In unserer Gesellschaft stehen wichtige und drängende Fragen über die Verteilung knapper Ressourcen im Gesundheitswesen an. Die Autorin greift diese Fragen auf, rekonstruiert sie aus psychologischer Sicht und beantwortet sie in einer empirischen Studie. Im Fokus der umfangreichen Studie stehen subjektive Gerechtigkeitsurteile, Eigeninteressen und Handlungsbereitschaften. Die Ergebnisse: Gerechtigkeitsurteile bezogen auf das Gesundheitssystem werden differenziert gefällt und sind für die Einstellungsbildung zentral. Eigennutz spielt (auch in seiner durch Gerechtigkeitsrhetoriken maskierten Form) nur eine untergeordnete Rolle.Die abgeleiteten gesundheitspolitischen Empfehlungen: das Gerechtigkeitserleben der Bürger ist ernst zu nehmen; Bürger und Entscheidungsträger sind aufzuklären, dass eigene Interessen nur eine untergeordnete Rolle spielen; die Etablierung eines fairen Entscheidungsverfahrens fördert eine nachhaltige Lösung der Verteilungskonflikte. "Eine grundlegende und richtungsweisende empirische Arbeit. Bislang gibt es keine psychologische Arbeit im Handlungsfeld Gesundheitswesen, die von einem vergleichbaren konzeptuellen Niveau wäre." (Univ.-Prof. Dr. E. Kals)