Viele machen die weltweite Vernetzung der Wirtschaft für alles Elend auf der Welt verantwortlich von der Kinderarbeit über die Umweltverschmutzung bis hin zur anhaltenden Armut vieler Länder. Der international anerkannte Wirtschaftswissenschaftler Jagdish Bhagwati greift in diesem Standardwerk die Argumente der Globalisierungskritiker auf und entkräftet sie Zug um Zug. Er zeigt, wie die Globalisierung die Lebensbedingungen für Millionen von Menschen sogar erheblich verbessert hat.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.2008Wir müssen handeln
Politisch lässt sich im Land des Exportweltmeisters ein prima Blumentopf mit allerdings heimischen Geranien gewinnen, wenn man kraftvoll gegen die Globalisierung poltert. Urwaldrodung, Kinderarbeit und Hunger: Immer ist die Globalisierung schuld.
Jagdish Bhagwati ist Wirtschaftswissenschaftler an der Columbia-Universität in New York. Er gehört zu den führenden Handelsexperten der Welt. Sein durch Fakten gesättigtes Plädoyer für die Globalisierung macht ihn hierzulande suspekt und rückt ihn weit nach rechts in der politischen Landschaft. Er selbst ortet sich politisch links von der Mitte ein.
Sein Buch ist weder Lehrbuch über die Globalisierung noch eine Verteidigungsschrift des Freihandels im klassischen Sinne. Dafür ist der Tonfall viel zu warmherzig, dafür ist seine Bereitschaft, sich auf die Argumente der Freihandelsgegner einzulassen, viel zu groß. Dafür wirkt das ganz Werk zu entspannt. Wer das Buch liest, stellt sich Bhagwati wie einen geduldigen Lehrer vor, bei dem man sich traut, einmal Dummes zu fragen. So einen Professor hätte man sich gewünscht.
Etwas ungehalten wird er allerdings, so geht aus manchen Passagen des Buches hervor, wenn Ökonomen wie ihm das Ziel abgesprochen wird, die Armut zu besiegen. Nur glaubt er dabei nicht an zentrale Entwicklungspläne und eine Beschränkung des Handels.
Offene Gütermärkte, offene Märkte für Dienstleistungen haben positive Auswirkungen. Für offene Kapitalmärkte gilt das nach seiner Ansicht allerdings, das sei am Rande erwähnt, nicht. Denn ein Unfall im Finanzsystem kann zu einem Flächenbrand führen, ein Güterproduzent geht schlimmstenfalls bankrott.
Ja, es gibt Verlierer der wirtschaftlichen Entwicklung. Und ein Wohlfahrtsstaat muss sicherstellen, dass die Menschen im Fall der Fälle nicht ins Nichts rutschen. Was aber nichts hilft, ist "Antiglobalisierung". "Wir brauchen offene Ökonomien, um all die Vorteile zu haben, die Offenheit nach sich zieht." Dabei geht es Bhagwati nicht nur um Wohlstand, sondern auch um die Freiheit an sich.
Er glaubt den empirischen Beweisen: Die Armut in den armen Ländern hat nach allen vorliegenden Statistiken nicht zu-, sondern abgenommen, als diese begannen, sich an der neuen Weltwirtschaft zu beteiligen. Ausländische Direktinvestitionen, auch die der multinationalen Konzerne, schaffen Beschäftigungschancen.
Die Löhne in den mit ausländischem Kapital errichteten Fabriken sind meist deutlich höher als das ortsübliche Niveau der Entwicklungs- und Schwellenländer. Deshalb sind die Arbeitsplätze dort begehrt. Die Kinderarbeit nimmt in den Schwellenländern ab, je mehr der Lebensstandard steigt. Bhagwati warnt aber davor, diesen Ländern sozial- oder arbeitsrechtliche Standards nach westlichen Maßstäben aufzudrängen; das könnte die Entwicklung zurückwerfen.
wvp.
Jagdish Bhagwati: Verteidigung der Globalisierung. Pantheon Verlag Berlin, 16,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Politisch lässt sich im Land des Exportweltmeisters ein prima Blumentopf mit allerdings heimischen Geranien gewinnen, wenn man kraftvoll gegen die Globalisierung poltert. Urwaldrodung, Kinderarbeit und Hunger: Immer ist die Globalisierung schuld.
Jagdish Bhagwati ist Wirtschaftswissenschaftler an der Columbia-Universität in New York. Er gehört zu den führenden Handelsexperten der Welt. Sein durch Fakten gesättigtes Plädoyer für die Globalisierung macht ihn hierzulande suspekt und rückt ihn weit nach rechts in der politischen Landschaft. Er selbst ortet sich politisch links von der Mitte ein.
Sein Buch ist weder Lehrbuch über die Globalisierung noch eine Verteidigungsschrift des Freihandels im klassischen Sinne. Dafür ist der Tonfall viel zu warmherzig, dafür ist seine Bereitschaft, sich auf die Argumente der Freihandelsgegner einzulassen, viel zu groß. Dafür wirkt das ganz Werk zu entspannt. Wer das Buch liest, stellt sich Bhagwati wie einen geduldigen Lehrer vor, bei dem man sich traut, einmal Dummes zu fragen. So einen Professor hätte man sich gewünscht.
Etwas ungehalten wird er allerdings, so geht aus manchen Passagen des Buches hervor, wenn Ökonomen wie ihm das Ziel abgesprochen wird, die Armut zu besiegen. Nur glaubt er dabei nicht an zentrale Entwicklungspläne und eine Beschränkung des Handels.
Offene Gütermärkte, offene Märkte für Dienstleistungen haben positive Auswirkungen. Für offene Kapitalmärkte gilt das nach seiner Ansicht allerdings, das sei am Rande erwähnt, nicht. Denn ein Unfall im Finanzsystem kann zu einem Flächenbrand führen, ein Güterproduzent geht schlimmstenfalls bankrott.
Ja, es gibt Verlierer der wirtschaftlichen Entwicklung. Und ein Wohlfahrtsstaat muss sicherstellen, dass die Menschen im Fall der Fälle nicht ins Nichts rutschen. Was aber nichts hilft, ist "Antiglobalisierung". "Wir brauchen offene Ökonomien, um all die Vorteile zu haben, die Offenheit nach sich zieht." Dabei geht es Bhagwati nicht nur um Wohlstand, sondern auch um die Freiheit an sich.
Er glaubt den empirischen Beweisen: Die Armut in den armen Ländern hat nach allen vorliegenden Statistiken nicht zu-, sondern abgenommen, als diese begannen, sich an der neuen Weltwirtschaft zu beteiligen. Ausländische Direktinvestitionen, auch die der multinationalen Konzerne, schaffen Beschäftigungschancen.
Die Löhne in den mit ausländischem Kapital errichteten Fabriken sind meist deutlich höher als das ortsübliche Niveau der Entwicklungs- und Schwellenländer. Deshalb sind die Arbeitsplätze dort begehrt. Die Kinderarbeit nimmt in den Schwellenländern ab, je mehr der Lebensstandard steigt. Bhagwati warnt aber davor, diesen Ländern sozial- oder arbeitsrechtliche Standards nach westlichen Maßstäben aufzudrängen; das könnte die Entwicklung zurückwerfen.
wvp.
Jagdish Bhagwati: Verteidigung der Globalisierung. Pantheon Verlag Berlin, 16,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Auf dieses Buch haben wir alle gewartet." George Akerlof, Nobelpreis für Wirtschaft
"Durch seine gewinnende und weltoffene Art beweist Bhagwati den Globalisierungskritikern, dass für Ökonomen auch andere Werte als rein wirtschaftliche zählen." Washington Post
"Ein überzeugender, kenntnisreicher und unterhaltsamer Beitrag zur Globalisierung und ihren Kritikern." Foreign Affairs
"Durch seine gewinnende und weltoffene Art beweist Bhagwati den Globalisierungskritikern, dass für Ökonomen auch andere Werte als rein wirtschaftliche zählen." Washington Post
"Ein überzeugender, kenntnisreicher und unterhaltsamer Beitrag zur Globalisierung und ihren Kritikern." Foreign Affairs