hat. Am Krankenbett singt Biden die wenigen Zeilen, die ihm noch einfallen: „Beau öffnete die Augen nicht, aber durch meine Tränen konnte ich sehen, dass er lächelte.“
Nahbarkeit ist bis heute die Stärke des Politikers Joe Biden. Er zieht Energie aus Begegnungen mit Menschen und gibt Fremden seine Handynummer, wenn sie vom Verlust eines geliebten Menschen erzählen. Gerade jetzt, in der Corona-Zeit, findet er die richtigen Worte für die Trauernden. Manche Schwäche verbirgt er nicht: Als ihn Obama bat, sein Vize zu werden, lehnte Biden zunächst ab. Seiner zweiten Frau Jill sagte er zur Begründung, dass er selber nie einen Chef gehabt habe. Ihr Konter: „Hör mal, Joe. Werd endlich erwachsen.“
Dass er Obama bewundert, hat Biden stets offen gezeigt. Aber er war tief enttäuscht, dass sein Freund ihn nie ermuntert hat, 2016 anzutreten. Obama redete ihm dies sogar aus: Eine dritte gescheiterte Präsidentschaftskandidatur würde seine Lebensleistung beschädigen. Biden verzichtete schließlich, weil der Schmerz über Beaus Tod zu groß war. Er ist aber eitel genug, die Umfragen seiner Berater zu zitieren: „Ich war dort am stärksten, wo die herausragende Kandidatin Hillary Clinton am schwächsten war: in den wichtigen Swing States Pennsylvania, Ohio und Florida.“ Dass genau dort 2016 derjenige gewann, dessen Namen im Buch nie genannt wird, wissen wohl alle Leserinnen und Leser.
Biden verachtet Donald Trump zutiefst, und wieso er ihn 2020 besiegen konnte, schildert Evan Osnos in seinem Porträt, das „Versprich es mir“ gut ergänzt. Der Reporter des New Yorker beschreibt die ganze Karriere Bidens, der nicht in der Bürgerrechtsbewegung aktiv war, aber später ein enges Verhältnis zur afroamerikanischen Community aufbaute. Dies rettete ihm 2020 die Kandidatur. Nachdem er in der Schule als Stotterer gehänselt wurde, übte er, die Unabhängigkeitserklärung zu zitieren, und wurde zu einem guten Redner. Die Überzeugung, durch Willenskraft fast alle Hindernisse überwinden zu können, hat er heute noch. Selbst in Washington, dem „Mekka der Schaumschläger“, fiel Biden als Selbstdarsteller auf, ehe er als Chef der Ausschüsse für Außenpolitik und Justiz zu einer Schlüsselfigur wurde. Osnos füllt einige Lücken: Er erwähnt die Drogensucht von Bidens Sohn Hunter sowie dessen anrüchige Entscheidung, sich von einem ukrainischen Gasproduzenten anheuern zu lassen, den nur sein Nachname interessierte. Sich selbst stellte Biden als arm dar (was er im Vergleich zu den Clintons auch ist), aber Osnos ergänzt seine Standardaussage „Ich trage zwar mäßig teure Anzüge, besitze aber keine einzige Aktie oder Anleihe“ mit dem Hinweis, dass die Wertpapiere auf den Namen seiner Frau laufen. Und es fehlen auch nicht die Vorwürfe, die einige Frauen im Wahlkampf 2020 erhoben: Biden hat es früher an Empathie gefehlt, um zu wissen, wie nah man Frauen kommen darf.
Was er wird umsetzen können, ist offen. Im Sommer sagte er Osnos, der „progressivste Präsident seit FDR“ werden zu wollen: Franklin D. Roosevelt baute mit seinem New Deal in den Dreißigern das Land um. Biden war stets wandelbar. Wenn er als „Wetterfahne“ beschrieben wird, ist dies nicht negativ: Er orientiert sich dorthin, wohin sich die Stimmung des Landes bewegt. Er hat sowohl Bernie Sanders als auch die Linke Alexandria Ocasio-Cortez eingebunden, sodass die Furcht vor großen Grabenkämpfen unter den Demokraten übertrieben sein könnte. Er weiß, dass er Bernie und AOC zuhören muss, und ist, so der Konsens in Washington, nach Beaus Tod nicht mehr so arrogant wie früher.
Manche Mitarbeiter klagen, dass Biden mitunter „Fremden, die ein Selfie an seiner Seite schießen möchten, größere Dankbarkeit“ zeige, als jenen, die jahrelang dafür schufteten, ihn im Amt zu halten. Solche Details sind eine gute Ergänzung zum zitierten Memo. Vieles spricht aber dafür, dass Biden jene Männer und Frauen für seine Regierung gewinnen kann, die er für eine neue Politik der Fairness braucht.
Joe Biden:
Versprich es mir. Über Hoffnung am Rande des Abgrunds. Aus dem Englischen von Henning
Dedekind und Friedrich Pflüger. Verlag C.H. Beck, München, 2020.
250 Seiten, 22 Euro.
Evan Osnos:
Joe Biden – Ein Porträt.
Aus dem Englischen von Ulrike Bischoff und
Stephan Gebauer. Suhrkamp-Verlag, Berlin 2020.
263 Seiten, 18,95 Euro.
Gratulationen aus aller Welt an den neuen Präsidenten, etwa aus einer Bar in Rahovec in Kosovo.
Foto: ARMEND NIMANI /3AFP
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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"Dieses Buch ist ein Blick hinter die Kulissen, ehrlich, ungeschnitten und detailreich. Wer einen geliebten Menschen verloren hat, wird in Bidens Worten ganz sicher Trost finden. Das Aufflackern der eigenen Verwundbarkeit macht 'Verspriches mir' so berührend, ebenso eindrucksvoll sind die kleinen Momente der Zärtlichkeit zwischen Biden und seinem sterbenden Sohn."
The New York Times
"Ein ergreifender, lehrreicher und zutiefst bewegender Bericht."
The Washington Post
"Für seine Leserschaft in den USA war das Besteller-Buch in den Trump-Jahren ein emotionaler Rettungsring, an den sich viele klammern konnten."
ZDF.de, Christhard Läpple
"Absolut lesenswert."
SRF Kultur, Britta Spichiger
Zeigt einen künftigen Präsidenten, Leiderfahrung und Verlust.... Der (...) darauf beharrt, dass (...) nur positiv verarbeitet werden können, wenn man sie teilt und zu etwas Politischem macht."
Die Welt
"(Joe Biden) zeigt sich als einer, der weiß, wie man Trost spendet (...) Joe Biden aber ist Rocky. Der liegt am Boden, steht wieder auf, arbeitet hart und am Ende besiegt er seine Widersacher."
Frankfurter Rundschau, Arno Widmann
"Wieso ihm nichts wichtiger ist als die Familie, hat er in 'Versprich es mir' beschrieben. (...) weil Biden und sein Ghostwriter die Geschichte des Schmerzes klug mit Schilderungen seiner Arbeit als Obamas Vize inklusive der Irak- oder Ukraine-Reisen verbinden, hilft die Lektüre, den 46. US-Präsidenten besser zu verstehen. (...) Der Wechsel von politischen Analysen zu intimen Momenten ist stimmig, denn genau so durchlebte Biden die schwere Zeit."
Süddeutsche Zeitung, Matthias Kolb
"Die Biden-Story (verströmt) jene Duftnote des Amerikanischen, die man (...) doch auch gerne schnuppert: Familiensinn, Zuversicht selbst in den dunkelsten Stunden, das Bewusstsein, dass man eine Mission zu erfüllen hat."
Der Standard, Josef Kirchengast
"Die Lektüre (hilft), den 46. US-Präsidenten besser zu verstehen."
Tages-Anzeiger, Matthias Kolb
"Nach der Lektüre dieses bewegenden Buches hat man für Biden nur noch Achtung und Bewunderung übrig - für den Politiker, den Vater, den Familienmenschen, den großen Amerikaner."
HuffPost
"'Versprich es mir' ist - trotz seines zentralen Themas - ein überraschend frisches, oft ermutigendes Werk, das von der unverwüstlichen Lebensfreude und Offenherzigkeit seines Autors lebt."
Vanity Fair
"Joe Bidens Erinnerungsbuch verknüpft Familientragödie mit seinen vor allem außenpolitischen Positionen, die er als Vizepräsident verfolgte - und als nächster Präsident verfolgen könnte." neues deutschland, Reiner Oschmann
The New York Times
"Ein ergreifender, lehrreicher und zutiefst bewegender Bericht."
The Washington Post
"Für seine Leserschaft in den USA war das Besteller-Buch in den Trump-Jahren ein emotionaler Rettungsring, an den sich viele klammern konnten."
ZDF.de, Christhard Läpple
"Absolut lesenswert."
SRF Kultur, Britta Spichiger
Zeigt einen künftigen Präsidenten, Leiderfahrung und Verlust.... Der (...) darauf beharrt, dass (...) nur positiv verarbeitet werden können, wenn man sie teilt und zu etwas Politischem macht."
Die Welt
"(Joe Biden) zeigt sich als einer, der weiß, wie man Trost spendet (...) Joe Biden aber ist Rocky. Der liegt am Boden, steht wieder auf, arbeitet hart und am Ende besiegt er seine Widersacher."
Frankfurter Rundschau, Arno Widmann
"Wieso ihm nichts wichtiger ist als die Familie, hat er in 'Versprich es mir' beschrieben. (...) weil Biden und sein Ghostwriter die Geschichte des Schmerzes klug mit Schilderungen seiner Arbeit als Obamas Vize inklusive der Irak- oder Ukraine-Reisen verbinden, hilft die Lektüre, den 46. US-Präsidenten besser zu verstehen. (...) Der Wechsel von politischen Analysen zu intimen Momenten ist stimmig, denn genau so durchlebte Biden die schwere Zeit."
Süddeutsche Zeitung, Matthias Kolb
"Die Biden-Story (verströmt) jene Duftnote des Amerikanischen, die man (...) doch auch gerne schnuppert: Familiensinn, Zuversicht selbst in den dunkelsten Stunden, das Bewusstsein, dass man eine Mission zu erfüllen hat."
Der Standard, Josef Kirchengast
"Die Lektüre (hilft), den 46. US-Präsidenten besser zu verstehen."
Tages-Anzeiger, Matthias Kolb
"Nach der Lektüre dieses bewegenden Buches hat man für Biden nur noch Achtung und Bewunderung übrig - für den Politiker, den Vater, den Familienmenschen, den großen Amerikaner."
HuffPost
"'Versprich es mir' ist - trotz seines zentralen Themas - ein überraschend frisches, oft ermutigendes Werk, das von der unverwüstlichen Lebensfreude und Offenherzigkeit seines Autors lebt."
Vanity Fair
"Joe Bidens Erinnerungsbuch verknüpft Familientragödie mit seinen vor allem außenpolitischen Positionen, die er als Vizepräsident verfolgte - und als nächster Präsident verfolgen könnte." neues deutschland, Reiner Oschmann