Joseph Haydns Klaviersonatenschaffen reicht von den Divertimentider 1750er Jahre bis zu den Londoner Sonaten von 1794/95. In diesenvier Jahrzehnten erweist sich »Papa Haydn« als radikaler Experimentator.Er stellt wie in einem naturwissenschaftlichen Labor formaleVersuche an, arbeitet systematisch und ausdauernd, gleichzeitig abermit Spielfreude und Witz an der Entwicklung und Ausformulierungder Sonate. Diese ist für ihn weniger eine feste Form, als eher eine Methode,in verschiedensten musikalischen Logiken zu denken und zuimmer wieder überraschend neuen Synthesen zu kommen. WolfgangBöhmer versucht, in seinen formalen Analysen die Wege des Experimentierens,aber auch die Umwege und Sackgassen mit dem Komponistenmitzugehen.