Vier Jahre nach Pastiors Tod wurde im Spätsommer 2010 eine von ihm unterschriebene Erklärung bekannt, in der er sich 1961 verpflichtete, Informationen an den rumänischen Geheimdienst zu liefern. Dies löste eine heftige, von Spekulationen und Unterstellungen begleitete Diskussion aus, die in dem ohne Belege verbreiteten Gerücht gipfelte, Pastior träfe durch seine Spitzeltätigkeit die Mitschuld am Selbstmord des Dichters Georg Hoprich. Was aber sagen die Akten darüber aus? War Pastior ein für die Securitate wertvoller Informant, oder stimmt, was der aktenführende Offizier nach Oskar Pastiors Flucht in die BRD 1968 notierte: Er habe kein Interesse gezeigt und sei seinen Verpflichtungen nur auf formale Weise nachgekommen? Inzwischen wurden zahlreiche Securitate-Akten gesichtet und erforscht. Der Sonderband präsentiert die Ergebnisse; er versammelt alle bislang zugänglichen Materialien und analysiert diese im politischen und kulturellen Kontext der Zeit. Darüber hinaus werden Lektüreversuche unternommen, die der Frage nachgehen, wo und auf welche Weise sich die Securitate-Erfahrung in Oskar Pastiors Werk auffinden lässt, denn es wurde auch der Vorwurf erhoben, Pastior habe sein Interesse an der poetischen Moderne verraten. Die Beiträger
Corina Bernic, Thomas Eder, Oswald Egger, Jacques Lajarrige, Michael Lentz, Stefan Sienerth und Ernest Wichner
Corina Bernic, Thomas Eder, Oswald Egger, Jacques Lajarrige, Michael Lentz, Stefan Sienerth und Ernest Wichner