Alles müsse immer im Zusammenhang betrachtet werden, sagt man so oft. Der Kontext ist ein Interpretationsparadigma, das uns geläufig ist. Allerdings wird er in der Literatur- und Kulturwissenschaft häufig auf die soziokulturellen Umstände beschränkt, in denen ein Werk entstand. Dieses Verständnis will diese Arbeit aufsprengen zugunsten eines Kontextbegriffs, der vielfältige Parameter als Kontexte zur Textinterpretation heranzieht. Als Grundlage dient das literarische Werk des schweizerischen Schriftstellers Robert Walser, das sich in seiner Vielschichtigkeit und seinem Facettenreichtum wie kein anderes eignet, um daran eine Theorie des Kontextes zu entwickeln: Geschichten, die Walser zuerst in Zeitungen und Zeitschriften abdrucken ließ, in eigene Bücher im nun veränderten Zusammenhang einfügte, oder die Querbeziehungen auf seinen Manuskripten sind nur wenige Beispiele, die zeigen, wie der Kontext am Verstehen eines Textes mitarbeitet. Hinzu kommen intermediale und diskursive Kontexte, die einen Text weitergehend zu modellieren imstande sind. Unter Rückgriff auf medientechnische Dispositive wie das Archiv als Sammelraum, das Museum als Schauraum und die Bibliothek als Leseraum wird schließlich vorgeschlagen, den Kontextbegriff in Zukunft weiter zu denken und auch in Bezug auf andere uvres anzuwenden.